In ein paar Tagen geht’s wieder an die Urne. Wenn uns die letzte Bundestagswahl etwas gelehrt hat, dann die Erkenntnis, dass richtig wählen gelernt sein will. Denn nicht Kinderbuchautoren, Schulabbrecher, vergessliche Aktentaschenträger oder postfeudale Erfinder von Wortschöpfungen wie Sondervermögen sind Schuld an der Misere. Vielmehr waren es jene Menschen, die sie mit ihren Stimmzetteln trotz mangelnder Qualifikationen in die Regierungsverantwortung gezwungen haben. Damit sich das nicht noch einmal wiederholt, haben die Markranstädter Nachtschichten die Antworten auf die elf wichtigsten Fragen zusammengetragen, die das Wahlvolk zwischen Floßgraben und Zschampert vor der Entscheidung am 23. Februar beschäftigen.
Elf Fragen, elf Antworten – hier kommt Ihr Leidfaden für die Wahl:
1. Wozu sind Wahlhelfer da?
Wie der Bergriff schon vermuten lässt, besteht die Aufgabe der Wahlhelfer darin, Ihnen bei der Wahl zu helfen. Wenn Sie sich also nicht sicher sind, hinter welcher Partei Sie ihr Kreuz setzen sollen, können Sie sich vertrauensvoll an den Wahlhelfer vor Ort wenden. Den können Sie vor dem Einwurf ihres Stimmzettels in die Urne auch fragen, ob Sie die richtige Partei angekreuzt haben. Gute Wahlhelfer werfen gern einen Blick auf Ihren Wahlschein und scheuen sich oft auch nicht, Sie mit kleinen Hinweisen („Echt jetzt, FDP? Sind sie sich ganz sicher?“) auf den richtigen Weg zu bringen.
2. Gibt es im Wahllokal Getränke?
Obwohl es der Begriff vermuten lässt, ist das Klima in einem Wahllokal so trocken wie der Sand in der Sahel-Zone. Wenn Sie also einen längeren Wahlakt befürchten, weil Sie beispielsweise Ihren Kanzlerkandidaten erst vor Ort und gemeinsam mit Ihrem Partner bei einem unterhaltsamen Würfelspiel ausknobeln wollen, sollten Sie sich ein paar Getränke mitbringen. Alkohol ist allerdings untersagt, weil Wähler traditionell schon während des Wahlkampfes besoffen gequatscht werden.
3. Ich bin zwar schon 18, habe aber noch keine Brüste. Darf ich trotzdem wählen?
Angela Merkel war 16 Jahre Kanzlerin und hatte noch nicht mal eine Frisur. Niemand ist vollkommen und außerdem können nicht alle Frauen Nancy Faesers sein. Wenn Sie dennoch an der Außenwirkung Ihrer Herzkranzgefäße zweifeln, können Sie sich im Einwohnermeldeamt für den 23. Februar Ihr Geschlecht umschreiben lassen und gehen als toxisches Maskulinum in Ihr Wahllokal. Hauptsache Sie wählen.
4. Kann ich bei der Wahl etwas gewinnen?
Denken Sie mal nach: Wie wollen Sie Ihre Superzahl kontrollieren, wenn Sie den Tippschein vorher in die Urne geworfen haben? Der Gesetzgeber will damit Verhaltensstörungen entgegenwirken. Weil Glücksspiel süchtig machen kann, ist die Teilnahme an den Wahlen nicht ohne Grund erst ab 18 erlaubt. Ausnahme: Personen, die ihren Wohnsitz in Schleswig-Holstein haben.
5. Sind die Wahllokale barrierefrei erreichbar?
Je nachdem, mit wieviel Promille Sie sich auf den Weg ins Wahllokal machen, ist der Zutritt überall mehr oder weniger barrierefrei möglich. Das gilt nicht nur für Rollstuhlfahrer und Betreiber von Rollatoren, sondern sogar für psychische Härtefälle, die beispielsweise auf Gehhilfen von Birkenstock angewiesen sind.

Lediglich in Kulkwitz hat sich der Gemeinderat einer Ertüchtigung des Eingangs ins Wahllokal verweigert. Mit der sollte ursprünglich auch Wählern, die sich auf Minifahrrädern fortbewegen müssen, das direkte und abstiegslose Einfahren in die Wahlkabine ermöglicht werden. So viel Inklusion ging der Wahlkommission offenbar zu weit.
