Freude überall: Der Montag beginnt diese Woche später

Nicht vergessen: In der kommenden Nacht werden die Uhren umgestellt. Also nicht vom Schlafzimmer ins Bad oder von der Küche ins Wohnzimmer, sondern die Zeiger. Die Stunde zwischen 2 und 3 Uhr gibt’s sozusagen doppelt. Was dann in den folgenden Tagen kommt, nennt man gemeinhin den „Jetlag der Proletarier“. Was aber verbirgt sich in Wahrheit dahinter?

Zunächst zur immerwährenden Frage: Stellen wir die Uhren nun eine Stunde vor oder zurück? Um sich das endlich merken zu können, gibt es so genannte Eselsbrücken. Wir kennen das noch aus der Schule. Sechs mal sechs ist 36, ist der Lehrer noch so fleißig und so weiter.

Im Falle der Zeitumstellung hilft das Gleichnis mit den Gartenmöbeln. Im Frühjahr werden sie raus (also vor) gestellt und im Herbst wieder zurück. Was so einfach klingt, ist aber nichts anderes als eine Form der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen.

Im Grunde genommen ist es doch so: Im Frühjahr wird uns eine Stunde geklaut. Da es dann aber traditionell länger hell ist, gehen wir da auch eine Stunde später zu Bett.

Das Satiremagazin Titanic hat berechnet, dass uns so schon zwei Stunden Schlaf pro Tag fehlen. Auf das halbe Jahr Sommerzeit umgerechnet, kommen wir mithin auf ein Schlafdefizit von fast 360 Stunden. Das ist lebensbedrohlich!

Rechnen wir mal weiter: 360 zusätzliche Stunden für Vater Staat und unsere Arbeitgeber, wohlgemerkt, pro Person, das sind auf die Bevölkerung der Bundesrepublik umgerechnet 82 Millionen mal 360 – also rund 29,5 Milliarden zusätzliche und unentgeltliche Stunden für unsere Volkswirtschaft.

Zugleich sind das aber auch 29,5 Milliarden zusätzliche Stunden, in denen auf Handys gezockt wird und Computer eingeschaltet sind. Von wegen, da würde Strom gespart. Rechnen wir nur mal mit einer lächerlichen und weit untertriebenen Leistung von einem Watt pro Gerät, landen wir am Ende dieses Halbjahrs bereits bei 29,5 Millionen Kilowattstunden.

Nicht berücksichtigt sind dabei solch elektrisch betriebene Dinge wie Vibratoren oder andere Haushaltsgeräte, mit denen man sich die zusätzlich zur Verfügung stehende Zeit ebenfalls vertreiben kann. Es ist also alles die blanke Verarsche mit dieser Zeitumstellung.

Auch wenn dann, wie in der kommenden Nacht, nach einem halben Jahr wieder der Normalzustand hergestellt wird, ist das erneut mit immensen Kosten verbunden. So dauert eine Nachtschicht dann eine Stunde länger. Das muss bezahlt werden!

Und haben Sie sich schon mal gefragt, wie ein Unternehmen die Betriebskosten für seine Maschinen absetzt, die an diesem Tag 25 Stunden laufen? Das ist doch ein gefundenes Fressen für jeden Finanzbeamten.

Wie auch immer: Die Sache mit der Zeitumstellung ist eine irrwitzige Erfindung. Auch in Markranstädt haben viele Menschen damit ihre Probleme. Die Karrikatur aus dem letzten Jahr zeigte das deutlich, auch wenn’s die Wenigsten begriffen hatten..

Während der Pfarrer irritiert an der Kirchturmuhr rumfummelt, ruft ihm der Verwaltungsleiter von der Rathaustreppe aus seine Meinung zu, die aus einer naheliegenden Arztpraxis aus noch näherliegenden Gründen sofort revidiert wird.

Immerhin kann sich der Medizinmann aus dieser frei erfundenen Bilderstory (Ähnlichkeiten mit lebenden Personen wären rein zufällig) letztendlich jedoch damit trösten, dass der Zeitpunkt für Neuwahlen auch ohne Zeitumstellung alle 60 Minuten eine Stunde näher rückt.

Aber all das ist halb so schlimm. Einzig in den Seniorenheimen der Stadt droht wirklich Gefahr. Wenn Diabetikerin Lotte R. (83) morgen ihre Insulinspritze pünktlich um 12 Uhr bekommt, ist es für ihren Körper bereits 13 Uhr. Hoffentlich erlebt die Dame dann wenigstens noch bei Bewusstsein die Ankunft der Spritzenschwester.

So ein betagter Organismus ist einfach nicht mehr lernfähig, was die Flexibilität bei der Einstellung auf eine neue Zeit angeht. Altersstarrsinn nennt man das in der Fachsprache und die Symptome äußern sich in solchen Sprüchen wie: „Um 12 wird gegessen!“

Warum eigentlich geht man mit der Zeitumstellung so halbherzig um? Einfach mal Mut zeigen und visionär denken, wäre doch wirklich besser. Nägel mit Köpfen machen!

Wir stellen nicht die Uhren um, sondern ganz konsequent gleich den Kalender. In der Nacht von Samstag zu Sonntag wird er auf die Nacht vom Freitag zum Samstag zurückgedreht und dafür entfällt der sowieso völlig überflüssige Montag. Das wär doch mal was!

Aber schlussendlich können wir uns trotzdem irgendwie mit dem Wochenbeginn trösten. Wenn wir in der kommenden Nacht die Uhren umstellen, hat das einen beruhigenden Effekt: Dann wird’s eine Stunde später Montag.

 

2 Kommentare

    • Burkhard SCHMIDT auf 29. Oktober 2017 bei 15:26
    • Antworten

    Für MEZ und Hin und Her
    braucht man doch keinen Besen mehr.
    Nun, Arzt und Rathaus geben Tipp`s,
    doch diese helfen alle nix!
    Nur mit der Hand und dies ist wichtig,
    hab ich die Turmuhr selbst berichtigt !

    1. Wir bedanken uns für den stilvollsten aller bisherigen Kommentare in der fast 5jährigen Geschichte der Markranstädter Nachtschichten mit folgender Ode:

      Er stellt nicht nur die Kirchturmuhr
      mal zurück und wieder vor.
      Er ölt sie auch, dann tickt sie weicher.
      So ist unser Schmidtchen-Schleicher 😉

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