Als Gandalf noch der Schwarze war

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Wie soll man da einen ordentlichen Wochenrückblick entbinden? Kaum ist es in der Stadt mal etwas ruhiger geworden, kommt der Druck von draußen. Bei Harry Potter half da ein Tarnumhang, im Rathaus greift man lieber auf einen alten Deckmantel zurück. Und dann ist da noch ein Sohn der Stadt, der gerade den Olymp von Youtube erklimmt. Das Video mit ihm als werbenden Freier ist der Burner im Netz und hat Follower ohne Ende! Man könnte ja mal das Bad nach ihm benennen. Aber erst dann, wenn das Schachspiel beendet ist, bei dem unter dem Deckmantel der „Aktion Minsk“ gerade der Kampf um den Endsieg tobt. All das heute in der Markranstädter Wochenschau.

Eine Frage des Namens

Die nichtöffentliche Sitzung des Stadtrats zum Thema Stadtbad schlägt weiter Wellen. Vorrangig zwar nur in den sozialen Netzwerken, aber wenigstens hält das die Sache am Laufen.

Hauptpunkt der Kritik ist, dass die Veranstaltung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand. Einerseits ist die öffentliche Teilhabe ein hohes Gut, andererseits fördert Nichtöffentlichkeit den Verdacht der Mauschelei hinter den Kulissen.

Seltsam ist es schon. Als es darum ging, dem Planungsbüro eine Bühne zur Selbstdarstellung seiner Kompetenzen zu bieten, wurde das gern und öffentlich genutzt. Jetzt aber, wo es Probleme gibt, wird der homo marcransis seit Monaten mit schwammigen Floskeln wie „aus verschiedensten Gründen“ eingelullt.

Ein Deckmantel als Tarnumhang

In Markkleeberg gab es eine ähnliche Situation. Dort musste jetzt einer Bürgerinitiative Recht gegeben und die Nichtöffentlichkeit der Sitzung rückwirkend aufgehoben werden. Warum? Weil es eine Stadtratssitzung war. Hätte man es als Stammtisch deklariert, wäre die Zusammenkunft in Ordnung gewesen.

In Markranstädt hat man das schlauer angestellt. So viel mal zur ewigen Meckerei, dass es hier bei uns angeblich drunter und drüber ginge. Das Gegenteil ist der Fall! Hier wurde der Zusammenkunft von vornherein ein Deckmantel übergeworfen und damit war alles rechtens. Die Bürgermeisterin hatte sogar den Mut, das mit dem Deckmantel genauso zu bezeichnen.

Das nennt man eine kreative Lösung. Weils keine Stadtratssitzung mehr ist, kann man das auch nichtöffentlich abhalten.

Das nennt man eine kreative Lösung. Weils keine Stadtratssitzung mehr ist, kann man das auch nichtöffentlich abhalten.

Wie wir danach feststellen durften, haben sich die Abgeordneten offenbar gern in diesen Mantel helfen lassen. Dann also: Das nächste Mal lassen sie sich zeigen, wie man die Schuhe zubindet, dann noch etwas Spucke aufs Taschentuch und die Mundwinkel abgewischt und jetzt husch, husch, raus mit euch an die frische Luft.

 

Auf Freiers Füßen

Auch in kultureller Hinsicht ist Markranstädt in der zurückliegenden Woche ganz groß rausgekommen. Dafür sorgte ein Video auf Youtube, das bundesweit Aufsehen erregt.

Über 10.000 Klicks und bundesweit 55 Kommentare in nur sechs Tagen, das ist doch mal ’ne echte Hausnummer! Natürlich geht der Dank dafür auch an Oliver Kalkofe, der das Video wo auch immer ausgegraben und sogar moderiert hat.

Das Original der MDR-Kuppelshow „Je t’aime – Wer mit wem?“ wurde samt Moderator Frank Liehr aus allen Kanälen gelöscht und schien auf ewig verschwunden. Jetzt ist es wieder da und ähnlich wie die Neuauflage von „Mein Kampf“ mit erklärenden Kommentaren hinterlegt, damit man auch bestimmt nichts falsch verstehen kann.

Alte Markranstädter werden sich bestimmt noch an die Erstfassung erinnern. Der Streifen entstand Mitte der 90-er Jahre in einer Seebenischer Gaststätte. Nachdem die Sendung ausgestrahlt wurde, war das ganze Dorf tagelang wie bekifft. Die Telenovela hatte alles, was ihr Protagonist forderte: Kult, Katastrophe, Kwote – alles mit K.

Das Original war besser

Was Kalkofes Remake nicht zeigt: Der legendäre Auftritt des Brautwerbers war wesentlich länger und bot ihm sogar noch Gelegenheit, der weiblichen Zielgruppe seine Anforderungen an deren Kochkünste mitzuteilen. Wie bei Muttern, oder so ähnlich.

Na ja, wir wissen ja wie sowas läuft. Jede Menge Versprechungen (erst Kinder, dann vögeln), und wenn nach elf Minuten die große Radtour mit dem Bonsai-Bike in die Bärenklau-Plantage ansteht, hat die Angebetete plötzlich Rücken. Es ist immer das gleiche Lied mit den Weibern. Freuen wir uns also lieber, dass wir nun um eine Berühmtheit in unseren Reihen wissen, nach der wir das Stadtbad benennen können.

