Vorschlag für Neujahrs-Auszeichnung: Heimatverein Räpitz!

Die Zukunft der Medien liegt in der Satire. Das haben international anerkannte Wissenschaftler kürzlich sogar in einer Untersuchung belegt. Kein Wunder also, dass sich neuerdings auch namhafte Organe der Qualitätspresse satirische Online-Ausgaben leisten. Aber neben den eingesessenen Platzhirschen gedeihen kleine Pflänzchen mit Potenzial zu großen Leistungen. So ist der Räpitzer Heimatverein vor einiger Zeit im Internet durchgestartet. Die Präsenz avanciert inzwischen zu einem beachtenswerten Informationsportal mit regionalem Charakter, guter Unterhaltung und zunehmend satirischer Note.

Die Räpitzer Vereinsmacher haben vor wenigen Tagen den 10000. Besucher ihrer Internet-Präsenz begrüßt. In Worten: zehntausend! Ja gut – gegenüber anderen Seiten mit sechsstelligen Zugriffszahlen oder einigen gar zu oft noch minderjährigen Youtubern mit mehreren Millionen Klicks liest sich das auf den ersten Blick etwas dürftig. Aber das ist es nicht.

Durch seine geografische Lage im DSL-Niemandsland ist Räpitz in Bezug auf Internet-Aktivitäten vergleichbar mit Dresden vor 1989 in puncto Westfernsehen.

Gegoogelt wird zwischen Schkeitbar und Schkölen in der Regel noch heute mit Meyers Universallexikon und eMails werden dort auch anno 2016 noch in frankierten Umschlägen verschickt.

Doch diese Umstände sind es nicht allein, die das internationale Web-Volk angesichts der vergleichsweise hohen Zugriffszahlen staunen lassen. Nein – es ist auch die verblüffend gute Qualität der Präsenz, der Fleiß, der ganz offensichtlich dahinter steckt und das Selbstbewusstsein, mit dem das alles präsentiert wird.

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Neuigkeiten, Informationen, Veranstaltungen und dazwischen viel gute Unterhaltung. Der Mix stimmt!

Das Spektrum reicht von aktuellen Nachrichten über Verkehrsmeldungen, den Wetterbericht und regionalen Veranstaltungshinweisen bis hin zu … ja … wirklich Satire. Richtig guter noch dazu!

Und die nicht etwa per [kopieren] und [einfügen] oder durch einfallslose Adaptionen aus anderen in der Gegend kursierenden Organen, wie es manche „Vorbilder“ mitunter zu tun pflegen, sondern wirklich aus eigener Feder. Da kann man nur den Hut ziehen.

Die Krönung selbst inszeniert

Und gekrönt haben sich die Räpitzer Blogger auch selbst. Der Beitrag „Das Rennen ist eröffnet“ ist so stark … da kann man nichts drüber schreiben, sondern ihn nur als Lektüre empfehlen. Am geilsten ist der Satz: „Falls mal nichts Neues dasteht, ist entweder nichts passiert oder der neueste Beitrag in Arbeit – ein interessanter Gefühlemix aus Gelassenheit und Vorfreude.“

Sowas in der Art wollten auch wir von den Markranstädter Nachtschichten schon immer mal formulieren …es blieb mangels Ideenspritze aus Räpitz beim Vorhaben.

Blogger bieten ihre Leistungen allein aus christlicher oder anders gelagerter Nächstenliebe an. Daher können sie sich ihr Fernbleiben vom nicht vorhandenen Tagesgeschehen im Gegensatz zu der per gut dotierten Abonnements zu ständiger Berichterstattung verpflichteten Qualitätspresse auch leisten.

Der Heimatverein Räpitz beließ es allerdings nicht bei diesem einen Ausflug in die Welt der Satire. Auch die folgenden Beiträge knüpften nahtlos an diesen Maßstab an.

Allein die Headlines (die analog lebenden Leser der Markranstädter Nachtschichten kennen die Lösung dieser digitalen Formel als „Überschrift“ oder „Titel“) wecken nicht nur die Neugier des Räpitzers, sondern mindestens der gesamten Zivilisation zu beiden Ufern des Zschampert.

