Neues aus der vierten Etage (6): Ein Mandat für Cordula Grün

Ihren Umzug von der vierten Etage ins KuK werden einige Stadträte wohl schon während der ersten Sitzung im neuen Domizil am Donnerstag bereut haben. Gerade mal drei nach dem Satz des Pythagoras im Raum verteilte Mikrofone zwingen jeden Stadtrat vor und nach Befriedigung des Redebedürfnisses zur Leibesertüchtigung. Hand heben, aufstehen, zum Mikro wandern, zurückkehren zum Platz und hoffen, dass man wegen eventueller Nachfragen nicht noch einmal zur Wiederholung der Übung gezwungen wird. Das kostet dem Publikum Nerven und den Ratsleuten wichtige Lebenszeit. Dass es manchen Anwesenden trotz des Fitnessprogramms im Laufe der Veranstaltung zu kühl wurde, hat aber nichts mit den Wechseljahren zu tun.

Die Ouvertüre zur Sitzung war kurz und schmerzlos. Die Bürgermeisterin informierte kurz und knapp, dass der Zoff um ihr Stadtratsmandat vorbei ist. Gegen Zahlung von 182,28 Euro aus der Stadtkasse hat der Landkreis für Nadine Stitterich einen Persilschein zur Ablehnung ihres Mandats ausgestellt.

Hätte die CDU geahnt, dass ihr Landrat so billig zu haben ist, hätte sie sich ganz bestimmt nicht mit der lächerlichen Frage nach Stitterichs Stadtratsmandat beschäftigt, sondern bei Henry Graichen gleich ein Gebot für ihre Position als Bürgermeisterin abgegeben.

So aber ist die Posse jetzt Teil der Markranstädter Geschichte und wird, wie die anderen historischen Artefakte, irgendwann einmal im Container landen. Jedenfalls umfasst der Stadtrat ab sofort die ihm zugeteilten 22 Sitze. Stitterichs Platz auf der Ruderbank der Freien Wähler wird demnach von Elke Haenel besetzt.

Cordula Grün: Eine Mandatsträgerin aus Markranstädt

Wer jetzt etwas durcheinander gekommen ist bei der Frage, wer in Markranstädt noch oder wieder über ein Mandat verfügt oder nicht, könnte versucht sein, auf der Internetseite der Stadt unter der Rubrik „Mandatsträger“ Aufklärung zu finden. Hierzu ein wichtiger MN-Tipp: Warten Sie damit bitte bis zum Aschermittwoch! Denn offenbar hat der Markranstädter Carnevals Club nach der Übernahme der Regierungsgeschäfte am 11. 11. Nägel mit Köpfen gemacht und ein eigenes Marionetten-Regime eingesetzt.

Vor fünf Jahren hat sich noch die ganze Welt gefragt, wer diese Cordula Grün ist, die im gleichnamigen Faschingshit die Hitparaden gestürmt hat.

Jetzt wissen wir: Sie ist Mandatsträgerin in Markranstädt. Aber das ist nicht die einzige Personalie mit jeckem Migrationshintergrund.

Wer hätte gedacht, dass die berühmte Cordula Grün eine Markranstädter Mandatsträgerin ist?

Wer hätte gedacht, dass die berühmte Cordula Grün eine Markranstädter Mandatsträgerin ist?

Unter dem Decknamen Admin Kisa hat sich offenbar ein weiteres Markranstädter Urgestein in die Liste geschlichen. Immerhin ist hier wenigstens bekannt, dass das Ex-Stadtoberhaupt Martin Schmeling nach seiner Abwahl beim kommunalen IT-Dienstleister Kisa geparkt wurde.

Admin Kisa: Auf den ersten Blick liest sich der Name, als hätte man bei der Räumung des Hotels jemanden vergessen, aber es muss offenbar doch ein Markranstädter sein.

Klingt, als hätte man bei der Räumung des Hotels jemanden vergessen, aber er hat ein Mandat.

Jetzt hat ihn der MCC offenbar auf die politische Bühne zurückgeholt. Schauen Sie ruhig mal die Liste durch, ob Sie unter den vielen Mandatsträgern, die Sie in Markranstädt nicht kennen, vielleicht doch jemanden kennen?

Feindliche Übernahme: Streit ums Urheberrecht von Beschlüssen

Was gab’s sonst noch im Stadtrat? Eine Beschlussvorlage der Stadt zur Gestaltung des Ehrenmals auf dem Friedhof wurde von der CDU ergänzt und als eigener Antrag eingebracht. Das hatte Eddy Donat von den Freien Wählern irritiert.

