Ausgang für die, die nie nach dem Weg fragen

Morgen geht’s für die Männer wieder auf Tour. Es ist der Tag im Jahr, an dem sich die selbsternannten Helden des Alltags mal ganz offiziell die Kante geben dürfen. Wahre Helden, so heißt es, brauchen dieses Alibi nicht. So oder so gibt’s Ärger, wenn am Abend das Schlüsselloch auf wundersame Weise verschwunden ist oder man vom Bett aus mit dem linken Bein die Rotation der Welt bremsen will.

Mal per Fahrrad, mal zu Fuß, am Ende oft auf allen Vieren – so ziehen die Herren der Schöpfung an Christi Himmelfahrt in Scharen über den Globus. Endlich mal die Hausarbeit hinter sich lassen und abschalten. So ein Leben als Mann kann ja bisweilen ziemlich nervig sein.

Ständig wird der Mann gezwungen, die Beine anzuheben, damit die Frau mit dem Staubsauger unter den Sessel kommt. Zudem wird ihm alles zwei- oder dreimal gesagt. Das kann eine Beziehung ziemlich stark belasten.

Männer haben ihre Eigenheiten, jawohl. Aber die sind schon seit Jahrtausenden bekannt und deshalb muss man nicht immer wieder aufs Neue in den alten Wunden stochern. Steht ja sogar schon in der Bibel.

Moses hat das Volk Israel 40 Jahre durch die Wüste geführt. Eine Frau hätte wahrscheinlich schon nach zwei Stunden nach dem Weg gefragt. Und genau das wird den Männern auch heute noch bei jeder Fahrt in den Urlaub wieder und wieder auf die Bemme geschmiert.

Auch am Donnerstag werden wir wieder viele Exemplare dieser Spezies sehen, die in wundersamsten Körperhaltungen hilflos und durstend durch die Gegend irren. Das Bild in der Kernstadt wird sich dabei nicht signifikant von dem in den ländlichen Latifundien unterscheiden.

Die Markranstädter Wirtshäuser haben sich schon darauf eingestellt. So lockt der Holzwurm bereits ab 9 Uhr mit einem breiten Spektrum für die Versorgung von Leber und Magen. Neben krähenden Zapfhähnen und Deftigem vom Grill gibt es auch die passende Musik. Um gute Stimmung brauchte man sich im Holzwurm bekanntlich noch nie Sorgen machen.

Passend zum Männertag wäre auch die neue Attraktion im Ab ans Ufer an der Kulki-Promenade gewesen. Leider ist die schwimmende Grill-Insel noch nicht ganz fertig. Vielleicht aber ganz gut so. Beim prognostizierten Zustand der Männerwelt ist an einem solchen Tag nicht auszuschließen, dass die so ein Teil auch gleich mal versenken.

Für die neue Attraktion im „Ab ans Ufer“, eine schwimmende Grill-Insel, wird noch ein Name gesucht.

Vielleicht funktioniert ja die Bewässerung der Torpedorohre noch nicht reibungslos? Jede Brauerei hat ja bekanntlich ihre eigenen Kaliber der 0,5-Liter Glasmantelgeschosse. Trotzdem wird’s am Donnerstag auch im „Ab ans Ufer“ hoch her gehen und wer weiß … vielleicht fällt dem einen oder anderen Männchen unter Alkoholeinfluss ein richtig schöner Name für das Grillboot ein? Der wird nämlich noch gesucht.

Auf dem Lande wird es traditionell nicht hoch, sondern noch etwas höher hergehen. Wohl dem Kneiper, der da wie der Groitzscher in Gärnitz über einen idyllischen Biergarten verfügt.

Aber auch in Räpitz geht die Post ab. Auf der Internetseite des Räpitzer Heimatvereins, von der bekanntlich freundschaftlich-kooperative Bande auch zu den Markranstädter Nachtschichten führen, wurde ein geradezu denkwürdiger Aufruf zum Männertag veröffentlicht, den man unbedingt gelesen haben sollte, wenn man diesen Tag in Würde begehen will. Ein monumantales Plädoyer wider dem Kneipensterben.

Zahlreiche Wirtshäuser in und um Markranstädt sind für den Anstrum am Männertag bestens gerüstet. Der Holzwurm öffnet seine Pforten sogar schon um 9 Uhr. Wegweiser braucht man da keine aufzustellen. „Immer der Stimmung nach“, lautet das Holzwurm-Motto.

Vielleicht sollte man sich in der Tat von den religiösen Wurzeln einschlägiger Feiertage lösen? Was ist schon Weihnachten? Es kommt schließlich alle Tage vor, dass ein Mann geboren wird, der sich für Gott hält.

Und wenn das mit der Schöpfungsgeschichte wirklich wahr wäre, warum hat der Herr dann den Männern ein Hirn und einen Penis gegeben, wo das bedauernswerte Geschöpf doch niemals zwei Dinge gleichzeitig tun kann?

Wünschen wir also unseren Männern für morgen das Beste, was ihnen passieren kann: Mögen sie wohlbehalten wieder nach Hause zurück finden.

Und wenn Sie unterwegs einem Manne begegnen, der dazu nicht mehr in der Lage ist, dann nehmen Sie sich seiner verirrten Seele einfach an. Sie wissen ja: Männer fragen nie nach dem Weg.

 

2 Kommentare

  1. Die Grillinsel könnte man benennen „veganes Würstchen“

    1. Das MN-Team hat sich nach eingehendem Brainstorming auf „Haubentaucher“ als Vorschlag geeinigt 😉

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