Im Team der Nachtschichten wird entweder gar nicht geraucht oder es liegen Camel und Marlboro auf dem Tisch. Eine Dame quarzt Gaulioses [sprich: Gauläuse], der Chef greift manchmal zur Pfeife, außerdem steht ein mit 25 Cohibas prall gefüllter Humidor im Regal. Weil es lange nichts zu feiern gab, liegt die Zigarrenkiste allerdings unter einer dicken Staubschicht. Angesichts ausstehender Lohnzahlungen durch unsere Leser (die Anteilnahme in Form von Kommentaren geht gegen Null) greifen wir aus Frust immer öfter zu anderen Rauschmitteln. Bei einer solchen Orgie ist jetzt allerdings was ans Licht gekommen, auf das wir keine Antwort gefunden haben. Und deshalb fragen wir heute Sie!
Wichtiger noch als Zigaretten ist Alkohol. Nachdem der jüngst in reichem Maße die Kehlen der Satiriker gegerbt hatte, entbrannte eine heftige Diskussion darüber, welche Zigarettensorte wohl die beste sei.
Klar, wie alles in unserer Gesellschaft, wird die Beliebtheit über den Preis definiert. Und so trumpfte der MN-Chefsatiriker mit Camel für 18 Euro auf, um einen per Leihvertrag gemieteten Aushilfsvolontär zu übertrumpfen, der Camel für 20 Euro pro Schachtel raucht.
Im Grunde genommen lief zunächst alles auf die Pointe hinaus, die man schon vom Witz mit den Benzinpreisen kennt. Für Fritzchen gibt es keine Spritpreiserhöhung, er tankt immer für 30 Euro.
Rechnung steht auf der Kippe
Dann aber stellte sich im MN-Team eine Pause der Sprachlosigkeit ein. Die Hirne rauchten, mathematische Grundrechenoperationen wurden bemüht und so manch einer schielte sogar schon zum Tafelwerk unter dem Humidor.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wir sind auf ein mathematisches Problem gestoßen, für das die Schulwissenschaft offenbar noch keine Erklärung gefunden hat. Auch die KI nicht. ChatGPT hat gemeint, es könne nicht antworten, weil es voll damit beschäftigt sei, das Problem zu bewundern.
Die Sonntagsfrage
Aber wozu haben wir eigentlich unsere Leser, die doch sonst immer auf alles eine Antwort haben? Also bitteschön: Hier eine Textaufgabe als Sonntagsfrage.
In einer Schachtel Camel zum Preis von 18 Euro befinden sich 53 Zigaretten. Das macht 0,34 Euro pro Zigarette. Im gleichen Regal, nur wenige Zentimeter davon entfernt, stehen Camel-Schachteln zum Preis von 20 Euro, in denen sich 60 Zigaretten befinden. Das macht nach Adam Ries 0,33 Euro pro Glimmstengel.
Wenn man nun die Differenz betrachtet (53 Stück für 18 Euro gegenüber 60 Stück für 20 Euro), befinden sich in der größeren Schachtel für 2 Euro mehr 7 zusätzliche Zigaretten. Sieben Zigaretten für zwei Euro macht aufgerundet 0,29 Euro pro Kippe.
Bei 0,29 Euro pro Zigarette dürfte sich der Preis der Schachtel allerdings nicht auf 20 Euro belaufen, sondern auf 60 x 0,29 = 17,40 Euro.
Frage: Wo kommt die Differenz in Höhe von satten 2,60 Euro her, wer steckt sie sich ein und wie wird sie versteuert? Lassen Sie bei Ihrem Rechenweg vermeintlich marktwirtschaftliche Mechanismen (beispielsweise dass Waren billiger werden, je größer die Abnahmemenge ist) getrost außer Acht.
Legendäre Preise
Für die drei originellsten Antworten spendieren wir je einen legendären Aufkleber „Ich bin ein Markranstädter“, für die bei Ebay inzwischen schon zweistellige Beträge aufgerufen werden.
Schreiben Sie Ihre Lösungsvorschläge gleich unten in den Kommentarbereich oder schicken Sie sie per eMail an redaktion@nachtschichten.eu.
Wir sind gespannt!
20 Kommentare
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Ist doch ganz einfach: im Nettomarkt wurde nach einem Jahr im Lager mal wieder gekehrt. In einer Ecke fand man eine Stange camel und die wurde noch für rauchbar befunden. Es war schwierig den Preis zu ändern und somit hat man ihn belassen.
Für den Lösungsansatz bekommen Sie zwei Punkte, die wir gleich mit Ihrem Guthaben in Flensburg verrechnen. Aber wo ist Ihr Ergebnis und vor allem: Wie lautet Ihr Antwortsatz?
Ihr enttäuscht mich. Ich bin nicht informiert über die Steuerentwicklung dieses Produkts der letzten Jahre, aber darin liegt die Lösung.
Verständlich. Wenn man sich seine Glimmstengel aus Polen mitbringen lässt, braucht man kein Sondervermögen an steuerlichem Grundwissen über die deutschen Gepflogenheiten des Fiskus. Aber Ihre Hartnäckigkeit soll belohnt werden: Sie haben einen der drei Aufkleber gewonnen. Was sagen Sie nun?
Dankeschön, der Kleber kommt an eine Markranster Kneipe oder Gastronomie -die Auswahl ist übersichtlich – wer findet ihn zuerst ?
