Neues aus der vierten Etage (32)

Fröhliches Gezwitscher empfing den Besucher am Donnerstag beim Eintritt in den Ratssaal. Obwohl noch nicht einmal alle Stadträte anwesend waren, glich die Geräuschkulisse jener beim Promenadenfest, nur ohne Musik. Offenbar hatten sich alle im Sommerloch gut erholt.

Dann stürmte neben den wenigen Gästen aber auch noch die Abendsonne in den Saal, und da die Räte ihren Stadtfürsten bei Gegenlicht nur verblendet wahrnehmen konnten, sprang selbiger vom Throne auf und griff höchstpersönlich zum Seilzug der Jalousie.

Die wehrte sich allerdings standhaft und fiel auch nicht auf das Angebot guter Gespräche rein. Letztendlich wurde sie dennoch irgendwie bezwungen.

Handwerk hat goldenen Boden

Das benachbarte Exemplar jedoch fasste der Bürgermeister dann lieber nicht mehr an. Es heißt ja im Volksmund ohnehin: Wenn irgendwo ein Bürgermeister mit anfasst, ist das so, als wenn zwei loslassen. So war das Schließen der zweiten Jalousie dann die Aufgabe eines begabten Handwerkers und schlussendlich war alles gut an der Tafel.

Satire zum Gähnen

Pünktlich um 18.30 Uhr kehrte dann der Ernst in die Runde ein und der Satiriker konnte lediglich mit Mühe sein Augenwerk offen halten. So richtig Stoff zum Verarbeiten wurde da nicht mehr geboten.

Obwohl … die Bürgerfragestunde fiel diesmal tatsächlich ein bisschen aus dem üblichen Rahmen. Nach dem obligat schwungvollen Einstieg gab es noch ganze 5 (in Worten: fünf!!!) Bürger mit Fragen an den Stadtrat. Sorry, Formulierungsfehler!

Prophylaktische Fragen

Es waren eher Anliegen an den Bürgermeister. Aber da dieser jetzt erstmal Urlaub macht und danach der Herbst und mit ihm die Erkältungszeit beginnt, sind die Fragenden wohl lieber auf Nummer sicher gegangen und haben statt der Sprechstunde des Bürgermeisters gleich den Rahmen der Stadtratssitzung genutzt.

Aber am Ende ist es ja nicht verkehrt, wenn auch die Duma in dem Zuge gleich mal mit erfährt, was den Bürger so bewegt.

Bei einem der angesprochenen Themen wurde man dann aber gar nicht fertig mit dem Fragen. Die Kostensteigerung beim Grundschulanbau ist noch nicht einmal ausreichend aufgearbeitet, da platzt doch die Schule schon wieder aus allen Nähten.

Es ist aber auch zum Verrücktwerden, wie viel Nachwuchs in Markranstädt unplanmäßig aufkreuzt und heranwächst. Und natürlich hat hier nicht nur aus satirischer Sicht die Stadtverwaltung wieder mal richtig gepennt.

Wehe, wenn sie losgelassen…

Statt ein Zeugungskataster einzuführen und ungeschützten Geschlechtsverkehr nur noch auf Antrag zu erlauben (es heißt ja nicht ohne Grund Geburtenkontrolle), lässt sie das Markranstädter Bürgertum völlig ungezügelt sämtlichen Praktiken zwischen Shades of grey und Missionarsstellung nachgehen.

Da muss man sich nicht wundern, wenn die Weibchen plötzlich reihenweise zur Ablage kommen und die Brut irgendwann vor den Klassenzimmern steht.

Nun müssen schon Räume in der Stadthalle für den Unterricht herhalten. Die Bedingungen, so wurde in der Bürgerfragestunde moniert, sind eben für eine öffentliche Einrichtung für Sport und Spiel bestens geeignet, nicht aber für unsere lieben Kleinen.

Helene statt Karzer

Stimmt. Doch die Zustände sind eigentlich noch viel schlimmer. Was die fragenden Bürger nicht angesprochen haben: Im Foyer der Stadthalle hängt ein Bild von Helene Fischer! Da leiden die Kleinen schon beim Betreten des Bauwerks an posttraumatischen Belastungsstörungen, noch bevor der Unterricht überhaupt begonnen hat!

Da gibt es also noch Redebedarf für die Zeit des Interims. Und nicht nur darüber, dass für die Bedürfnisverrichtung in einem solchen Hause keine abgesenkten Becken vorhanden sind. Früh übt sich, wer ein Mann werden und später mal sein Revier mit beeindruckend hohen Duftmarken abstecken will.

