Wir in Sachsen-Anhalt, ein Bus voller Schiris und der Radiobeweis

Die verkackte Fußball-WM hat für Markranstädt schlimme Folgen. Nicht nur durch Einbußen für Gastronomen, sondern auch für den Leumund der Stadt. Die Berliner Morgenpost hat jetzt zu einem vernichtenden Schlag ausgeholt, der jeden Markranstädter tief ins Herz treffen muss. Auch sonst hat die WM Nachwirkungen in der Sportstadt am See hinterlassen, die man noch nicht so recht deuten kann. Gut oder schlecht? Entscheiden Sie selbst!

Nach der Nationalmannschaft ist nun auch unser Schiedsrichter in Russland rausgeflogen. Wieder so ein Stich in die deutsche Fußballseele.

Der letzte Stich allerdings, denn zum Spiel um Platz 31 gegen Panama ist die DFB-Elf wegen mangelnder Erfolgsaussichten gar nicht erst nach Workuta geflogen.

Eine solche Schmach ist traditionell vor allem von den Preußen schwer zu verdauen. Seit 5:45 Uhr wird jetzt zurückgedemütigt! Allerdings nicht nach Russland, sondern nach Markranstädt. Und das nur, weil wir mal einen Schiedsrichter hatten, der ein Endspiel pfeifen durfte.

Ein Sachse im Endspiel?

Mit dem 66er Wembley-Tor haben sie inzwischen ihren Frieden gemacht, die Icke von der Spree. Auch die 74er Niederlage im Klassenkampf wir gegen uns konnten sie inzwischen zu einer gesamtdeutschen Erfolgsgeschichte umdichten. Aber ein Sachse im WM-Finale? Damit konnten die Schrippenfresser noch nie umgehen.

Schreibt am 5. Juli 2018 ein Journalist aus der in Mecklenburg-Vorpommern liegenden ehemaligen Reichshauptstadt Berlin. Wie soll er’s auch besser wissen? 40 Jahre in der Westzone hinter einer Mauer gelebt.

Und so wird nun über die Berliner Morgenpost der ganzen Welt mitgeteilt, dass Markranstädt gar nicht in Sachsen liegt, sondern eine kleine Stadt in Sachsen-Armut ist, die aus Magdeburg regiert wird.

In einer der nächsten Ausgaben beschwert man sich dann sicher wieder über die Ergebnisse der jüngsten PISA-Studie und zitiert einen Achtklässler, der Thüringen als Landeshauptstadt von Potsdam sehen will.

So ist das nun mal in den Redaktionsstuben des 21. Jahrhunderts. Der Unfähige schreibt vom Unwissenden so lange ab, bis der Unfug salonfähig geworden ist.

Wie jede Weltmeisterschaft, so hat auch das Event in Russland wieder viele Neuerungen gebracht, unter deren Einführung auch die kleinen Vereine früher oder später leiden werden.

War es 2014 nur der Rasierschaum, den man seither beim Freistoß auf den Rasen sprüht, kam’s diesmal mit dem Videobeweis und insgesamt 14 (in Worten: vierzehn) Schiedsrichtern ganz, ganz dicke. Wohl gemerkt: vierzehn Referees pro Spiel!

Mannschaftsbus für Schiedsrichter

Die brauchen jetzt einen eigenen Bus. Da kann man vor der Weitsicht, mit der man in Markranstädt die Parksituation vorm Stadion am Bad schon vor Jahren in die grüne Wiese gegossen hat, nur den Hut ziehen.

Allerdings ist es mit einer Schiri-Kabine dann nicht mehr getan und deshalb sollte man in der vierten Etage schleunigst über einen zusätzlichen Trakt für die Unparteiischen beraten. Am besten gleich mehrstöckig – die nächste WM kommt ganz bestimmt.

Ist noch in der Testphase: Videobeweis für arme Vereine aus der Sachsenliga. Bis dahin soll auch der Radiobeweis akzeptiert werden.

Aber noch ist etwas Zeit. Weil man den kleinen Vereinen solch große Aufgaben nicht über Nacht aufdiktieren kann, hat die FIFA eine Übergangsfrist eingeräumt. Bis dahin ist ein Videobeweis auch in der Sachsenliga nicht zwingend vorgeschrieben. „Da reicht auch noch ein traditioneller Radiobeweis“, beruhigt DFB-Expertin Claudia Roth in der Phoenix-Runde.

Derweil ist der Verband damit beschäftigt, die Scherben nach dem WM-Debakel aufzulesen und wieder irgendwie zu kitten. Die Nähe zwischen Fans und Mannschaft sei verlorengegangen, heißt es.

Den Grund dafür sucht man auch in den vielen Neuerungen. „Man kann so viel Neues teilweise gar nicht mehr verkraften, die Seele des Fußballs wurde verkauft!“, ist sich die Fangemeinde fraktionsübergreifend sicher.

Der DFB-Vorstand sieht das anders und verweist auf die vielen alten Traditionen, die nach wie vor selbstbewusst gepflegt werden. „Hier muss man mal die Kirche im Dorf lassen und den Realitäten ins Auge sehen! In keinem anderen Bereich als dem Fußball ist es beispielsweise nach wie vor möglich, sich ganz offiziell einen Neger kaufen zu können“, erklärt ein dem Verband nahestehender Lobbyist.

Klar, dass gerade diese Traditionen bei Menschenrechtsorganisationen auf Kritik stoßen. Vor allem die Unsitte, dass die Eigentümer ihre Zeichen in die Häute der wehrlosen Spieler eintätowieren lassen, sei kaum noch mit anzusehen. Auf Neymar beispielsweise sei kaum noch Platz für einen neuen Besitzer.

Resistent: Morbus Neymar

Auf die 222 Millionen Euro angesprochen, die Neymar dem FC Barcelona auf dem Pariser Sklavenmarkt gebracht hat, rechtfertigt der Verkaufsveranstalter FIFA das Schnäppchen allerdings mit dem Hinweis, dass der Brasilianer ja nicht einmal kastriert war. „Sonst wäre der richtig teuer geworden.“

Apropos Neymar: Auch das ist eine Neuerung auf dem Rasen. Auf die umständliche Anweisung des Trainers „So, nun legt ihr euch mal alle hin“ gibt es jetzt auch auf den Fußballplätzen in Räpitz, Kulkwitz, Großlehna oder Markranstädt nur noch ein kurzes „Neymar“ und alles wälzt sich auf dem Boden.

Rückblickend gesehen ist also doch nicht alles so schlecht gewesen mit dieser WM. Nur die Sache mit Sachsen-Armut – also da müssen wir noch mal mit den Berlinern reden. Die behaupten ja sogar, dass es ihr Fernsehturm ist, den wir Sachsen ihnen gebaut haben. Irgendwann muss mal Schluss sein mit dieser nationalistischen Kleinstaaterei und wenn die sich in Deutschland nicht integrieren wollen, dann … schicken wir eben wieder mal ein paar Maurer hin.

 

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