Amtsposse: Seebenisch braucht Wasser!

Mitten in der Seebenischer Seenplatte steht die Welt auf dem Kopf! Nachdem der einzuhaltende Wasserstand des Lago Radona durch das Landratsamt festgelegt wurde, hat Petrus offenbar Probleme mit seiner Prostata bekommen und übt sich seither in zivilem Ungehorsam. Der Fischer aus dem Club Jesu hat das Pieseln eingestellt und der Stinkefinger aus dem Himmel sorgt dafür, dass statt abzupumpen jetzt wahrscheinlich Wasser in bislang unvorstellbarer, weil umgekehrter Richtung aufgefüllt werden muss.

Wir erinnern uns: 121 Zentimeter und 5 Millimeter hat er zu betragen, der Wasserstand der einstigen Vernässungsfläche, die mittlerweile zum See erhoben wurde. Zur lange vermissten Richtigstellung dieses bauamtlichen Fehlgriffs in die Maßeinheiten sei gesagt: Dreidimensionales Vorstellungsvermögen liegt nicht in den Genen aller Geschlechter unserer Spezies.

Wer am ehesten mit abenteuerlichen Längenangaben zu beeindrucken und diese auch noch zu glauben bereit ist, sei dem Urteilsvermögen der Leser überlassen. Es reicht aber schon ein Blick auf die körperliche Mode. Während sich manche Menschen das Schamhaar rasieren, weil es gerade „in“ ist oder das gegenüberliegende Geschlecht sowas angeblich mag, tun die praktisch orientierten Männer das allein aus physikalischen Gründen. Je niedriger die Hecke, desto höher wirkt das Haus. Will heißen: Allein der Testosteronträger weiß um die Bedeutung jedes einzelnen Millimeters.

Die 20 Zentimeter vom kleinen Peter

Drum jetzt zum endgültigen Mitmeißeln: Es handelt sich beim Wasserstand des Seebenischer Sees um 121,5 Meter! Klingt viel, gelle? Allerdings ist damit nicht der Wasserstand gemeint, sondern der Wasserspiegel über Normal Null.

Da Seebenisch auf einer Höhe von 121 Metern über Normal Null liegt, bedeutet dies, dass das Landratsamt für die von ihm zum See erklärte Vernässungsfläche eine Wassertiefe von mindestens 50 Zentimetern genehmigt hat. Das liest sich zwar fast so idiotisch wie die Festlegung der RAL-Farbe für das Blattgrün einer Eiche, ist aber wirklich ernst gemeint.

Nun hat man aber scheinbar vergessen, die Genehmigung jener Person zur Kenntnis zu geben, die auch über die erforderlichen Kompetenzen zur Einhaltung dieser Regelung verfügt: Petrus. Der scheint sich einen Dreck um amtliche Anordnungen zu kümmern und hat das Pieseln einfach eingestellt.

Die Folge: Der Wasserstand ist seit etwas mehr als einer Woche auf deutlich unter 50 Zentimeter gefallen. Das wiederum ist eine unvorstellbare Respektlosigkeit und stellt die Autorität des Landratsamtes infrage. Jetzt ist der staatliche Souverän gefragt – das Machtinstrument der herrschenden Klasse!

Bürgerbeteiligung möglichg

Um den amtlich geforderten Mindestzustand wiederherzustellen, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Erstens: Der Bürgermeister müsste die Einwohner von Seebenisch zu aktiver Mithilfe auffordern und sowohl morgens als auch abends zur kollektiven Verrichtung des kleinen Geschäfts an den Strand des Lago Radona bitten.

Die Intergration der Eremiten

Das hätte auch den Vorteil, dass sich im Rahmen eines solchen Events auch die gesellschaftlich bislang isolierten Neubürger integrieren könnten. Schulter an Schulter mit den Ureinwohnern, könnte das Gruppenerlebnis der Erleichterung für ein völlig neues Gefühl dörflichen Zusammenhalts sorgen.

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Es wird nicht gepumpt und trotzdem sinkt der Wasserspiegel. Wird Seebenisch jetzt von einer Dürre-Katastrophe bedroht?

Die zweite Möglichkeit besteht darin, das Wasser vom Sportplatz über die Straße in den See zurückzupumpen. Auch das hat seine Vorteile. Der örtliche Faschingsverein bräuchte sich keine Gedanken mehr über das Programm der nächsten Session zu machen und der Begriff „Wasserkreislauf“ würde eine völlig neue Dimension bekommen.

Wie dem auch sei: Ganz bestimmt wird ein öffentlich-rechtliches Superhirn demnächst eine dritte Variante gebären. Vielleicht sowas wie die Installation von Gleichstrompumpen, mit denen man wahlweise Wasser nach Thronitz hin abpumpen oder von dort aus eben auch ansaugen kann. Dann müsste der Vorgang jedoch ständig überwacht werden, nicht dass dann mal plötzlich die Thronitzer Kirche durch das Rohr in den See gespuckt wird.

Eine Lösung muss allerdings her. Es kann ja nicht sein, dass ein lausiger See, der noch nicht einmal über ein Wahlrecht verfügt, die Genehmigung einer deutschen Behörde einfach missachtet. Wo kämen wir da hin? Also muss zwangsläufig demnächst gemäß deutsch-demokratischer Logik ein Bescheid folgen. Sowas wie ein Ordnungsgeld oder dergleichen wird es sein. Wahrscheinlich in genau der Höhe des Fördergeldes für die Sportplatzsanierung des SSV Kulkwitz. Wasser- und Geldkreislauf unterscheiden sich physikalisch nur marginal.

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An wen der Bescheid gerichtet wird, ist indes klar. Petrus hat keine ladungsfähige Anschrift und verweigert schon seit knapp zweitausend Jahren die Angabe einer Zustellungsadresse. Nicht einmal die GEZ ist dem Mann auf die Schliche gekommen. Also muss stellvertretend die Stadt herhalten.

Auf dem gelben Couvert wird dann die Zustellanweisung stehen: Petrus, c/o Jens Spiske. Für ein Dokument mit solch überzeugender Außenwirkung würde der Papst wahrscheinlich sogar auf einen gebrauchten Audi TT als Papa-Mobil umsteigen. So einfach geht Pressearbeit, wenn alle was davon haben.

 

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