„Flirten und Verlieben“ heißt die Rubrik in der Leipziger Rundschau. Sie ist eine Art analoges Parshipping, bei dem man sich gefühlt alle elf Monate neu verlieben kann. Aber wer etwas genauer hinschaut, dem könnte das liebend Herz vor Staunen stocken. In der jüngsten Ausgabe des Blattes inserierten zwölf Frauen nach einem Manne. Klingt zunächst vielversprechend. Aber das Erwachen kommt beim Lesen der Inserate: Neun der zwölf Damen sind Witwen. Ein neuer Trend auf dem Liebesmarkt?
Die gemeine Markranstädter Hausfrau hat eine Lebenserwartung von durchschnittlich 83,4 Jahren. Ihr Mann dagegen hat für den Weg zwischen Uterus und Urne nur etwa 78,4 Jahre Zeit. Rein statistisch gesehen freilich.
Zumindest erklärt dieses Phänomen die Tatsache, warum es die Männer nach Feierabend immer so eilig haben, um zum Stammtisch zu gelangen. Die Zeit ist knapp!
Die wissenschaftliche Disziplin der Satire betrachtet die Vorgänge aus einer anderen Perspektive. Demnach stellt sich die reale Situation so dar: Eine Frau (83,4 Jahre) ist ohne ihren Mann (78,4 Jahre) maximal fünf Jahre überlebensfähig.
Klingt auch logisch. Wer sollte ihr beispielsweise nach dem Ableben des starken Partners noch den Bierkasten nach Hause schleppen? Oder das Schraubglas öffnen, um an die überlebenswichtige Nahrung zu gelangen? Der Witwe droht ein latenter Prozess schleichenden Verdurstens und Verhungerns!
Fast schlimmer noch sind die seelischen Folgen. Eine Frau ist ein sehr emotionales Wesen. Sie bezieht ihren gesamten Lebensinhalt aus Tätigkeiten, die ihr Mann nicht beherrscht. Bügeln beispielsweise. Wenn da plötzlich niemand mehr da ist, für den sie bügeln kann, geht eine Frau psychisch zugrunde. Das ist wissenschaftlich erwiesen!
Janis Joplin oder Amy Winehouse zum Beispiel haben nie gebügelt. Sie wurden nur 27. Maria Stuart hatte es immerhin bis zum 44. Lebensjahr ausgehalten. Als das Bügeleisen dann noch immer nicht erfunden war, ja noch nicht einmal der Prototyp eines Bügelbretts, ließ sie sich frustriert enthaupten.
Die emanzipierte Witwe unserer Tage hat das erkannt und zögert nicht. Je schneller ein neuer Mann gefunden ist, desto sicherer ihr Fortbestand.
Toaster kaputt!
Insofern handelt es sich bei der auffälligen Dichte der verwitweten Kontaktanzeigen nicht um das Bedürfnis nach Liebe, sondern lediglich um den Ausdruck eines lebensverlängernden Instinkts.
Natürlich könnte die moderne Witwe auch selber feststellen, dass der Stecker nicht in der Steckdose steckt. Aber wieviel emotionaler ist doch so eine Zweisamkeit, wenn sie ihm lediglich mitteilt: „Toaster kaputt!“
Auf diese Weise gibt sie ihrem Partner die Möglichkeit, sich als Problemlöser zu beweisen und muss ihn beim anschließenden Frühstück bei knackigem Toast nur noch ob seiner praktischen Fähigkeiten umschmeicheln, damit er ihr vorm Mittagessen auch das wie eisern zugeschweißte Schraubglas öffnet.
Aus der Sicht der Zielgruppe, also der auf Freiersfüßen wandelnden Witwer, stellt sich das Problem aber ganz anders dar. Hat er es doch entgegen aller Prognosen und Statistiken tatsächlich geschafft, seine Frau zu überleben und jetzt soll er sich der Gefahren partnerschaftlichen Frühablebens erneut aussetzen?
Nehmen wir mal das Beispiel von Tanja. Sie ist 54. Ihr Verstorbener muss demnach rein mathematisch bereits 30 Jahre früher als statistisch vorgesehen verschieden sein. Sowas muss doch Gründe haben? Da antwortet man doch nicht, dass man mit ihr die zweite Hälfte des Lebens verbringen möchte, wenn die rein statistisch nur drei Tage dauern kann.
Weder reich noch Doppel-D
Aber so haben sich die Zeiten geändert. Früher mussten Witwen noch mit dem Prädikat werben, dass sie reich sind. Wer arm war, hat sich einer utopischen Oberweite bedient („Ich habe vielleicht ein wenig zu viel Busen, aber das sollte unser harmonisches Zusammenleben nicht stören.“). Muhaha…
So leicht fängt man heute keine Männer mehr. Da muss schon eine klare Anweisung an seinen natürlichen Jagdinstinkt kommen. Beute machen sollte er können! Also das Schraubglas aufdrehen. Da fühlt sich auch der Greis noch einmal an der Ehre gepackt. Als Lohn gibt’s gebügelte Hemden.
2 Kommentare
Warum so eine Aufregung?
Gerhild Landeck, ehemalige Leiterin der Beratungsstelle im MGH, suchte schon mehrmals Interessierte für ein gemeinsames Wohnprojekt für Ältere in der noch aktiven Lebenszeit.
Da könnte man dann sicher immer irgend einen Dosenöffner oder eine Hemdenbüglerin im Hause finden und wenns funktioniert,auch noch viel Schönes miteinander erleben. Dort wäre man dann sicher auch beim Statuswechsel vom Ehepartner zur Witwe oder zum Witwer gut aufgehoben.
Es möge zustande kommen, dieses Projekt!
Denkt anders! Witwe bedeutet “ ich kassiere gute Witwenrente, bin tolle Partie und lebensfroh“! Reisen, Freizeit, Spass ohne Ende! Welcher Mann sucht schon eine Freundin, die von H4 überlebt oder noch etliche Jahre in einem ätzenden täglichen Job gefangen ist.