Wundbrand unter der Dachhaut?

Alles nochmal gut gegangen. Der gestrige Brand im Sportcenter hatte nur Sachschaden zur Folge. Wenn also heute irgendwo brandneue Balken angeboten werden, stammen die nicht aus dem Sport-Komplex. Zweite gute Nachricht: Es liegt kein Bekennerschreiben des IS vor und auch ein fremdenfeindlicher Hintergrund des Feuers wird ausgeschlossen. Das wars dann aber schon mit den positiven Merkmalen des gestrigen Tages.

Ein Brand in einem öffentlichen Gebäude bietet naturgemäß wenig satirisches Potenzial. Wenn es sich nicht gerade um das Markranstädter Sportcenter handelt. Dort tut sich traditionell viel auf und unter dem Dach.

Und auch diesmal war das nicht anders. Wenn ein Feuer nicht ein so trauriger Anlass wäre, müsste man glatt behaupten, dass da gestern eine Lachsalve die andere jagte. Vieles davon sind Gerüchte, die aber mit Satire eine grundlegende Gemeinsamkeit verbindet: Im ersten Moment sind sie frei erfunden – wahr werden sie erst später.

Tatütata mal nüchtern betrachtet

In der offiziellen Lautsprache der Stadtverwaltung las sich die Mitteilung so: „… Vor Ort haben die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr einen Brand im Bereich der Wechselrichter der Photovoltaik-Anlage festgestellt und gelöscht. …“

So viel zu den nüchternen Fakten des Brandes, der wie jedes von Tatütata begleitete Feuer vor den Augen zahlreicher Beobachter gelöscht wurde.

Weiterer satirischer Meilenstein

„Ist der immer noch da oder schon wieder?“, fragte ein Beobachter der Löscharbeiten in die Runde und wies auf einen in der Nähe umherstehenden Photovoltaik-Experten.

Kaum ausgesprochen, kam aus dem Hintergrund die Mitteilung, dass die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Sport-Centers erst wenige Stunden vor Ausbruch des Brandes turnusmäßig überprüft worden sei. Das würde zumindest in die geradezu mit Meilensteinen grandioser Satire geprägte Geschichte des ehrwürdigen Hauses passen.

Auch im Zuge der Löscharbeiten gab es hinreichend Stoff für die Erben Till Eulenspiegels. Da sich der Brandherd im Dachbereich des Sportcenters befand, musste die Feuerwehr erstmal irgendwie da hoch kommen.

Das geht am besten mit einem Hubsteiger, der im Kameradenjargon kurz „Mast“ genannt wird. Der Markranstädter Mast genießt in der Rettungsleitstelle allerdings seit einigen Wochen den Status „6“.

Setzen, sechs!

Dieses Kriterium ist gleichzusetzen mit der entsprechenden Schulnote und bedeutet „außer Betrieb“. So musste ein adäquates Gerät zur Überwindung des Höhenunterschiedes aus Lützen geordert werden.

Ob sich die ambitionierten Einsatzzeiten der Markranstädter Kameraden mit solchen Förderprogrammen aus benachbarten Bundesländern künftig noch gewährleisten lassen, muss wohl an anderer, derzeit urlaubsbedingt verwaister Stelle geklärt werden.

mast

Am Stammtisch heißt es oft: „Wer lang hat, lässt lang hängen“. Bei der Feuerwehr gilt dagegen: „Wer hoch will, muss einen steigen lassen.“ Die Frage in Markranstädt lautet allerdings: Womit? Der Mast mit Status „6“ bräuchte mal eine Viagra.

Und wie das im Leben so ist: Erst hat man kein Glück und dann kommt auch noch Pech dazu. Denn leider war es auch noch ein Feuer der Kategorie Elektrobrand, das man nicht mit Wasser löschen sollte. Bei 10 kV könnte man ansonsten ganz schnell mal das Gefühl haben, statt des Schlauches einen auf V-max. eingestellten „Big Lover“ von Beate Uhse in der Hand zu halten.

Hätte man mit H2O löschen können, wäre die Sache einfach und auch ohne Mast lösbar gewesen. Einfach von unten aus Wasser aufs Dach spritzen und warten … durch läufts dann bekanntlich von alleine. Genauso wie beim enthaupteten Abklingbecken an Reaktorblock 3 in Fukushima.

Wie jetzt: Sachschaden?

Na gut, damit wären wir am Ende des gestrigen Einsatztages. Niemand wurde verletzt, das ist das Wichtigste. Allerdings schrieb die Stadtverwaltung was von Sachschaden. Da stellt sich die Frage, wo der entstanden sein soll? Das Dach, im Original wohl als Reet-Konstruktion im Stile einer norddeutschen Fischerruine geplant, war ja von Anfang an eh komplett im Arsch. Was war da noch kaputt zu machen?

Aber scheinbar ist das nur die von laienhaftem Halbwissen geprägte Meinung von Satirikern. Die wahre Tragweite könnte in der Tat heftiger sein. Das Feuer soll zwar recht klein (örtlich begrenzt) gewesen sein, die Hitzeentwicklung dagegen beachtlich. Es war von einer statischen Überprüfung zu hören, weil nicht auszuschließen sei, dass ein Träger aufgrund der Hitze etwas übermotiviert zu Biegsamkeit konvertieren könnte.

Mal sehen, was da noch kommt an Stopfgarn fürs anstehende Sommerloch.

 

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