First Responder unterfahren

Es hat den Anschein, als seien die Kameraden unserer Feuerwehr unentwegt im Einsatz. Die Sirenen in der Stadt heulten in den letzten Tagen so oft, dass man meinen könnte, deren Stromverbrauch müsste bald als eigenständige Position in den städtischen Haushalt einfließen. Auch in Frankenheim hat es am Samstag wieder gebrannt. Diesmal züngelten die Flammen aus einer Laube. Trotzdem war es eine andere Meldung, die für unsere satirischen Antennen die richtige Wellenlänge hatte.

Zehn Tage – fünf Einsätze, so lautet das Fazit der ersten Tage im Jahr 2015. Vom brennenden Griff eines Einkaufswagens bis zur Vernichtung eines 500 Jahre alten Gotteshauses war alles dabei. Die Kameraden kommen kaum noch zur Ruhe, könnten sich eigentlich gleich in Einsatzkleidung zum Schlafzimmer begeben. Da kann man nur noch den Hut ziehen und allerhöchsten Respekt zollen.

Einen guten Feuerwehrmann zeichnet aus, dass er trotz Hektik, Stress und Anspannung die Ruhe und Übersicht bewahrt. Und wenn er dann in der Nachbearbeitung des Einsatzes auch noch etwas Schalk hinterm Ohr hat, dann weiß man, dass es sich um einen Kameraden handelt, der für die Feuerwehr geboren und mit Leib und Seele dabei ist.

René Hentschel, zuständig für die Pressearbeit bei der Markranstädter Feuerwehr und in dieser Funktion ein nicht nur zuverlässiger und kompetenter Kamerad, sondern ein wahrer Glücksfall für Markranstädt, hatte die Einsatzberichte schon in der Vergangenheit immer mal mit einem Augenzwinkern garniert. Erinnert sei nur an einen schlecht geparkten Golf im Straßengraben oder die sorgfältige Aufzählung des Großaufgebotes bei der Rettung eines in Seenot geratenen Anglers auf dem Kulki.

Am Samstag wurde die FFW gegen 20 Uhr unter dem Stichwort „First Responder“ zur B 186 gerufen. Man kann sicher alle Wörterbücher der Welt wälzen, um herauszubekommen, welche Relevanz sich hinter diesem Begriff für einen deutschen Feuerwehrmann verbirgt.

Dazu bleibt aber in der Regel keine Zeit und ob Google auf einem Einsatzfahrzeug verfügbar ist, steht auch auf einem anderen Blatt. Bei einem Dachstuhlbrand können die Flammen schon mal auf den „First“ übergreifen und vielleicht ist auch ein „Responder“ irgendwo da oben versteckt. Aber darum ging es hier nicht.

Kirche in Flammen: Auch die Kameraden der Markranstädter Feuerwehr waren am Samstag in Tellschütz im Einsatz.

Auf Nachfrage in der Leitstelle wurde den Kameraden mitgeteilt (Zitat FFW Markranstädt): „Vor Ort solle ein Radfahrer von einem PKW überfahren worden sein.“ Weiter ist zu lesen: „Dies bestätigte sich nach Ankunft jedoch nicht.“

Schon ertappt sich der Leser dabei, innerlich aufzuatmen, weil nichts passiert ist. Die Aufklärung folgt im nächsten Satz: „… Der E-Bike-Fahrer wurde dabei über das Fahrzeug geschleudert und erlitt nicht unerhebliche Verletzungen.“ Korrekt wäre also die Leitstellen-Mitteilung gewesen, dass ein E-Biker von einem Auto nicht überfahren, sondern unterfahren wurde. Damit hätten die Kameraden allerdings wahrscheinlich ebenso wenig anfangen können wie mit der Meldung „First Responder“.

Dass auch der Fahrer des PKW völlig überrascht war, von einem Fahrrad überfahren worden zu sein, zeigt der Umstand, dass er mit einem Schock ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Da bleibt nur noch zu wünschen: Gute Besserung beiden Verkehrsteilnehmern und weiter so viel Ruhe, Übersicht und Fingerspitzengefühl für das richtige Maß Schalk und die gelungenen Formulierungen der FFW-Pressestelle. Der Job ist schwer genug, als dass man auf diese Art trockenen und feinsinnigen Humors auch noch verzichten sollte.

 

 

1 Kommentar

  1. Für Ihre herzerfrischende Kommentierung gebührt Ihnen mein Dank und meine Anerkennung. Das Wesentliche trifft in jedem Artikel den Punkt und bewegt die Gedanken. Andere in diesem unseren Ort verbreiteten Nachrichtenserver bräuchten gebündelte Jahrgänge , um diese Essenz an uns alle bewegenden, aufregenden und notwendigen wichtigen Informationen so gewürzt nahe zu bringen. Möge Ihr gespitzter Bleistift immer im richtigen Moment griffbereit zu Stelle sein.

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