Neulich bei einem Spaziergang in Markranstädt: „Papa, ich möchte ein Eis.“ Darauf der Vater: „Tut mir leid Chantalle, Mutti hat uns nur Geld für vier Bier mitgegeben.“ Das Fazit dieser Szene ist dramatisch. In keiner Menschheitsepoche zuvor wurde Kindern so wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Die Folge: Wahlmüdigkeit in den Kitas, Abkehr von demokratischen Grundwerten schon in der Wiege, immer mehr brauner Populismus auf den Wickeltischen. Doch schon seit einiger Zeit hat ein im Markranstädter Westen etabliertes Bildungsinstitut ein neues pädagogisches Konzept entwickelt, das nicht nur dem Rechtsruck im Sandkasten den Kampf ansagt. Hier drei Beispiele aus dem Programm, die sprichwörtlich Schule machen könnten.
Das musische Bewusstsein
Weil sie bereits vor dem zweiten Geburtstag ihr erstes Handy geschenkt bekommen, können die Kids schon den ganzen Text von „Lamour to jour“ mitsingen, noch bevor sie Mama oder Papa sagen können. Der Drang nach musikalischer Entfaltung lässt sich nicht unterdrücken. Wohl aber kann man den Instinkt mit dem richtigen Angebot in demokratische Bahnen lenken.

Filmen und fotografieren verboten: Sogar die Eltern der Kids haben erst nach dem Konzert erfahren, dass in der Schule Scharlach aufgetreten ist.
Statt brauner Musik feierten die Kids dieser Markranstädter Bildungsanstalt kürzlich den Auftritt der roten Band „Scharlach“. Um keine Gegendemonstrationen zu provozieren, wurde das Konzert bis zuletzt geheim gehalten und auch Film- sowie Tonaufnahmen untersagt. Allerdings muss sich der Veranstalter jetzt mit einem Shitstorm herumschlagen, denn angeblich tritt Scharlach grundsätzlich nur in ungeimpften Kinderbeständen auf.

Das Hygienebewusstsein
Nur in einem gesunden Körper wohnt auch ein gesunder Geist, hat Adolf Hitler mal gesagt. Auch wenn wir heute wissen, dass der lange Zeit als Nazi verrufene Führer eigentlich Kommunist war, hatte er nicht ganz Unrecht. Voraussetzung für die Reinheit der Gesinnung ist allerdings ein gewisses Mindestmaß an Körperhygiene. Das gilt auch für die Kleinsten in unserer Gesellschaft.

Die Planer stehen vor einem Rätsel: Obwohl sich heute sogar Kids schon untenrum rasieren, ist der Abfluss der Dusche mit Sackhaaren verstopft.
Weil sich sowohl Mischbatterien als auch Duschköpfe für die kleinen Racker oft in unerreichbarer Höhe befinden, hat ein junges Start-Up jetzt eine Lösung für eine kindgerechte Badarchitektur entwickelt. Leider hat der Prototyp bei seinem ersten Praxistest in Markranstädt noch eine Schwäche offenbart und musste deshalb vorübergehend gesperrt werden. Die Experten sind ratlos und suchen fieberhaft nach Antworten, wo die Sackhaare herkommen, die den Syphon verstopfen.

Das Selbstbewusstsein
Früher gab es für Jungs nur einen wichtigen Tipp beim Wasserabschlagen: Niemals gegen den Wind pullern, sonst Windtripper. Heute ist das anders. Draußen wird sowieso nichts mehr gemacht und lediglich noch in der Nutzung ihrer Daumen auf Handys geschult, sind die motorischen Fähigkeiten der Kids unserer Tage so weit verkümmert, dass sie ihren Zapadeus nicht mal mehr aus dem Hosenstall kriegen.

Während die Pädagoginnen ihre Ehemänner zu Hause damit beruhigen, dass es auf die Größe nicht ankommt, geben sie den Kids viel Selbstbewusstsein mit.
Das Problem: Wenn es die Kids nicht rechtzeitig schaffen, geht beim Trocknen des Schritts zu viel Papier drauf. Um das zu verhindern und gleichzeitig das Selbstbewusstsein ihrer Zöglinge zu stärken, wird den kleinen Hosenmätzen jetzt das Gefühl gegeben, etwas so Großes aus der Hose zu holen, dass man beide Hände dazu braucht. Verfasst in kindgerechter Rechtschreibung heißt es nun beim Pieseln: „Seit bereit – jederzeid“.
1 Kommentar
Köstlich, auch wenn es nicht dazu beiträgt meine Sorge, um die Generation der Verdiener meiner Rente, zu mindern.