Das Ticken der Blogger

Schlagzeilen wie „Das Universum steckt voller Rätsel“ oder „Ja, wir haben ihn!“ sind nicht nur Lockrufe des Goldes, sondern halten beim Weiterlesen auch, was sie versprechen. Einfach irre!

Im realen Wirtschaftsleben würden in den Katakomben der Markranstädter Nachtschichten spätestens jetzt geldgeile Unternehmensberater aufschlagen und zum Sonderpreis von ein paar tausend Euro vor einer entstehenden Konkurrenz warnen. Aber die gegelten Nadelstreifenträger kommen nicht. Nicht zu Bloggern.

Weil die wissen, dass Blogger ganz anders ticken als auf Dollar oder Euro orientiertes Klientel, das es nur auf Wachstum abgesehen hat und dessen Wachstum davon abhängig ist, wie billig wertschöpfende Arbeitskraft beschafft werden kann.

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Auch die Markranstädter Nachtschichten durften ihre Hände in den Räpitzer „Walk of fame“ drücken. Blogger kennen keinen Neid und unterstützen sich.

Blogger sind untereinander nicht nur keine Konkurrenz, sondern Mitmenschen und können sich deshalb noch ehrlich darüber freuen, wenn der Andere Erfolg hat.

Und den haben die Räpitzer Heimat-, Nachrichten-, Unterhaltungs- und Internetmacher. Das Team der Markranstädter Nachtschichten verneigt sich ehrfurchtsvoll und wünscht den Räpitzern ein dreifach-donnerndes „Weiter so!“

Diese Anerkennung schöpft sich auch daraus, dass man selbst recht gut einschätzen kann, was da für eine Arbeit und für ein Enthusiasmus dahinter steckt. Sozusagen Ehrenamt.

Eben jenes wird nicht selten auch daran gemessen, wieviel man für Flüchtlinge, Stasi-Opfer, Behinderte oder Alleinstehende Hartz-IV-Empfängerinnen mit fünf Kindern tut. Das ist auch richtig so, doch sollte man auch den banalen Aspekten unseres ganz normalen Alltags ab und zu mal den ihnen gebührenden Respekt zollen.

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Die Räpitzer Heimatblogger sind nicht nur tagesaktuell, sondern manchmal auch ihrer Zeit voraus. Seit gestern gibt es hier schon die Informationen zum Pfingstbier 2017.

Vor kurzem suchte die Stadtverwaltung per Umfrage Kandidaten für eine Ehrung im Rahmen des Neujahrsempfangs 2017 für Bürger, die sich um Markranstädt verdient gemacht haben.Warum nicht mal so ein ambitioniertes Start-Up wie das Web-Team des Heimatvereins Räpitz?

And the winner is…

Was da geleistet wird, ist eine solche Auszeichnung allemal wert, auch wenn die Protagonisten ausnahmsweise nur vom Dorf kommen, im Zweifelsfall auf DSL-Surrogate wie LTE oder Rauchzeichen zurückgreifen müssen und am 11. 11. als Räpitzer (wie alle anderen Landeier) auch keinen Markranstädter Rathausschlüssel bekommen.

Also: Es gibt zum Neujahrsempfang immer drei Auszeichnungen. Chronische Anarchisten wie die Markranstädter Nachtschichten können per se nicht berücksichtigt werden, das ist verständlich. Zumal die Gefahr droht, dass die sich den Spaß machen, wie einst Marcel Reich-Ranicki zu bekunden: „Ich nehme diesen Prrreis nicht an!“

Warum eigentlich nicht?

Ja … nee … liebe Stadtverwaltung: Die Markranstädter Nachtschichten waren meist nett und freundlich zu Euch, auch wenn wir trotz aufreibenden Ehrenamtes noch nicht einmal in den erweiterten Kreis der Kandidatenliste dieser Auszeichnung rücken durften.

Aber was da in Räpitz auf die Beine gestellt wird, das kann man einfach nicht mit „Oh, ich wusste nicht, dass es das gibt.“ ignorieren.

Unser (und hoffentlich auch Ihr) Vorschlag für eine der Auszeichnungen zum Neujahrsempfang lautet deshalb: Heimatverein Räpitz e.V.

 

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