Das wars erstmal für die legendäre „Schranken-Uhr“. Nach dem neuen Rekord von einem Monat, drei Wochen und drei Tagen hatte sie ihre Daseinsberechtigung verloren, weil es die Schranke nicht mehr gibt. Der Schlagbaum liegt nach seinem offiziellen Rückbau jetzt wahrscheinlich in der Asservatenkammer des Rathauses. Was sich gegenwärtig in der Priesteblicher Straße so tut, sieht wie die Vorbereitung zum Austritt Frankenheims aus dem Markranstädter Völkerbund aus. Grund genug, mal genauer hinzuschauen auf die heimliche Planung des Frexit.
Nichts ist von längerer Dauer als das Provisorium, sagt ein altes Sprichwort. Napoleons temporärer Wanderweg nach Moskau ist noch heute bei uns bekannt und zieht sich als „Heerweg“ oder „Ellern“ durch die Markranstädter Flur. Dieses dauerhafte Schicksal könnte auch die Priesteblicher Straße ereilen.
Deren verkehrstechnische Ertüchtigung fand in der Vergangenheit vor allem deshalb wenig öffentliches Protegé, weil links und rechts der Trasse angeblich zu wenig Platz sei, um sie für Begegnungsverkehr ausbauen zu können.
Viel Platz für Verkehr
Nun ja – spätestens beim Blick auf das Foto wird klar, dass man wohl eine Lösung gefunden hat. Wenn auch erstmal nur mit Schotter.
Auch das Argument, das einst zur Sperrung der Priesteblicher Straße mittels Schranke führte, kann kaum länger aufrecht erhalten werden.
Es hieß, dass der Kreuzungsbereich zur Straße An den Windmühlen zu gefährlich sei und der Träger diese Gefahr nicht verantworten könne. Nun – jetzt zumindest scheint er es zu können und hat sogar eine praktikable Lösung per Ampelanlage gefunden.
Aber es gibt bekanntlich Widerstand gegen die Ausbaupläne und der könnte in einem Frexit münden. Rebellenmilizen der Ausbau-Befürworter haben schon mal vorsorglich ein Zollhäuschen am ehemaligen Standort der Schranke aufgestellt (Foto rechts). Säbelrasseln sozusagen. Für den Fall, dass die Schranke wieder aufgebaut wird, soll die dann wirklich eine Funktion haben.
Importen aus Lallendorf (Gewürze, Brathähnchen, Klärschlamm etc.) drohen dann hohe Einfuhrzölle. In der Gegenrichtung könnte die kleine Exklave auch das politische Gleichgewicht in Markranstädt beeinflussen, indem man beispielsweise die in Frankenheim wohnhafte Erste Beigeordnete an der Ausreise und somit der Teilnahme an wichtigen Sitzungen in der Kernstadt hindert.
Die Zeichen für einen Austritt des Dorfes verdichten sich bereits seit längerem. Klammheimlich bereitet man sich schon seit Jahren auf autarke Selbstversorgung vor. Unter dem Deckmantel der Schaffung touristischer Attraktionen wurde beispielsweise eine Mühle errichtet. Was kaum jemand ahnt: Darin wird Mehl erzeugt! Das wiederum kann seit wenigen Wochen sogar weiterverarbeitet werden. Ein Backofen, ebenfalls als touristisches Alleinstellungsmerkmal getarnt, kann das ganze Dorf mit Brot versorgen.
Noch ist die Lage als ruhig zu bezeichnen. Auf dem Frankfurter Parkett werden die Aktien der neben der Feuerwehr befindlichen Lindennaundorfer Bank solide gehandelt. Man darf gespannt sein, wie sich das Stimmungsbild des kleinen Bergdorfes am Fuße des Bienitz in den kommenden Wochen entwickelt. Der Blick geht aber schon öfter mal nach Großbritannien, so viel ist klar. Der Brexit als Modell für den Frexit und spätestens nach Englands EM-Pleite gegen Island weiß man, dass die Folgen eines solchen Schritts unabsehbar sind.
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