Von tiefer Sorge um die Antragskultur im hohen Hause getrieben, nahm er den langen Weg zum Mikrofon auf sich. Dort wollte er wissen, ob es denn künftig wirklich immer als neuer Antrag zu werten sei, wenn man in einer Beschlussvorlage nur ein Wort ändert.

Gestählt von zahllosen eigenen Erlebnissen ähnlicher Art, ließ Heike Kunzemann (Linke) den Frontmann der Freien Wähler von ihren Erfahrungen partizipieren und teilte ihm lächelnd mit: „Das nennt man feindliche Übernahme.“ Eine reizvolle Humoreske, bevor es ernsthaft nur noch darum ging, wer sich die Lorbeeren für den eigentlich von allen befürworteten Beschluss letztendlich aufsetzen darf.

Rätselhafter Fundus

Nicht minder kreativ entwickelte sich die Diskussion um die Zukunft des Heimatmuseums und der in einem Container zwischenentsorgten Exponate. Was wurde da nicht alles thematisiert. Ein neues Domizil werde benötigt und auch ein Endlager für die Artefakte aus dem Stahlklops. Und überhaupt müsse man sich mal anschauen, wie dessen Inhalt die vergangenen vier Jahre überstanden hat.

Jeder will in den Container, aber keiner fragt nach dem Schlüssel

Seltsam nur: Allein die alles entscheidende Frage, wo sich der verschwundene Schlüssel zum Container befindet, wurde nicht gestellt. Das war dem Vertrauen des Publikums in das scheinbare Interesse der Ratsleute zum Erhalt des Museums wenig zuträglich. Ungefähr vergleichbar mit der Vorstellung, dass Egon Olsen ohne Stethoskop vor einem Franz Jäger Berlin steht. Wo bleibt da der Humor?

Venus im Pelz

Am Ende wurde es vielen Anwesenden im KuK offenbar zu kühl. Sogar die Bürgermeisterin warf sich schließlich einen wärmenden Mantel über ihr gewagtes Minikleid. Man muss eben leiden, wenn man seine Mitmenschen von einer Rückkehr in die vierte Etage überzeugen will. Die Markranstädter Nachtschichten haben die Rechte auf den Titel „Neues aus der vierten Etage“ jedenfalls schon mal um weitere 25 Jahre verlängert und den Markenschutz auch gleich auf kyrillische Runen erweitert.

6 Kommentare

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    • Fußgänger auf 10. Februar 2025 bei 9:53
    • Antworten

    In der Pädagogik wird empfohlen, dass der Erwachsene gelegentlich die Sicht der Kinder einnehmen soll. So behandelt die junge Diva (oder Venus 🙂 die Ehrenamtler. Deshalb hat sie angekündigt, zur nächsten Ratsversammlung analog der Räte jeweils zum Mikrofon zu schreiten. Das ist der 2. Schritt in die richtige Richtung zur Umsetzung des Mobilitätskonzeptes. Der 1. Meilenstein der Verkehrswende war die Finanzierung des Rufbusses in der Stadt, in dessen Ergebnis einige Schulkinder nun die Schule nicht mehr rechtzeitig erreichen oder nicht mehr nach Hause kommen. Die Mehrkosten des Projektes hat die Stadt selbstredend getragen. Leider kapituliert die Chefin am Thema mit den Worten: ja, das ist so. Ein hochbezahltes Armutszeugnis.

    1. Wie man anhand der Zahl und des Inhalts der Kommentare unschwer erkennen kann, wird der soziale Friede in der Stadt dadurch nicht gestört. Es ist also alles gut. Einfach zurücklehnen und genießen.

    • Samoht auf 8. Februar 2025 bei 12:02
    • Antworten

    Hoffentlich versteht der homo marcranis die vielen versteckten Spitzen. Allein die „Venus im Pelz“ hat mir heute den Tag gerettet.

    1. Also das selbstständige Nachdenken können wir den Lesern nun nicht auch noch abnehmen. Und was die „Venus im Pelz“ angeht, da wirds wirklich schwer. Im Zeitalter der Damenrasur weiß so mancher Mars nicht einmal mehr, wie eine Venus mit Pelz aussieht, geschweige denn im Pelz. Also auch aus dieser Sicht ist ein Besuch im Stadtrat sehr lehrreich.

  1. Wenn die Stadträtin, die auch Bürgermeisterin ist, sich freikaufen kann und das aus dem Stadtsäckel finanziert, könnte ich ja das Bürgermeisteramt aus meinem Portemonnaie kaufen. Ich tue ja auch nur nichts.

    1. Typisch Ossi, viel zu klein gedacht. Sie dürfen nicht sich den Sitz als Bürgermeister kaufen, sondern müssen jemanden kaufen, der darauf sitzt. Sonst müssten Sie ja wirklich alles selber machen und dann auch den Kopf für Ihre Fehler hinhalten.

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