Markranstädt in Bildern: Vom Knipsen und Fotografieren

Satire hat viel mehr zu bieten als nur das geschliffene Wort. Karikaturen zum Beispiel oder einfach nur schräge Gedanken. Hauptsache man zieht die Geschichte aus einer anderen Perspektive auf. Ein geradezu aufregendes und zugleich wunderschönes Betätigungsfeld für das Ausleben satirischer Neigungen ist die Fotografie. Allerdings nur, wenn man sie halbwegs beherrscht. Wer da noch Reserven hat oder sich vervollkommnen will, hat jetzt die einmalige Chance dazu. Die Volkshochschule, seit Jahren ein fester und zuverlässiger Partner an der Seite der Markranstädter Nachtschichten, hat sich da was einfallen lassen.

Weil die Geschichte inzwischen schon legendär ist, kann man sie ja trotzdem noch einmal erzählen.

Ein auch in Markranstädt nicht unbekannter Pressefotograf aus Leipzig hatte den Auftrag, ein größeres gesellschaftliches Ereignis abzulichten. Also bewaffnete er sich mit seinen Spiegelreflexkameras, hängte sich ein paar Objektive an den Hals und schnürte sich den Patronengürtel mit den Akkus und Speicherkarten um.

Am Ort des Geschehens hatten sich bereits hunderte Schaulustige eingefunden, um dem Event ebenfalls beizuwohnen. Im Bemühen, ihre Freunde mit ein paar Schnappschüssen neidisch zu machen, fuchtelten sie aufgeregt mit ihren Handys in der Gegend herum. Ein kleines Kind wurde dieser Szene ansichtig und rief aufgeregt: „Schau mal Mutti, die vielen Fotografen!“

Daraufhin ging der Pressefotograf zu dem kleinen Mädchen, legte ihm väterlich seine Hand auf den Scheitel und klärte es auf: „Das sind keine Fotografen, mein Kind“, ließ er es wissen. „Das sind Knipser. Der einzige Fotograf hier bin ich.“

Knipser und Fotografen

Womit wir beim Unterschied zwischen fotografieren und knipsen wären. Ähnlich wie mit Albert Einsteins Theorie, dass wir Menschen nur zehn Prozent unseres Hirns nutzen, verhält es sich auch mit den Fotoapparaten. Knipser drehen das Menürad gern auf P wie Programmautomatik, wo es im Laufe der Zeit festgammelt. Der Rest der Technik im Gerät, vom Weißabgleich bis zum RAW-Format, kommt nie zum Einsatz.

Manchmal kommt es auch nur auf die Bildunterschrift an. Hier beispielsweise präsentiert eine Bundeswehreinheit ihre modernsten Waffensysteme, die an die Ukraine geliefert werden.

Manchmal kommt es auch nur auf die Bildunterschrift an. Hier beispielsweise präsentiert eine Bundeswehreinheit modernste Waffensysteme, die an die Ukraine geliefert werden.

Es hat aber gute Gründe, warum man Belichtungszeiten, Blenden oder Brennweiten einstellen kann. Wer schon mal eine schöne Frau fotografieren wollte, deren Gesicht völlig unscharf war, weil sich der Fokus auf den weit vor ihr liegenden Holzstapel vor der Hütte festgefroren hatte, kann ein Lied davon singen.

Der Fotograf (und später auch der erfolgreiche Kursbesucher der VHS) weiß, dass es dem Foto an Tiefenschärfe fehlt und wie man das vermeidet. Der Knipser indes schimpft auf die Japaner, die weder Handykameras noch Fotoapparate bauen können.

Gute Fotos entstehen dann, wenn man die gewöhnliche Perspektive verlässt. Wer nicht fliegen kann, muss eben liegen.

Gute Fotos entstehen dann, wenn man die gewöhnliche Perspektive verlässt. Wer nicht fliegen kann, muss eben liegen.

