Die schon ein Würstchen im Knödel hatten, reden normal

Mit der letzten Abendvorstellung des Räpitzer Faschingsclubs ist der Karneval nun auch in Markranstädt vorbei. Ganz großes Kino und ausgelassene Feierstimmung in allen drei Sälen. Ausgerechnet im kleinsten der drei Narren-Tempel hat man (wieder mal) alles getoppt, was dem närrischen Publikum in Sachen Spaß und Lachen so angeboten wurde. Die unangefochtene Nummer 1 unter den Markranstädter Karnevals-Gags kommt aus Räpitz – und kann hier noch einmal live genossen werden.

Will man die Programme der Markranstädter, Seebenischer und Räpitzer Karnevalisten einander gegenüberstellen, könnte man auch Birnen mit Äpfeln vergleichen. Zu unterschiedlich sind die Voraussetzungen, aber auch die Inhalte und eigenen Ansprüche.

Das Flaggschiff ist und bleibt ganz klar der MCC aus der Kernstadt: Ganz große Show mit ganz viel Publikum und enormer Strahlkraft. Allerdings geht das Programm schon in Richtung gehobenes Varieté, was den karnevalistischen Humor aus Sicht so mancher Gäste etwas zu kurz kommen lässt.

Dorfkarneval anders schöner

Auf dem Dorfe geht man da traditionell etwas brachialer ran. In Kulkwitz gibts beispielsweise eine breitere Mischung aus lokaler Satire mit Griffen in die weiter unten gelegenen Schubladen und perfektem karnevalistischen Tanz. Das Ganze allerdings gleich ein paar Konfektionsgrößen kleiner als in der Kernstadt.

Lehrstunde beim Räpitzer Karneval: Der Unterschied zwischen einem Blitzableiter und einem Tanga? Der Blitzableiter taugt zum Blitzschutz, der Tanga zum Schlitzputz.

Lehrstunde beim Räpitzer Karneval: Der Unterschied zwischen einem Blitzableiter und einem Tanga? Der Blitzableiter taugt zum Blitzschutz, der Tanga zum Schlitzputz.

Noch enger wird’s dagegen stets in Franks Bierstube in Räpitz – und auch ganz anders schöner. Hier darf alles ran, was sich auf dem Weg vom Uterus zur Urne noch halbwegs arthrosefrei bewegen kann. Ein klassischer Dorfkarneval, bei dem die bunte One-Love-Binde noch in schwarz-weiß am Ärmel hängt. Aber in Sachen Humor auch 2023 einmal mehr das Beste, was Markranstädt zu bieten hatte.

Klar, wenn sich die 13-jährige Influenzerin bei ihrer Oma, einer ehemaligen Melkerin der LPG „Fortschritt“, zum Can-Can einhakt, bekommen beide ihre Beine nicht mehr gleich hoch. Im Gegensatz zum perfekten Schautanz auf so manch anderen Bühnen strahlen aber ihre Augen gleichermaßen leuchtend.

Die Nummer 1 der Session

Es sind keine durchtrainierten Knochen-Mobiles, sondern echte Frauen, ja wahre Schönheiten, denen man die ursprüngliche Freude richtig ansieht. Und genau dieser authentische Augenschmaus zieht die dem Fasching beiwohnenden Lebewesen (m/w/d) begeisternd mit.

Der wahre Augenschmaus beim Karneval auf dem Dorf: Echte Frauen allen Alters, denen die närrische Freude aus den Augen springt.

Der wahre Augenschmaus beim Karneval auf dem Dorf: Echte Frauen allen Alters, denen die närrische Freude aus den Augen springt.

Was die Räpitzer in Sachen Witz, Sketch und Humor auf die Beine gestellt haben, war allerdings noch mal eine Liga höher. Da waren Brüller dabei, die in dieser Session auch den Prunksitzungen in Köln, Mainz oder Aachen gut zu Gesicht gestanden hätten.

Zur Erinnerung: Ne bergische Jung, eine rheinländische Kultfigur des Kölner Karnevals, hatte sich anno 2023 noch in seiner Büttenrede gleich mehrmals dafür entschuldigt, dass er die gendermäßige Vergewaltigung unserer Muttersprache aufs Korn genommen hat. Da war man in Markranstädt, Kulkwitz und vor allem in Räpitz schon Lichtjahre weiter.

Den Vogel des diesjährigen Karnevals schossen eindeutig die Räpitzer Jecken ab. Mit den tschechischen Migranten Spejbl und Hurvinek hatten sie zwei dem Fasching beiwohnende Gäst*Innen eingeladen, die am Ende selbst nicht mehr wussten, ob sie Mann oder Frau sind. Von Seiten der Markranstädter Nachtschichten gibt es dafür eine tiefe Verneigung vor den Mitwirkenden und dem Autoren, der seine Feder wieder mal so tief in den satirischen Weihrauch getaucht hat, dass sich selbst rheinländische Frohnaturen ein Beispiel dran nehmen könnten.

