Rollenspiele am Kulki mit Safari auf Radfahrer

Verkehrte Welt an den Ufern des Kulki. Am Sonntagnachmittag haben zehn händeringend begehrte Fachkräfte einen Radfahrer aus Leipzig zur Flucht gezwungen, um ihm dann zu zeigen, wie man ein zünftiges „Refugees welcome“ in Nordafrika feiert. Der 34-jährige IT-Fachmann wurde von Rad gedroschen und nach Strich und Faden zusammengetreten. Nur ein übermütiges Rollenspiel gelangweilter Badegäste oder steckt mehr dahinter?

Es war eine Kurzmeldung in den Medien, mehr nicht. Aber mehr war auch nicht wirklich zu erwarten, handelte es sich bei den zehn Angreifern schließlich nicht um einen braunen Mob aus Sachsen und beim Opfer nicht um einen Flüchtling mit angeborenem, gesellschaftlich-grünem Mitleidsfaktor.

Wäre es so herum gewesen, könnte das Opfer heute wahrscheinlich zu Hause nicht in Ruhe seine Verletzungen auskurieren, sondern müsste pausenlos Interviews geben und hätte es vielleicht sogar in die Tagesschau geschafft. So aber ist das mediale Interesse bereits Stunden nach der Tat eingeschlafen wie alte Füße einer Diabetikerin.

Nun liegt der Leipziger mit seinen tragischen Erinnerungen und umgeben von Hepathromb-Geruch zu Hause im Krankenbett. Am Donnerstag wird er wieder auf Arbeit müssen. Geld verdienen für seine eigene Familie und die, die ihm das angetan haben. Wenn das keine Motivation ist?

Keine Zeit für Posttrauma

Nach psychischen Nachwirkungen, die – wenn die jetzigen Täter mal Opfer sind – gern traumatisch genannt werden und psychologischen Beistand rechtfertigen, ist hier keine Rede.

Wenn er nicht so sportlich wäre und andere Badegäste nicht eingegriffen hätten, wäre sein Kopf Matsch gewesen, sagt er. So kam er mit Schürfwunden, multikulti-bunten Hämatomen und stark geprellten Rippen davon. Was’n Spaß für die, denen das Gastrecht und das auch von ihm bereitgestellte Geld nicht reicht.

Nicht das Gesicht des Opfers, aber die Farben der Hämatome kommen ungefähr hin.

Die drei der zehn vermeintlichen Nordafrikaner, die ihm diesen brutalen Willkommensgruß entboten haben, hätten gezielt nach seinem Kopf getreten. Auf allen Vieren sei er davon gekrochen, während man zu dritt auf ihn eintrat.

Die anderen sieben Jäger bei der Safari auf deutsche Radfahrer hatten ihre Smartphones zur Hand und filmten wohl diese interkulturelle Verbrüderungsszene. Es muss ziemlich lustig ausgesehen haben, denn sie amüsierten sich augenscheinlich sehr köstlich dabei.

Sie wissen, was sie tun

Die offizielle Darstellung kennen wir nun. Der Mann war auf dem Weg von der Wasserskianlage zum Bungalow seiner Mutter in Lausen, als er gegen 17 Uhr in Höhe des Bootsverleihs auf die Gruppe junger MAGHREB-Fachkräfte stieß, die ihn nach landestypischer Art herzlich willkommen hießen. Das Opfer ist zwar der Meinung, dass es sich um Männer aus dem mittleren Osten gehandelt hätte, aber bei Straftaten sind Herkunft oder Nationalität eh wurscht.

Nur bei Deutschen nicht. Wir wären keine Deutschen, wenn wir aus unserer Geschichte nicht gelernt hätten und daher die Verantwortung nicht zunächst bei uns selber suchen würden. Das sind wir schließlich unserer Vergangenheit schuldig.

Realsatirische Rekonstruktion

Was also kann da wirklich passiert sein und was sind die Hintergründe? Beim Versuch einer Rekonstruktion fallen dem aktiven Mitdenker viele Dinge ein. Da wäre zunächst der völlig rechtsfreie Raum rund um den Kulkwitzer See (ja, auch auf der Markranstädter Seite).

Auch am Westufer herrscht Anarchie in ihrer reinsten Form. Nur wenn Badegäste in einem Anflug von Zivilcourage mal selbst sowas wie normale Zustände herstellen wollen, sieht sich die Staatsmacht zum Eingreifen veranlasst.

Erst jüngst wurden engagierte Naherholungssuchende vom Ordnungsamt aufgefordert, ein selbst gebasteltes Schild zu entfernen, auf dem der Bereich als FKK-Strand ausgewiesen und zudem das Baden von Hunden als unerwünscht gekennzeichnet wurde.

Fazit: Wo hier FKK ist und wo Hunde baden dürfen, entscheidet immer noch die Stadt und deshalb niemand. Da kann man nicht einfach Schilder malen und damit das ökologische Gleichgewicht eines künstlichen Sees zerstören! Von der gesellschaftlichen Balance ganz zu schweigen.

Sowas wird kontrolliert. Dieses Schild an der legendären Westufer-Lagune mussten die Naherholungssuchenden auf Geheiß des Markranstädter Ordnungsamtes wieder entfernen. Wo hier FKK ist, entscheidet nicht der Badegast, sondern die Stadt … also niemand. So macht jeder weiter was er will und muss sich dafür auch von nordafrikanischen Touristen fotografieren lassen.

Zurück zum Tatort Ostufer: Hier wird bei Sonnenschein fast täglich und in großflächigen Dimensionen gegrillt, obwohl das verboten ist.