 

Der Kampf tobt noch!

Lassen Sie uns abschließend noch zum Schachspiel der Nachtschichten gegen Markranstädt kommen. Ja es lebt noch! Zwar sind die Verluste groß, aber wer A sagt, muss auch Bäh sagen.

Es herrschte Gleichstand zwischen dem Zug des Turmes auf b8 und dem Zug des Bauern auf d5. Da es beiden Vorschlägen an einer sinnstiftenden Begründung mangelte, musste unser Experte entscheiden.

Und der hat in der Gedankenwelt des auf Seiten des Bürgertums kämpfenden SNU nicht nur einen lichten, sondern einen regelrecht glanzvollen Moment entdeckt. Zum Sieger des Tages gekürt, darf SNU seinen Bauern deshalb von d7 nach d5 entsenden.

Die Aktion „Minsk“

Auf diese Weise wird d5 für Weiß zum Feindgebiet und die weiße Dame auf ihrem Flug quer über das Brett genau dort zur Zwischenlandung gezwungen. Wie sowas ausgeht, wissen wir spätestens seit dieser Woche: Die Milf wird auf die Folterbank gebettet und so lange überzeugt, bis sie schwarz wird.

Nein, nicht mit uns! Wir haben uns entschlossen, diesem völkerrechtswidrigen Ansinnen mit einem Embargo zu begegnen. Die schwarze Front wird ausgehungert, indem wir alle verfügbaren Ressourcen in den eigenen Nachschub stecken. Unser Turm zieht von f1 auf c1. Die Aktion „Minsk“ hat begonnen, seit 5:45 Uhr wird jetzt … äh … ja … ziehen Sie erst mal, danach sehen wir weiter.

Hier also für den besseren Überblick der aktuelle Stand nach dem 21. Zug der ganz in unschuldigem Weiß spielenden Markranstädter Nachtschichten. Wir warten auf Ihre Vorschläge.

 

 

6 Kommentare

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  1. Meine Güte, wie könnt Ihr nur so ein Wechselbad der Gefühle produzieren, ohne den Leser wenigstens etwas darauf vorzubereiten.
    Von Deckmänteln bei Stadträten, über die unsterbliche Geschichte eines Markranstädter Gandalfs bis hin zu Minsker Schachstrategien.
    Bei den beiden letzteren kann man Jason richtig befreit auflachen (obwohl, ein bisschen Leid tut er mir ja schon … der Gandalf)
    Was sich aber unsere Stadträte stillschweigend gefallen lassen, kann ich nicht mehr wirklich gutheißen. Es ist in meinen Augen schon kackendreist eine Sitzung, die eigentlich eine öffentliche Stadtratssitzung sein muss !!! als eine Informationsveranstaltung mit Deckmantel zu berufen. Mir ist egal, welche Bekleidung die Stadträte tragen, von mir aus auch nackt, im Gankkörperkondom, wie auch immer. Aber der Bürgermeisterin allein für ein solches undemokratisches und durch die Sächsische Gemeindeordnung nicht gestattete Vorgehensweise nicht gehörig den Deckmantel-Marsch zu blasen ist ein Armutszeugnis erster Güte.Dann dort auch noch hinzugehen und damit stillschweigend und wie von der BM geplant unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu tagen, zeigt, wie sehr es diesem Stadtrat an Courage fehlt.
    Man kann nur hoffen, dass es in Markranstädt Bürger gibt, die es den Markkleebergern nachmachen und den Stadträten mal zeigen, wie Demokratie funktioniert!

    1. Wollen Sie wieder alte Gräben aufreißen?

    • Doppelrömer auf 31. Mai 2021 bei 9:26
    • Antworten

    Gerne zu Artikel Nr. 1: Deckmäntelste de Stadträtelste-deckelste ooch Nachfragn zu eignen vorzeig- und anfassbaren Ergebnissen für den Marcransis lächelnd weg. Übrigens: Weg sinnse immer noch: de Stadtmöbel. Ja-lebense denne noch? Noch gerner zu Artikel 2: Markranstädt hat ja doch hohe Geister, weis Jeder. Hat schon nen Bart! Denkt mer gar nich im Stadtgeschehen. Herrlich anzusehen, großartig viral rausgekramt! Frühmorgens so zu lachen gelingt nur mal alle Monde. Danke MN!!! Artikel 3: Schachmatt bei offenem Visier unterm Deckmantel. Da sinn mer schonne widder bei Ardikl 1, wolltsch gar nich.

    1. HALLO!!!! Richtig lesen: Es geht hier um einen Deckmantel und nicht um eine Satteldecke.

    • Neugierige auf 30. Mai 2021 bei 21:28
    • Antworten

    Brautschau unter dem Deckmantel,, der absolute Hammer. Das gibt’s nur in Lallendorf. Grandios zum Start in die neue Woche, endlich mal wieder ein richtiger Grund für Falten im Gesicht. Schade, dass ich schon vom Hochzeitsmarkt weg bin, die Ausicht auf mehrfache „K“ hätten mich definitiv neugierig gemacht.

    1. Ist nicht alles, was nach der Hochzeit kommt, der Grund aller Falten?

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