6. Wie wähle ich richtig?
Das ist eine gute Frage. Hier lohnt sich ein Blick in den „Leitfaden für unsichere Wähler*Innenden“, den man in den Mediatheken bei ADR und ZFD findet. Dort heißt es sinngemäß: Wenn Sie Ihre Stimme für die demokratische Mitte abgeben wollen, müssen Sie Ihr X genau in die Mitte des Kreises setzen. Wer sein Heil eher im rechten Spektrum sieht, muss rechts des Kreises kreuzen und Anhänger linker Lösungswege folglich links davon. Wichtig ist, dass sich diese Kreuze (also mit Ausnahme der Mitte) dann auch immer deutlich außerhalb des dafür vorgesehenen Kreises befinden.
7. Wie muss mein Kreuz auf dem Stimmzettel aussehen?
Diese Frage hat in der Vergangenheit schon oft zu Irritationen geführt. So waren Grünwählerinnen mitunter davon überzeugt, dass es ihrer Stimme noch mehr Gewicht verleiht, wenn sie den Kreis hinter Annalena Baerbock mit einem Origami ausmalen. Das hat nicht nur für lange Warteschlangen vor den Kabinen gesorgt, sondern auch für Zoff im Wahllokal, weil oft nicht ausreichend Buntstifte vorhanden waren. Als ähnlich zwecklos erwies sich auch die Alternative, für Deutschland mit einem Hakenkreuz zu stimmen. Nicht zuletzt mussten auch junge SPD-Erstwähler feststellen, dass es kein erkennbarer Ausdruck des Wählerwillens ist, wenn man den Kreis hinter jeder ungeliebten Partei mit einem weinenden Emoticon ausmalt und nur seinem Favoriten ein Smiley verleiht. Also, um ganz sicher zu gehen, setzen Sie einfach ein stinknormales X.
8. Was passiert nach der Wahl mit meinem Stimmzettel?
Das ist seit diesem Jahr neu. Weil die Bundestagswahl 2025 ungeplant und überraschend kam, stand so schnell nicht genügend Papier für die Stimmzettel zur Verfügung. Zwar ist es der Bundesregierung im letzten Moment gelungen, im Tausch gegen 200 weitere Stahlhelme einen größeren Posten aus einer unterirdischen Papiermine in der Ukraine zu ordern, bevor auch die von den Russen besetzt wurde, aber das soll sich auf keinen Fall wiederholen. Weil auch in der kommenden Legislatur ein solches Fiasko nicht auszuschließen ist, werden die Stimmzettel deshalb ab sofort wiederverwendet. Bei der nächsten Bundestagswahl in vier Monaten soll es demnach wie folgt ablaufen:

Sie sagen Ihrem Wahlhelfer, wen Sie wählen wollen und dieser reicht Ihnen dann einen bereits passend vorausgefüllten Stimmzettel aus der vorangegangenen Wahl aus. Mit diesem ressourcenschonenden Wahlakt unter Verwendung erneuerbarer Stimmzettel wird zugleich ein wichtiges Signal im Kampf gegen den Klimawandel gesetzt.
9. Kann man die Bundestagswahl anfechten?
Ja, das kann man. Obwohl der Begriff „anfechten“ nicht korrekt ist, da er die Verwendung von Stichwaffen wie Säbeln, Degen oder wenigstens Messern assoziiert. Die wurden nicht ohne Grund verboten. Moderne Anfechtungen auf Bundesebene werden heute ganz demokratisch mit Farb- und Brandanschlägen, Denunziationen oder der Auswertung von Doktorarbeiten angefochten. Läuft!
10. Wie geht es nach der Wahl weiter?
Im Gegensatz zur Wahl selbst gibt es in dieser Frage zum Glück keine zwei Meinungen. Irgendwie müssen sich mindestens zwei Parteien finden, um eine Koalition zu bilden. Dann – und nur dann – haben sie die Voraussetzungen erfüllt, um sich nicht an ihre Wahlprogramme und Versprechen halten zu müssen. Im politischen Regelwerk „Links und Rechts intim“ ist festgelegt, dass immer der jeweils andere Partner daran Schuld trägt, wenn man dieses, jenes oder alles nicht durchsetzen konnte. Das ist Politik und was dabei herauskommt, nennt man regieren. Klingt komisch, ist aber so.
11. Wie kann ich meiner Wahl mehr Nachhaltigkeit verleihen?
Indem Sie Ihr Wahllokal nach der Stimmabgabe bei Google bewerten. Sie können zwischen null und fünf Sterne in den Kategorien Freundlichkeit des Personals, gemütliches Ambiente in der Wahlkabine, schnelle Bedienung an der Urne, gastfreundliche Ausstattung des Wahllokals und Reichhaltigkeit des Angebotes auf dem Stimmzettel vergeben. In einem gesonderten Feld können Sie auch individuelle Kritiken äußern. So zum Beispiel wegen mangelnden veganen Angeboten, schlechtem oder gar fehlendem W-LAN oder nicht ausreichend vorhandener Gästeparkplätze vor dem Lokal.
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