Einfach draufklicken und genießen: Die geilste Nummer dieser Session.

Wenn also demnächst irgendwo von Sackratten und Pilzen gesprochen wird, wissen Sie genau, wer gemeint ist. Und spätestens nach diesem Video ist auch klar, wer schon mal ein Würstchen im böhmischen Knödel hatte. An ihrer Sprache sollt ihr sie erkennen – die Normalen.

Wichtige Info: In Räpitz stehen der Spaß und die Freude im Vordergrund. Da tummeln sich keine Influenzer rum, die nur gekommen sind, um für ihre Follower das Essen zu fotografieren. Schnappschüsse sind, ebenso wie Videoaufnahmen, selten und wenn es doch welche gibt, dann wurden die nebenbei aus der Hüfte geschossen. Deshalb ist die Schärfe der Fotos nicht ganz so hoch wie die von Frankies gepfeffertem Hackepeter. Außerdem mussten wir das Video auf dem eigenen Server hosten und die Bildqualität dadurch etwas zurückdrehen. Aber Sie werden schnell merken, dass es eher auf den Ton ankommt – und der ist messerscharf.

5 Kommentare

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  1. Stellt Euch vor: 280.000,00€ geteilt durch -nun, sagen wir mal- 15 Vereine, die es dann für unsere Kultur einsetzen- was für 15-fache Hauptgewinne! Eh- Wasungen oh je> Markranster ole`! Und das im jährlichen Wechsel anderer hiesiger Vereine und dann alle 2 Jahre wieder- um unsere Kultur bräuchten wir uns in M. keine trüben Gedanken machen. Wichtig wäre die Kontinuität, doch das ist ja in M. ein politisches Fremdwort. Danke Euch aktiven Narren und Närrinnen und Tanzmäuse und und und…. ganz großes Kino! Mensch Kirsche: Herr Doctor die Kanüle klemmt!

    • Elke Rösel auf 11. März 2023 bei 9:36
    • Antworten

    Ich bin schon ewig beim Räpitzer Fasching dabei und habe, glaube ich, nur eine oder zwei Veranstaltungen von den 25 verpasst. Nach jedem Programm glaubst du, das ist nicht zu toppen, doch es geht immer noch toller. Ich denke u.A. an den Tanz der Krankenschwestern (schon ewig her), ABBA und die goldenen Kostüme (war das 2019?). Die Wortbeiträge, über die Jahre in immer der gleichen Besetzung (Udo, Carmen, Ralf…), sind unerreicht. Leider sind die in Kulks zu lokal beschränkt, sodass die Narren aus den Nachbarorten nur dumm gucken können (weils keinen Keller gibt wo man zum Lachen hin könnte). Von Markranst gibt’s in punkto Wortbeiträge auch nicht viel Andres zu berichten.
    Also wer mal einen richtig tollen Fasching in kuscheliger Atmosphäre erleben möchte, der geht nach Räps. Falls er Karten bekommt!
    Eine Fännin

    1. Genauso isses!

    • Simsalabim auf 11. März 2023 bei 8:35
    • Antworten

    „Wo man lacht da lass dich nieder, wo Augen strahlen komme wieder.“ Tolle Veranstaltungen!
    Es bleibt zu hoffen, dass uns alle Vereine noch lange erhalten bleiben und Spielstätten finden. Im Sinne des Sprach- und Kulturvielfalt ist zu wünschen, dass die Vereine auf Wanderschaft gehen und sich in ihren Wirkungsstätten gegenseitig unterstützen und das Programm bereichern.
    Nehmt das Thema Sprache weiter mit und klärt, ob wir hier nun Fasching oder Karneval feiern…mehr Namen mehr Möglichkeiten.

    1. Angesichts der aktuellen Zuzugsquote nach Markranstädt scheint das Standortmerkmal „lachen“ überbewertet zu werden. Das mit der Wanderaschaft ist allerdings eine brillante Idee. Nur braucht man selbst für dieses Nomaden-Dasein ein Ziel mit Dach und Zapfhahn/Zapfhenne und die Möglichkeiten dazu werden immer weniger. Wie man hört, sind auch in Räpitz spätestens in zwei Jahren keine Kneipen mehr offen. Karneval im Zelt kann man getrost abwählen und die Stadthalle – mit 280.000 Euro fit gamacht, weil das allen Vereinen zugute kommt – kann sich außer dem MCC kein Verein leisten. Bleibt uns nur noch der alltägliche Karneval der Sackratten in Berlin.

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