Richtfest für den BNCR-16

Die Worte, die gestern rund um den Marktplatz zu hören waren, würden das Herz jedes Urologen und erst recht deren Patienten höher schlagen lassen: „Er steht wieder!“, hieß es. Und tatsächlich ziert den Marktplatz nun ein eindrucksvolles Nadelgehölz. Jetzt fehlen nur noch die romantischen Lichter und ein Hubsteiger, mit dem sie angebracht werden können. Dann erstrahlt er auch bei uns, der Beleuchtete Nadelbaum mit Christlichem Religionshintergrund 2016, wie der BNCR-16 politisch korrekt bezeichnet wird.

Zur Zeit trägt der nagelneue BNCR-16 noch sowas wie eine unsichtbare Burka. Doch schon bald wird sein Kleid in weihnachtlichem Lichterglanz erstrahlen. Das sind jedoch nicht die einzigen herausragenden Merkmale des Baumes, der am Donnerstag wie immer vom Felgentreff-Team aufgestellt wurde.

Nein, er schafft auch etwas optische Abwechslung auf dem Marktplatz. Damit ist nicht nur sein grünes Kleid gemeint, sondern auch seine Wirkung in der immer düsterer werdenden Jahreszeit. Wenn die Mitarbeiter des Bauhofes erstmal den Stecker in der Dose versenkt haben, wird niemand mehr bemerken, dass die Fenster hinter diesem naturnahen Tempel des Lichts krankheitsbedingt dunkel sind. Es wird sein, als würde sich ein glänzender Vorhang über all das Leid des Lazaretts ausbreiten.

Und der Baum wird lange unsere Augen erfreuen. Vielleicht sogar so lange wie im letzten Jahr, das ja eigentlich noch dieses Jahr war. Da hatte das Vorgängermodell, der BNCR-15, noch den gesamten Januar schadlos überstanden. Erst als die Osterhasen drunter mit dem Nestbau begannen und die GRÜNEN deshalb zum Schutze der Brut einen Rückbau des Baumes vor Oktober 2016 zu verhindern drohten, hat man im Rathaus reagiert.

Aus schlecht unterrichteten Quellen war übrigens zu erfahren, dass es beim Schlagen des BNCR-16 im Wald zu Raufhändel kam. Ein Holzfäller-Team von IKEA sei ebenfalls vor Ort gewesen und habe den Baum schon für die Weiterverarbeitung zu einem Billy-Regal eingemessen.

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Der BMCR-16. Sein anno 2015 ins Marktpflaster gesteckter Vorgänger hatte sogar den Januar überstanden und war auf dem besten Wege, eine gesellschaftsfähige Nachnutzung als Maibaum zu erleben. Aber als sich die ersten Osterhasen unter seinen Zweigen ansiedelten und der Marktplatz zum ökologischen Flora-Fauna-Habitat erklärt zu werden drohte, wurde kurzer Prozess gemacht. Nicht auszuschließen, dass daraus ein Billy-Regal wurde oder vielleicht gar ein neuer Küchenstuhl für Reiner Calmund.

Zum Glück mussten sie nochmal weg, weil sie die Kettensäge vergessen hatten. In der Zwischenzeit hat unsere Mannschaft das Teil gepflückt, aufgeladen und auf den Marktplatz transportiert.

Einzig der Standort des weihnachtlichen Nadelgehölzes ist eher suboptimal. Der Baum versperrt dem Bürgermeister die Sicht auf die Kirchturmuhr. Jetzt kann er sich hinsichtlich der Vorbereitungsphase für einen pünktlichen Feierabend nur noch per Glockenschlag, also rein akustisch orientieren.

Schlussendlich bliebe dann noch die Frage, wie man die Leuchtkörper an den Baum bekommt. Zwar ist der Hubsteiger der Feuerwehr wieder einsatzbereit, doch wurde kürzlich von einigen Jüngern Florians die Befürchtung kundgetan, dass das Gerät möglicherweise unter altersbedingter Osteoporose, Rheuma, erektiler Dysfunktion oder anderen unerkannten gerontologischen Gebrechen leiden könne. Vielleicht sogar an Demenz in der Elektronik!

Und so kann es passieren, dass – wie einst in Tschernobyl den Liquidatoren – nun Mitarbeitern des städtischen Bauhofes angetragen wird, unter Todesverachtung auf einen bereits aus dem Ende des vorigen Jahrtausends stammenden Hubsteiger zu klettern und für vorweihnachtlichen Lichterglanz auf dem Marktplatz zu sorgen. Das ist wahres, vom TÜV zertifiziertes Heldentum! Wir sollten uns dessen erinnern, wenn wir am 3. Dezember zum nunmehr 10. Markranstädter Weihnachtsmarkt strömen und uns am Fuße des BNCR-16 mit Glühwein in der Hand der vorweihnachtlichen Stimmung erfreuen.

 

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