Davon abgesehen macht das Fotografieren viel mehr Spaß, wenn man zumindest die Grundlagen begriffen hat. Auch nimmt man auf der Suche nach Motiven seine Umwelt ganz anders wahr als bei einem normalen Spaziergang durch Markranstädt, bei dem bestenfalls mondäne Hundehaufen ins Auge fallen, weil sie einem Sekunden zuvor in die Nase gefahren sind.

An eine gute Unfallversicherung sollte man ebenfalls denken, wenn man als Fotograf in Krisengebieten wie dem Markranstädter Rathaus unterwegs ist.

An eine gute Unfallversicherung sollte man ebenfalls denken, wenn man als Fotograf in Krisengebieten wie dem Markranstädter Rathaus unterwegs ist.

Unsere Leserin Elly lieferte erst vorgestern ein Beispiel dafür. Sie zählt zu den wenigen Markranstädter Passanten, denen der Schreibfehler am Portikus des neuen Dienstleisters am Markt aufgefallen ist. Klar, es gibt keine Fußplege. Bevor das auch dem Inhaber auffällt und er den Fehler beseitigt (natürlich muss das Fußplage heißen), hat sie schnell zu ihrer Kamera gegriffen und die Kostbarkeit für die Nachwelt festgehalten.

Per Foto für die Nachwelt festgehalten. Was so ein Buchtabe ausmacht, gelle? Natürlich muss das "Fußplage" heißen.

Per Foto für die Nachwelt festgehalten. Was so ein Buchtabe ausmacht, gelle? Natürlich muss das „Fußplage“ heißen.

Wenn auch Sie solche Ambitionen verfolgen, sollten Sie sich das neue Kursangebot der Volkshochschule nicht entgehen lassen.

Lukrative Perspektiven

Die Kosten haben Sie schnell wieder rein. Im Internet gibt es reichlich Fotoportale, bei denen man sich anmelden und besonders gelungene Fotos hochladen kann.

Denn noch reichlicher gibt es dort Kunden, die solche Fotos benötigen und sich dann gegen Bares runterladen. Ein Blick auf Ihren Kontostand wird Sie dann in der beruhigenden Gewissheit wiegen, dass Ihre Rente wirklich sicher ist.

Wer keine Menschen fotografieren will, findet brisante und vor allem satirisch verwertbare Fotothemen auch in der Tierwelt. Hier beispielsweise haben wir einen eklatanten Fall von animalischem Rassismus. Der Kater mit Migrationshintergrund darf nur zuschauen.

Wer keine Menschen fotografieren will, findet brisante und vor allem satirisch verwertbare Fotothemen auch in der Tierwelt. Hier beispielsweise haben wir einen eklatanten Fall von animalischem Rassismus. Der Kater mit Migrationshintergrund (r.) darf nur zuschauen..

Die unverkäuflichen Reste Ihres fotografischen Tuns können Sie, sofern die Motive wenigstens ansatzweise Grund zu Heiterkeit bieten, gern an die Markranstädter Nachtschichten schicken. Zwar gibt’s dafür keine finanzielle Entlohnung, aber es wird Ihrer internationalen Reputation zuträglich sein. Garantiert!

Auf geht*s!

Also, auf zum VHS-Fotokurs – einfach auf diesen Link klicken.

2 Kommentare

  1. Per Foto für die Nachwelt festgehalten. Was so ein Buchtabe ausmacht, gelle? Natürlich muss das „Fußplage“ heißen.
    Nun habe ich mal eine Frage was beinhaltet die Überschrift des Ladens alles, „Massage, Fußpflege, Nagelstudio“ so sollte es richtig heißen und was verbirgt sich dahinter?? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen manch einer sollte jetzt seine Fantasie etwas zügeln! Viele Grüße P. Gebhard

    1. In einem Nagelstudio wird genagelt, was sonst? Sie können sich natürlich auch ein Wörterbuch „Deutsch – Vietnamesisch“ unter den Arm klemmen und selbst mal nachfragen. Unsere Kompetenzen richen dazu leider nicht aus, wenngleich sich die Arbeitszeiten zu decken scheinen. Auch dort brennt noch zu später Stunde das Licht.

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.