Warmer Regen vor der Hitzewelle

Markranstädt hat wieder einmal bewiesen, dass der Humor hier ein Zuhause hat. Sowohl der MCC als auch der KFV Seebenisch haben bei der bundesweiten „DiBaDu und Dein Verein“-Aktion 2015 ordentlich abgeräumt. Eintausend Euro gabs jeweils in die Vereinskassen. Damit sind die hiesigen Närrinnen und Narren finanziell auf einen Schlag besser gestellt als ganz Griechenland.

Am gestrigen Dienstag, punkt 12 Uhr mittags, lief der von der DiBa ausgelobte Handy-Wettkampf aus. Schon eine halbe Stunde vorher wurden die aktuellen Platzierungsangaben ausgesetzt, weil in der letzten halben Stunde traditionell die Server an den Rand ihrer Belastbarkeit gebracht werden.

Und so war es auch diesmal. In den letzten 30 Minuten fiel der KFV Seebenisch noch von Platz 41 auf Position 146. Die Markranstädter Karnevalisten kamen mit 102 Stimmen mehr auf einen sichern 35. Platz. Sie lagen durch einen furiosen Auftakt mit über 1.300 Stimmen in den ersten Wochen sogar in den Top-Ten. Beide Vereine zusammen brachten es auf rund 3.000 Stimmen!

Neue Markranstädter Exklave?

Richtig Pech hatte der SV Eula 58 e.V., der bei der DiBa-Aktion mit Sitz in Großlehna gemeldet wurde und daher unter „Markranstädt“ lief. Der Verein lag kurz vor Ultimo auf Platz 201. Da nur die ersten 200 Vereine in den fünf Kategorien prämiert wurden, schossen die Sportler aus Eula denkbar knapp am Tausender vorbei. Zumindest waren sie finanziell näher Tausender dran als geografisch an Markranstädt.

Ganz weit entfernt von der Zielprämie waren die beteiligten Sportvereine aus Lallendorf. Die Piranhas und die Kulkwitzer Fußballer landeten unter „ferner liefen“.

Kein DiBa-Betriebskostenzuschuss

Auch der SSV Markranstädt kam nicht bis zur Schalterhalle der DiBa, was aber angesichts des Betrages nur ein Hundertfünzigstel so schlimm ist, als ein vergeblicher Besuch im Beratungssaal des Rathauses.

markranstädt

Das hinter der Aktion steckende PR-System der DiBa ist dabei so genial, dass man sich verwundert fragt, warum es andere Organisationen nicht schon längst aufgegriffen haben?

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Jeder, der das wollte, bekam von der Bank drei Codes per SMS, die er seinem Lieblingsverein geben konnte. Dazu musste er per Internet nur seine Handynummer in ein Formular eingeben.

Da blicken die Jungs von den Geheimdiensten sicher ganz neidisch auf die Banker der DiBa. Bei der NSA müssen sie die Nummern noch selbst eingeben und der BND muss sie vor der manuellen Eingabe sogar beim Handybesitzer noch telefonisch erfragen.

Bei der DiBa machen das die Bürger selber. Einfach nur genial. Wenn man da noch an das Theater beim zurückliegenden Mikrozensus denkt. Da wollten manche Leute nicht mal ihre Hausnummer preisgeben. Das zeigt wieder einmal, dass es nur auf die Motivation ankommt.

Bei den rund 3.000 Stimmen unserer Markranstädter Siegervereine haben also praktisch mindestens 1.000 Menschen ihre Handynummer vertrauensvoll und kostenlos, ja mit Freude sogar, in die Bürgerdatenbank der DiBa eingepflegt. Und das in einem Zeitalter, da bereits die Veröffentlichung von Kindernamen in der Auto-Heckscheibe von Datenschützern argwöhnisch beobachtet wird.

seebenisch

Hätte jeder der 1.000 Handy-Nutzer nur zwei Euro direkt an die Vereine gespendet, wäre das gleiche Ergebnis herausgekommen. Die DiBa hat dieser bundesweit beachtete Werbegag grade mal eine Million Euro … ähm … ge … ja, also gekostet. Sorry, das ist Quatsch. Ein Banker gibt nichts und bezahlt nichts.

Er handelt mit Geld, das es entweder nicht gibt oder kurz vorher jemand anderem gehörte. Das Lied „My Boni is over the ocean“ soll ja nur vortäuschen, dass der Banker auch was zu verlieren hat. Sie hats also nicht bezahlt, sondern verteilt, die DiBa. Statt mehrere Millionen an Dirk Nowitzki gabs nur eine Million an Vereine, jedoch mit einem Vielfachen an öffentlicher Wirkung.

My Boni is over the Höchstsatz…

Nicht dass dieser warme Regen den Vereinen nicht zu gönnen wäre. Im Gegenteil! Aber man sollte schon wissen, dass es nur ein billiger PR-Gag ist. Der Sheriff von Nottingham hat sich das Hemd von Robin Hood übergezogen und verteilt das Geld, das er den Ärmsten genommen hat, an die Armen, damit die ihm nicht die Scheiben seines Glashauses einschmeißen.

Und unter dem Jubel des Volkes, das am Ende mehrheitlich gar nichts davon hat, geht er damit als „der Gute“ in die Geschichtsbücher ein. Dieses Funktionsprinzip nannte sich früher mal Kraft durch Freude. Es kommt alles irgendwie wieder.

 

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