Neues Spechtfutter im Stadtforst

Markranstädt am Montag: In der Stadt und ihren Ortschaften herrscht eine seltsame Atmosphäre. Es ist ruhiger als sonst. Nur das Geäst der vom Herbstlaub befreiten Bäume wiegt sich sanft im winterlichen Wind. Wer genau hinschaut, entdeckt dabei neue Stämme, Äste und Zweige. Der Markranstädter Stadtforst hat Zuwachs bekommen.

Während andernorts Bäume gefällt, in die heimischen Wohnzimmer verschleppt und dort für ihre letzten Tage geschmückt werden, macht man in Markranstädt derzeit genau das Gegenteil. Hier werden Bäume gepflanzt.

Die seit 8. Dezember erfolgenden Neupflanzungen von Bäumen im Stadtgebiet haben einen Grund.

Für den Erweiterungsneubau am Gymnasium mussten seinerzeit zwei Eichen gefällt werden. Hierfür werden jetzt die gesetzlich vorgeschriebenen sechs Ersatzpflanzungen vorgenommen.

Sechs für zwei

Die kräftigen Linden, Eichen und Kastanien werden in der Parkanlage „Alter Park“, auf dem Freigelände der Kindertagesstätte Marienheim und an der ÖPNV-Verknüpfungsstelle am Bahnhof in die Erde gebracht. Für die Maßnahme wurden rund 23.000 Euro veranschlagt, heißt es aus dem Rathaus.

Die Kosten der Kosten

Rechnen wir mal: 23 durch sechs macht drei (fünf im Sinn und eine Null dran), macht 50 durch sechs … Was soll’s: also rund 3.833 Euro pro Gehölz.

Da möchte so mancher Unternehmer gerne Baum sein in diesen Tagen, an denen die Werte der Firmen auf den Corona-Hilfsanträgen in geheimnisvollen Rechenoperationen auf einen Bruchteil dessen zusammenschrumpfen.

Mit der Ausführung der Pflanzungen ist der in Seebenisch ansässige Gartenservice Leipzig beauftragt. Chef Sven Baumann weiß, warum da was und wieviel kostet. „Erstmal sind das Starkbäume mit einem Durchmesser von mindestens 30 Zentimetern und teilweise schon um die sieben Meter Länge.“

Lukas Ifland vom Gartenservice Leipzig wässert seinen neuen Schützling in der Parkstraße ordentlich ein. Drei Jahre lang werden die Neuanpflanzungen vom Seebenischer Betrieb gepflegt.

Lukas Ifland vom Gartenservice Leipzig wässert seinen neuen Schützling im Alten Park ordentlich ein. Drei Jahre lang werden die Neuanpflanzungen vom Seebenischer Betrieb gepflegt.

Dann seien sie mit einer speziellen Unterflurverankerung versehen, um die Standfestigkeit zu gewährleisten, bis die Wurzeln vollständig ausgebildet sind. Nicht zuletzt kamen bei den Pflanzungen auch unvorhergesehene Situation dazwischen. „Am Bahnhof mussten wir erst die Wurzel einer alten Kastanie ausheben, die vorher dort stand“, so Baumann.

Und schlussendlich ist auch ein Pflegevertrag über drei Jahre Bestandteil des Auftrages. Gießen, verschneiden, pflegen – das komplette Programm, nur eben nicht als Präsenzunterricht in der Baumschule, sondern per Homeschooling vor Ort.

Es geht natürlich auch günstiger – zumindest für den Steuerzahler. Die ESTEL Europe GmbH aus dem Markranstädter Ortsteil Frankenheim hat anlässlich ihres 10-jährigen Firmenjubiläums zehn Bäume gespendet.

Jubiläumsbäume

Es handelt sich dabei um Feldahorn, Apfelquitte, Trauerweide, Silberlinde, Traubeneiche, Amerikanische Roteiche und Zürgelbaum.

Die Gehölze mit einem wesentlich geringeren Alter, Stammumfang und Wuchshöhe sind demzufolge auch preisgünstiger in der Anschaffung. Wie die Stadtverwaltung mitteilt, werden sie in der Kernstadt und in den Ortsteilen Frankenheim und Priesteblich gepflanzt.

Die Spende hat einen Wert von 4.176 Euro. Auch hier übernimmt das Team von Sven Baumann die Pflege während der Anwachsphase. Ein Feldahorn und eine Apfelquitte werden auch auf der Festwiese in Frankenheim gedeihen.

Wie Luther schon sagte…

Es gibt da einen rund 500 Jahre alten Satz, der Martin Luther zugeschrieben wird. Angesichts der aktuellen Stimmungslage war dieses Zitat wohl selten so aktuell wie heute: „Und wüsste ich, dass morgen die Welt unterginge, würde ich noch heute einen Baum pflanzen“.

Passt irgendwie in das gegenwärtige Corona-Szenario rund um den Globus von Markranstädt.

 

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