Business welcome: Markranstädter MUM setzt Signale

Schon die Zahlen in der Ankündigung lasen sich beeindruckend: Über 50 Aussteller durften sich am gestrigen Freitag zur 7. MUM auf 1300 Quadratmetern in der Stadthalle nach Herzenslust ausbreiten. Nur zur Erklärung: In Leipzigs Messehalle 4 (20.000 qm) stehen jedem Bewohner rein mathematisch nur 10,5 Quadratmeter zur Verfügung; nach Abzug der Gänge, Foyers und Sanitäranlagen dürften bestenfalls deren drei übrig bleiben. Bei 26 Quadratmetern pro Stand in Markranstädt war das Signal also eindeutig: Business welcome in Lallen-Village.

Das als Markranstädter Unternehmermesse (MUM) gestartete Event hat sich in den letzten sieben Jahren zur Markranstädter Berufsorientierungs- und Verbrauchermesse gemausert und in der Tat war das Bemühen sowohl um Verbraucher als auch um junge Nachwuchskräfte allgegenwärtig.

Um die Verbreitung der wirklich wichtigen Informationen rund um die 7. MUM werden sich die Pressestelle der Stadt und die Leipziger Volkszeitung zur Genüge kümmern, also konzentrieren wir uns wie gewohnt auf all das, was sonst noch so geschah und zu sehen war.

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Eine Reihe von Vorträgen und Präsentationen gab es da beispielsweise. Den Reigen hatte die Polizei Sachsen eröffnet. Verdächtig gute Jobs wurden da versprochen. Nicht versprochen, aber herumgesprochen hatte sich in der Zwischenzeit freilich, dass wenige Tage vorher in Leipzig sächsische Polizisten von Linksautonomen angeblich ordentlich was auf die Mütze bekommen hatten, man sich dazu aber sogar zum Unmut der eigenen Kollegen öffentlich in Schweigen hüllt.

Verdächtig gute und böse Jobs

Angesichts des Unterschieds zwischen guten und bösen Gewalttätern kann es also auch mal ein verdächtig böser Job sein, den man da zu ergreifen geneigt ist und deshalb war die Euphorie nach dem Vortrag auch nicht so übermäßig groß.

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Prof. Dr. Fritz-Gerald Schröder von der HTW Dresden warb für Studiengänge zum Bachelor für Agrarwirtschaft und Gartenbau.

Professor Dr. Fritz-Gerald Schröder, auch in Markranstädter Gefilden kurz als „Kennedy“ bekannt, referierte noch vor der Mittagsglocke über die nachhaltige Produktion von gesunden Pflanzen.

Berufliche Perspektiven

Die deutsche Koryphäe für die Entwicklung von Kulturen, deren Wurzeln keine Erde brauchen, erforscht mit seinem Team gerade die Möglichkeiten des „vertical farming“. Schröders Truppe propagiert angesichts der Ausbreitung von Wüsten, Tagebaulandschaften und versiegelten Flächen moderne Felder über mehrere Etagen in Hochhäusern.

Das trägt in diesen Tagen geradezu Symbolcharakter für eine Messe zur Berufsorientierung: Architektinnen und Doktoren, die einst im Hochbau promovierten und vielleicht gerade für den Arbeitsmarkt verfügbar sind oder bald werden, könnten hier ein neues Betätigungsfeld finden. Wolkenkratzer für Dreifelderwirtschaft. In Tokio, Rio oder Nairobi gibt’s das schon – alles made by kennedy. Jetzt fehlt nur noch Markranstädt.

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Zertifizierte Weiterbildung: Die Anerkannte Schulgesellschaft Sachsen (ASG) agiert sozusagen als Fitness-Center für Berufe.

Am Nachmittag lud dann der neu gegründete Verein Markranstädter Unternehmer e.V. zur Talk-Runde ein. Er war zudem sogar mit einem Stand präsent. Sympathisch und bodenständig, ja auch standortbezogen kam die Präsentation des Straßenfest-Veranstalters rüber. Auf über 20 Mitglieder sei der Verein in dieser kurzen Zeit angewachsen, wurde unter anderem mitgeteilt. Und das dahinterstehende Engagement beeindruckt wirklich!