Wir drücken Ihnen zwar die Daumen, dass Sie noch eine Lokalität finden, die eine der Bezeichnungen „Kneipe oder Gastronomie“ verdient, aber passen Sie auf! Wenn Sie den Aufkleber da draufpappen, machen Sie sich gleich mehrerer Tatbestände schuldig: Kulturelle Aneignung, Vorspielegung falscher Tatsachen, Schmücken mit fremden Federn, unlauterer Wettbewerb, Verwendung fastfoodfeindlicher Symbole …
Lieber Herr Meißner,
wie soll man denn auf einen „vernünftigen Nenner“ kommen, wenn die Tüte Mehl immer KEINER wird?
Und jetzt kommen Sie bitte nicht mit orthographischen Spitzfindigkeiten.
Was ist überhaupt ein „vernünftiger Nenner“?
Ich habe leider im Mathematikunterricht nicht lange genug ordentlich aufgepasst und bin nur bis zum kleinsten gemeinsamen Nenner gekommen.
Vor dem keinsten bzw. vernünftigen Nenner hab ich mich leider beim Kreide holen im Schulkomplott in der Parkstraße verlaufen und geistere seitdem als Schulgespenst durch die Gängel.
Hoffentlich haben Sie wenigstens in Biologie besser aufgepasst. Sex ist, wenn man morgens die Wurzel aus einer Unbekannten zieht.
Nur eine unbekannte?
Bei uns auf dem Goldschrift-College wurde immer mit mindestens zwei Unbekannten gerechnet.
Das waren ja auch noch andere Zeiten. Damals, so kurz nach Kriegsende, waren Männer Mangelware.
Als von der POS geprägte Absolventin habe ich Probleme mit dieserArt der Aufgabenstellung. Bitte gebt Euch Mühe und stellt die Aufgabe so, dass sich auch ein gesellschaftlich-pädagogischer Nährwert ergibt. Zum Beispiel so: „Der BGL-Vorsitzende der LPG „Karl Liebknecht“ raucht bei der Produktionsberatung der Brigade „Frieda Hockauf“ Zigaretten der Marke F6. Der Vorsitzende der LPG schwört hingegen auf Juwel 72. …“
Was Sie da fordern, ist Stoff der 12. Klasse, weil da bereits mit drei statt mit zwei Unbekannten gerechnet werden muss. Schon vergessen? Der Parteisekretär raucht Ernte 23, die ihm seine Westverwandtschaft geschickt hat.
Na dann will ich Euch mal auf die Sprünge helfen. Es handelt sich hier um eine sogenannte Ungleichung mit zwei Bekannten, die mit einer atrinomischen Formel verkettet ist. Die Funktion lautet: y = x2 + (53 : 60) – (18 + 20). Die Wurzel dieser Funktion verhält sich dabei umgekehrt reziprok zum proportionalen Verhalten der Kurve auf der x-Achse. Ist eigentlich ganz einfach, wenn man, wie Robert Habeck, etwas von Wirtschaftswissenschaften versteht. Dann weiß man auch, dass sich die Koordinaten des Scheitelpunktes dieser Funktion auf der y-Achse bei Unendlich gegen i (Insolvenz) nähern. Leider habe ich in Ihrem Kommentarbereich kein Werkzeug gefunden, um den Graphen dieser Funktion einzeichnen zu können.
Der Graph dieser Funktion hätte Sie auch nicht mehr gerettet. Sie haben vergessen, den Antwortsatz zu formulieren.
Machen wir es doch wie mit den Foliepacks, in denen Getränkeflaschen eingescheißt sind. Die werden von Kunden auch aufgerissen, um einzelne Flaschen zu entnehmen. Wenn wir uns nun aus den 60er-Zigarettenschachteln nur die 7 Stück geben lassen, die 29 Cent kosten, kommen wir bei 8,5 aufgerissenen Schachteln auch auf 60 Stück – dann allerdings zum Preis von 17,40 Euro. Dann – und nur dann – stimmt die Rechnung. Ich hoffe, Ihr vergebt bei Eurer Benotung auch Punkte für den Rechenweg.
Da setzen Sie aber ein hohes Allgemeinwissen bei den Kassierern voraus: Dreisatz ist keine olympische Disziplin.
Hallo liebe Nachtschichtler,
ja länger man rechnet, desto wahrscheinlicher wird es, dass man wie Asterix endet- in dem “Haus, was Verrückte macht”. Da kommt man vom Spritpreis, über den Radeberger Bierkasten zur immer keiner werdenden Mehltüte. Es ist den Anbietern nicht mal mehr peinlich, dass die Kunden diese Praktiken durchschauen. Inzwischen bestimmt nicht Angebot und Nachfrage den Preis sondern Gier und Unverschämtheit.
Herzliche Grüße an alle Rechenkünstler, aber hier kommt ihr auf keinen vernünftigen Nenner…
Wir haben es auch schon mit dem Abakus und dem Rechenschieber versucht, aber keiner dieser analogen Computer verfügt über einen Speicher für die Zwischenergebnisse.
Der gemeine Homomarkransis ist tolerant und wundert sich über gar nichts mehr. Ohne meckern und motzen wird so etwas hingenommen. Im Ernstfall wird eben selbst gedreht. Dann passt das mit der Rechnerei.
Kommt drauf an, was man sich dreht. Bei uns ist danach nix mehr mit Rechnerei, da wird nur noch pi mal Daumen geschätzt (daher: Däumchen drehen).