Schneller, weiter, höher

Schlussendlich sind neue Klassenräume nicht so einfach aus dem Ärmel zu schütteln. Immerhin bleibt eine bahnbrechende Erkenntnis des Bürgermeisters im Hinterkopf: „Die Planungen hinken der Realität immer hinterher“.

Genau. Und außerdem gilt für unsere Kinder: „Das ist Markranstädt. Wenn du es hier schaffst, schaffst du es überall!“

Verbale Verknispelung der Synapsen

Nach diskussionslosen und unspektakulären Grundstücksverkäufen kam dann noch die Stadtkämmerei zu Wort, um die Finanzlage zum Halbjahr näher zu erläutern.

Ob der vielen Zahlen konnte es einem ganz schön wuschig werden. Immerhin werden die harten Fakten ja mittlerweile an die Wand geworfen, damit alle Anwesenden etwas davon haben.

Uns geht’s gut! Ihnen auch?

Aber dem Fachjargon kann der ungeübte Laie am Ende trotzdem nur die eine Erkenntnis abgewinnen: Es geht uns gut. Also der Stadt. Also finanziell gesehen.

Auch wenn avisierte Fördermittel noch nicht angekommen sind. Und auch wenn es am Kulki noch immer keine öffentliche Toilette gibt…

Schlusspfiff nach 90 Minuten

Später war auf Anfrage einer Stadträtin noch zu erfahren, dass in Markranstädt niemand aus dem Wählerregister gelöscht wurde.

Als Hintergrund für diese Frage könnte sich dem unvorbelasteten Besucher lediglich die Recherche nach der Existenz von Reichsbürgern offenbaren. Wenn’s so war, würde es keine solchen in Markranstädt geben. Stimmt aber nicht.

Tja, am Ende entließ das Stadtoberhaupt die Öffentlichkeit nach 90 Minuten frohen Glaubens in ihren wohlverdienten Feierabend.

 

1 Kommentar

    • Manfred Schwung auf 11. September 2017 bei 19:29
    • Antworten

    Die „Erbmasse der Frau Doktor“ und wie diese schöngeredet wird!

    Satirisch gekonnt haben unsere „Nachtarbeiter“ wieder einmal den Alltag und die Atmosphäre in unserer Duma wie es hier so oft heißt, gut beschrieben!
    In der Hitze des Gefechts ist leider die „Erbmasse der Frau Doktor vom Bau“ dabei unerwähnt geblieben! Denn wie mit Kopfnicken des Bürgermeisters unterstützt, wurde uns erzählt, soll es eine „PUNKTLANDUNG“ mit über 25.0
    T Euro pro KITA-Platz und mit weit über 2.0 Mio. Euro derzeitiger Gesamtkosten (bei einem Förderanteil von max. 10.0 T Euro pro KITA-Platz) geben, die meines Erachtens aufgrund der Kostensteigerung überhaupt nicht stolz erwähnenswert wäre!
    Diese Erbmasse mit der „PUNKTLANDUNG“ gehört zu dem sicher vom neuen Leiter der „Bauadministration“, aufgrund der Kürze seiner Zeit, noch nicht voll erschlossenen Scherbenhaufens seiner Vorgängerin, zur KITA am Bad!
    Gemeint ist das bis heute 51 Monate lange, mit 21 Beschlussvorlagen gekennzeichnete, vielleicht längste Planungsverfahren für eine KITA in Sachsen, an der das Entscheidungsteam Spiske/Richter gewerkelt haben!
    Wie wir auch in der „Qualitätspresse“ LVZ nachlesen konnten, hat aber eine aufmerksame und mutige Stadträtin, diese „PUNKTLANDUNG“ aufgrund der exorbitanten Kostensteigerung bei der KITA am Bad zu Recht kritisiert! Dabei muss jeder wissen, dass die ungewöhnliche Kostensteigerung, ohne das diese Einrichtung die erst im nächsten Jahr fertig gestellt werden soll, gegenüber dem Baubeschluss heute schon über 30 % beträgt! Gegenüber dem Haushaltsansatz von 2015 beträgt diese Kostensteigerung der KITA sogar weit über 40 %! Diese Information und Ergänzung ist m.E. zur notwendigen und oftmals fehlenden Transparenz und Einordnung der Situation in Makranstädt sehr wichtig!

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