Einziger Wermutstropfen: Die recht umfangreiche Broschüre zum Straßenfest, in der sich das Who-is-who der Lallendorfer Händler wiederfindet, hätte im Impressum auch den einen oder anderen Markranstädter vertragen können. Statt dessen: Gestaltung – Leipzig, Druck – Internet. Der Authentizität stiftende i-Punkt fehlte da irgendwie …

Ausgehend von der Tatsache, dass die Wertschöpfung der Motor einer jeden gesellschaftlichen Entwicklung ist und Handwerk eigentlich goldenen Boden haben soll, wäre einer der wenigen kritisch zu sehenden Aspekte auf der diesjährigen MUM darin zu sehen, dass das traditionelle Handwerk angesichts seiner tragenden Rolle etwas unterrepräsentiert schien. Aber zum Glück ist da das traditionell als Aussteller mit Unterhaltungswert angesehene Möbelhaus Markranstädt auch diesmal seiner Rolle als Retter gerecht geworden.

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War man früher noch auf der Jagd nach Kugelschreibern und Schlüsselbändern, ist jetzt sogar Kreativität bei der Jagd nach Informationen angesagt.

War das alteingesessene Haus schon im Vorjahr mit der „Bettenrallye“ ein Publikumsmagnet, folgte anno 2015 die „Tischmontage-Rallye“. Innerhalb kürzester Zeit war aus den vorliegenden Bauteilen ein Tisch zu montieren und anschließend auch wieder auseinanderzubauen. Erleichtert wurde die Aufgabe, indem auf eine Montageanleitung à la Ikea (nehme du das Schraube (1) und führe durch Loch (8) mit halfter (x) was nicht in Lieferumfang entahlten ist…) verzichtet wurde.

Die MHM-Tischmontage-Rallye

Stadtrat Jens Schwertfeger versetzte das Publikum in Erstaunen, als er nicht nur einen neuen Rekord aufstellte und damit souverän Rallye-Sieger wurde, sondern sich die Ratsche in seinen Händen zu einem regelrechten Propeller zu entwickeln schien.

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Stadtrat Jens Schwertfeger bei seiner Sieger-Montage vor internationalem Publikum.

Da staunte auch die internationale Fachkraftreserve nicht schlecht, die im Hintergrund Zeuge dieser handwerklichen Leistung wurde. Aber sie stellten sich wenigstens dem Wettbewerb, auch wenn der kritische Zeitgeist spätestens nach der Montage des zweiten Tischbeins unter Zuhilfenahme dreier Assistenten zur Vermutung gelangen konnte, dass es sich da eher um die Vorhut der lange angekündigten Herzchirurgen und anderer qualifizierter Fachkräfte handelte, deren Ankunft in vielen Medien hinreichend prophezeit wurde.

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Ein Hauch von internationalem Flair auf der MUM, herzlich begrüßt und auch mutig bei der Tischmontage-Rallye: Die ausschließlich aus männlichen angehenden Fachkräften rekrutierte Besucherschar aus dem nichteuropäischen Wirtschaftsraum.

Unterm Strich waren sowohl Aussteller als auch Besucher rundum zufrieden. Der Stadt als Ausrichter der MUM ist ein Qualitätssprung gelungen, der sicher auch durch die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt begünstigt wurde.

MUM 2015: Ein Aufbruchsignal

Die unseligen Zeiten, da die MUM von ihrer Zielgruppe als Jagdgebiet für Schlüsselbänder und Kugelschreiber betrachtet wurde und man ihr diese Beute auf der anderen Seite geradezu teilnahmslos überließ, sind endgültig vorbei. Es gab, und das war deutlich sicht- und spürbar, reges Interesse an und auf beiden Seiten.

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