Sicherheitslücken im Markranstädter Nahverkehr

Die schwere Panne am Flughafen Köln-Bonn hat neue Diskussionen um die Sicherheit im Personenverkehr entfacht. Auch in Markranstädt waren die ÖPNV-Passagiere gegenüber den Verkehrsbetrieben bislang eher gutgläubig. Ein Test der Markranstädter Nachtschichten enthüllte jetzt aber eklatante Lücken im Sicherheitssystem. Kann man noch ohne Terror-Angst mit dem Bus fahren?

Deutschlands Personenverkehrsdrehscheiben gleichen heute Steuerzentralen interstellarer Raumschiffe. Technik, wohin das Auge reicht.

Lasergesteuerte Körperscanner, vollelektronische Leibesvisitationsanlagen, EDV mit Spezialfiltern zur Rasterfahndung, Lesegeräte zur Auswertung biometrischer Fotos … und alles für die Sicherheit der Passagiere.

Freitag, 22. April 2016, 11:28 Uhr: Der speziell für Undercover-Aktionen ausgebildete MN-Mitarbeiter 008 (Name geändert) befindet sich am Abfertigungsbereich der Bushaltestelle in der Schkeuditzer Straße.

In einer Aktentasche hat er hochbrisantes Material deponiert, das jeder Anti-Terroreinheit eiskalte Schauer über den Rücken jagen würde.

Wird es unserem Mitarbeiter gelingen, die Konstruktionspläne für eine Eisbombe unentdeckt an Bord des Busses der Linie 65 zu schmuggeln? Noch sind wir zuversichtlich, dass er enttarnt wird und für mindestens drei Jahre in Abschiebehaft kommt, der nervende Saupreuße, der.

Aber es kommt anders. Ohne überhaupt angehalten oder wenigstens in einer anderen adäquaten Form belästigt zu werden, steigt unser Mann in den Bus, grüßt sogar noch den Piloten, sucht sich dann in aller Ruhe einen freien Platz aus und kann so mit dem terroristischen Material unbehelligt bis nach Leipzig fahren.

Von Sicherheitspersonal oder wenigstens einer Stewardess ist weit und breit nichts zu sehen.

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Ob nach dem Funktionsprinzip von Schöller oder Langnese: Die Wirkung von Eisbomben ist verheerend.

 

Für den Rückweg setzen wir noch einen drauf. Irgendwie müssen wir 008 schließlich los werden. Wir verzichten auf die Aktentasche. Der Mann trägt das brisante Dokument nunmehr deutlich sichtbar in der Hand. Und weil uns das noch nicht reicht, verkleiden wir ihn als Muslima. In Ermangelung einer Burka rollen wir den Kerl in einen alten Teppich und schieben ihn so vor den Busfahrer.

Der zuckt noch nicht mal zusammen. Und so steigt unser Mann samt Baupläne für eine Zwei-Kilo-Eisbombe wenig später in der Schulstraße wieder aus und ist zutiefst erschüttert über die gravierenden Lücken im Sicherheitssystem unserer Nahverkehrsbetriebe.

Wir konfrontieren die Kommunale Linienbus GmbH (KLG) mit den Ergebnissen unserer Recherchen. Dort wollte man zunächst nicht mit uns sprechen, erklärte sich dann aber auf schriftliche Anfrage zu einer Stellungnahme bereit. Darin heißt es unter anderem: „…Wir nehmen Ihre Hinweise sehr ernst. Auf Ihre Frage, wie die KLG darauf reagieren wird, können wir auf diesem Wege allerdings keine Stellung nehmen, weil die Antwort große Teile unserer Passagierinnen und Passagiere verunsichern würde…“

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