Einen legalen Anschein bekommt diese Art der Speisezubereitung oft auch durch die Anwesenheit respektive Teilnahme von hiesigen Betreuern und bisweilen sogar deren Familien. Eingeschritten wird dagegen nicht.

Burkini nicht mal beim Nacktbaden

Wie auch? Die zuständigen Ordnungshüter sind mit dem Ausstellen von Knöllchen bereits an ihrer Belastungsgrenze und wollen sicher nicht als Nazis abgestempelt werden, wenn sie die staatliche Geldbeschaffungsanlage einfach verlassen, um jungen Ausländern das Essen zu verbieten.

Da sich der Grillplatz in unmittelbarer Nähe und bisweilen sogar direkt auf dem FKK-Gelände befindet, könnte man zudem das Entstehen gewisser kulturreligiöser Konflikte vermuten.

Doch seltsamerweise hat sich noch kein einziger der stets bekleideten Spanner darüber beschwert, dass deutsche Frauen beim Nacktbaden nicht mal einen Burkini tragen. So tolerant sind sie.

Der Hang vorm FKK-Strand am Ostufer bietet an sonnigen Tagen (was heute ausnahmsweise mal nicht der Fall war) den Anblick einer Fankurve in einem nordafrikanischen Fußballstadion. Freier Blick auf nackte Leiber inklusive Fotopanorama und brutzelnde Grills.

Mehr noch: Sie fotografieren und filmen die fleischlichen Zeichen dieser Freiheit geradezu inflationär, um ihren Daheimgebliebenen via whatsapp und anderer sozialer Netzwerkkanäle Mut zu machen für den Kampf um gesellschaftliche Veränderungen in den tunesischen, marokkanischen oder algerischen Touristenzentren.

Und ewig lockt das Weib

Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorstellen zu können, was da zu Hause in Tunis, Algier oder Rabat abgeht, wenn wieder ein Video vom Kulki angekündigt wird.

In der linken Hand das Smartphone und mit der rechten wird der Dödel vorgeglüht, damit es nach Öffnen des Tapes auch schnell geht, bevor die wichtigsten Körperteile der Ungläubigen aus Sachsen unter der Wasseroberfläche verschwunden sind

Man wird dieses satirische Szenario in gewissen Kreisen sicher als fremdenfeindliche Fantasie abtun wollen, aber die alltäglich hinter den Büschen des Kulki-Ufers lauernden Paparazzi sagen direkt vor Ort anderes, als die weit entfernt lebenden Politiker und deren Journalisten gebetsmühlenartig predigen. Nein, so schaffen wir das gewiss nicht.

Rückstände einer Grillparty am Nordufer.

Man meint fast schon, die Stimme von Katharina Goebbels-Eckbert hören zu können, wie sie für dieses Verhalten um Verständnis wirbt.

Die Nordafrikaner haben so viel zurücklassen müssen auf ihrer Flucht vor deutschen Urlaubern – Ausweise, Geld und vor allem ihre Mütter – da kann es mangels Alternativen schon mal zu sexuellen Spannungssituationen kommen, die sich dann ein Ventil suchen. Wir sollten ihnen unsere Frauen aus freien Stücken anbieten, dann herrscht auch Ruhe in diesem unserem Lande.

Fotosafari unserer Gäste auf dem Kulki: Bilder für die Heimatfront und einsame Nächte.

Und wir sollten mehr Verständnis zeigen. Integration ist nicht von einem Jahr auf das andere zu erreichen. Das Argument „Sie kennen das doch nicht anders“ sollte uns dabei Hoffnung geben. Unser Radfahrer vom Kulki wurde beispielsweise nicht geköpft, sondern nur zusammengetreten. Das ist schon ein großer Schritt in die zivilisierte Richtung und das sollten wir mit Respekt honorieren.

Zwischen Schuld und Sühne

Kommen wir zuletzt zur Schuldfrage. Die liegt natürlich auf Seiten des Radfahrers. Es kann ja gar nicht anders sein, als dass er die jungen Badegäste geradezu provoziert hat. Er ist Sachse und damit in der internationalen Wahrnehmung per se rechtsradikal.

Dann kurvt er mit seinem Drahtesel auch noch vor diesen Jungs rum, fährt ihnen quasi vorsätzlich durchs Bild, während eine Nazi-Braut grade nackt ins Wasser steigt und versaut ihnen damit eine phantasievolle Nacht. Das ist ja fast schon Zensur durch Selbstjustiz. Da muss man sich nicht wundern, wenn’s paar auf die Fresse gibt.

Ab in den Urlaub…

Die Lehren daraus lauten ganz klar, dass wir den Kulki lieber meiden sollten. Das könnte zwar vor allem den Schulkindern angesichts der nahenden Ferien schwer fallen, aber zum Glück gibt es reichlich Alternativen.

Die Reisebüros locken mit Urlaubsparadiesen rund um den Globus. Dabei stehen auch Algerien, Marokko oder Tunesien ganz oben in der Beliebtheitsskala. Irgendwie auch verständlich: Sonne satt, herrliche Strände, tolle Hotels und vor allem die Menschen dort sind freundlich.

 

2 Kommentare

    • _PFFT_ auf 18. August 2017 bei 16:12
    • Antworten

    Daumen hoch

  1. Vielen Dank für diesen Artikel, der die dürftigen Informationen in den „Qualitätsmedien“, höflich ausgedrückt, ergänzt. Ich hoffe, dem Drahteselbetreiber geht es mittlerweile physisch wieder besser. Ob er jetzt „Nafri-traumatisiert“ ist, werden wir wohl nicht erfahren. Dafür hat er jetzt Erfahrungen, auf die man sehr gern zu verzichten kann!

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