Hotel hat fertig: GU steht ab Juli für „Geschlossene Unterkunft“

Wenn es stimmt, was da seit Dienstagnachmittag im Landkreis die Runde macht, dann steht die Abkürzung GU am Markranstädter Hotel ab Juli nächsten Jahres nicht mehr für Gemeinschaftsunterbringung, sondern für „geschlossene Unterkunft“. Wie es heißt, soll der Mietvertrag mit dem Hoteleigentümer zum 30. Juni 2025 gekündigt worden sein.

Am Nachmittag hatten sich die Anzeichen verdichtet, dass dem so ist. Aber halt nur die Indizien. Alles andere wurde wieder mal so lange unter Verschluss gehalten, dass es selbst jene nicht mitbekamen, die schon von Beginn an gegen die Zweckentfremdung des gelben Gemäuers aufbegehrten und nun die Lorbeeren für ihren Einsatz anderen überlassen mussten.

Und so bleibt dem gemeinen homo marcransis wieder mal nichts anderes übrig, als selbst im Kaffeesatz zu lesen, das Glasauge zu befragen oder ein eigenes Gerücht darüber zu entbinden. So beispielsweise das, wonach die Kündigung vom Amt für Tourismus beim Landkreis ausgesprochen wurde.

Tourismusförderung

Denn die Situation in Markranstädt drohte aus dem Ruder zu laufen, nachdem Reiseveranstalter wegen der einzigartigen Stimmung in der vierten Etage ganze Flotten von Reisebussen mit erwartungsfrohen Touristen nach Markranstädt schicken wollten.

Aber wohin mit den greisen Ausflüglern nach Ende der Veranstaltung? Das Hotel ist ausgebucht mit Facharbeitern, am Kulki ist es in der Jahreszeit zu kalt und in den restlichen Etablissements gibt es selbst bei Leerstand bestenfalls acht freie Betten.

Betten statt Lamadecken

Gleich gar nicht gibts irgendwo noch eine halbwegs empfehlenswerte Kneipe, in deren Saal man wenigstens durch den Verkauf von Lamadecken oder Panzerhemden gegen Handystrahlen noch etwas Zeit rausschinden könnte. Da liegt es auf der Hand, das einstige Hotel wieder für den Binnen-Tourismus umzuwidmen.

Schnelle Hilfe bei der schwierigen Wohnungssuche

In einer Fußnote soll der Landrat die Stadt übrigens gebeten haben, ihn bei der Unterbringung der zum Bleiben in Markranstädt verurteilten Hotelinsassen zu unterstützen. Will heißen: Markranstädt soll bei der Suche nach freien Wohnungen helfen. Zumindest kann sich Big Henry da ganz, ganz schneller Hilfe sicher sein. Denn die gerade mal vier freien Wohnungen, die es letzte Woche in Lallendorf noch gab, dürften ruck-zuck weg sein. Heißt: Weiterhin freie Sicht auf den Weihnachtsstern für die rund 25 Obdachlosen der Stadt.

Im Umkehrschluss könnte genau diese zugespitzte Wohnungssituation den selbstredend unbeabsichtigten Nebeneffekt der GU-Schließung im anstehenden Wahlkampf aushebeln. Denn der soziale Friede in der Stadt ist aktuell von keinem noch so fragwürdigen Hotelbetrieb so gefährdet wie durch die Wohnungssituation.

Rolle rückwärts nach dem Wahlkampf?

Und auch eine weitere Marginalie, wonach die GU-Kündigung angeblich wieder zurückgenommen werden können täte, wenn sich die Flüchtlingssituation bis Juni 2025 wieder zuspitzt, könnte noch Zündstoff bergen. Denn dann müsste ein neuer Vertrag her und diesmal kann man sich nicht mehr damit rausreden, dass keine Zeit für dessen Ausschreibung war.

Was aus dem Hotel in Zukunft so werden können täte

Nun dürfen wir gespannt sein, was aus dem Hotel wird. Die direkten Anrainer werden sich vielleicht nach einer Großraum-Disco sehnen oder nach einer Prüfstation für Flugzeugtriebwerke im Nachtflugeinsatz. Irgendwas jedenfalls, das nicht ganz so viel Lärm macht. Es wird nicht langweilig in Markranstädt, ganz gewiss nicht.

1 Kommentar

    • Nachbar auf 4. Dezember 2024 bei 10:36
    • Antworten

    Ich sehne mich erstmal nach einem Richter, der lesen kann und die Prozessakten mal vor der Antiquierung findet, um nach Fakten und Recht endlich mal zu entscheiden.
    Eine Aneinanderreihung von gewonnen Untätigkeitsklagen säumen den Weg dahin seit 2016.
    Ansonsten riecht es schon nach dem nächsten faulen Ei, bevor die Tür geschlossen ist im Schwarzbauhotel ohne Ausschreibung des Betreibervertrages.

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.