Ostern steht vor der Tür. Immer noch besser als der Gerichtsvollzieher oder die Schwiegermutter. Aber was feiern wir da eigentlich, wenn wir um ein Feuer herum stehen und in die Flammen gucken oder auf einen Hasen warten, der Eier legt? Die Markranstädter Nachtschichten haben sich auf den Straßen umgehört und die Menschen gefragt, welchen Anlass sie hinter dem Osterfest sehen.

In Südeuropa erhält man, ganz gleich wen man fragt, nur eine Antwort. Logisch: Hier sind alle noch erzkatholisch. Selbst die Männer glauben an die Auffahrt des Herrn, weil sie vor der Kommunion schon dessen Einfahrt in ihren eigenen Leib erlebt haben.
In Südeuropa ist man der Meinung, dass Ostern irgendwie mit der biblischen Geschichte zusammenhängt. Demnach ist Jesus, nachdem er am Kreuz genagelt wurde, am dritten Tag wiederauferstanden.
Ostern in Spanien
Nun feiert man dort die Hoffnung auf seine Wiederkehr. Selbstredend wird ihm dazu kein roter Teppich ausgerollt, denn in der Bibel steht auch, auf welchem Wege der Messias zu wandeln pflegt. Er läuft übers Wasser!

Glaubt man der Beschilderung, kommt der Messias auf seinem Weg der Wiederauferstehung von der rechten Uferseite, auf der sich Villariba befindet. „Er muss übers Wasser kommen“, ist man sich in Villabajo sicher.
Zwischen den beiden Orten Villariba und Villabajo haben Missionare der Markranstädter Nachtschichten jetzt einen Hinweis darauf gefunden, dass der Erlöser genau hier erwartet wird.
Damit er nicht von einem Boot umgefahren oder einem Surfer gerammt wird, hat man ihm sprichwörtlich den Wasserweg frei gemacht und einen eigenen Übergang ausgewiesen.

Der Antrag beim örtlichen Verkehrsamt und die Abstimmungen mit der zuständigen Behörde bei der EU wegen dieses schwerwiegenden Eingriffs in die Verkehrsinfrastruktur haben natürlich Zeit in Anspruch genommen. Deshalb hat es fast 2.000 Jahre gedauert, bis die Voraussetzungen für die Auferstehung geschaffen waren. Aber in diesem Jahr ist es so weit, da ist man sich in Villariba (rechte Uferseite) und Villabajo (links) ganz sicher.
Ostersonntag, 5:45 Uhr in Markranstädt
Ortswechsel. Überhaupt nichts am Hut mit Christen und der biblischen Geschichte hat Thor-Odin Meschugge aus Markranstädt. Trotzdem liegt der 23-Jährige mit seiner Vermutung zumindest begrifflich nicht weit weg vom Ursprung des Festes. „Ostersonntach? Lass mich mal nachdenken.“ Dann fällt sein Blick auf den Kalender. „Ach ja, der 20. April. Da feiere ich mit ein paar Kameraden die Auferstehung des Herrn.“
Glaubt man seiner Theorie, besteht der einzige Unterschied zur Feierei in Spanien darin, dass der Vater des Erlösers nicht Zimmermann war, sondern Zollbeamter. Andere Länder, andere Sitten.

Ganz unverfänglich sehen die Markranstädter Kinder das Osterfest. Aber was müssen die Kleinen dabei fühlen, wenn sie einem Hasen einfach den Kopf abbeißen?
Grinst sogar noch im Auge des Todes: Tierschutz im Supermarkt
Quält das wehrlose Tier Schmerz, den es mangels Stimmbänder nicht in die Welt hinausschreien kann, bevor kindliche Milchzähne seinen Halswirbel durchtrennen? Hier hat die Gesellschaft ein deutliches Zeichen gesetzt.

Sogar an den realistischen Knusper-Effekt beim tödlichen Nacken-Durchbiss hat Milka gedacht. Den Sarotti-Mohren hat es dagegen viel schlimmer erwischt. Der tingelt jetzt als „Glückskerl der Sinne“ durch die Osterkörbe.
Statt Osterhase also nun der Schmunzelhase. Keine kulturelle Aneignung christlicher Historie und keine traumatischen Kindheitserlebnisse beim Genuss. Das Tier grinst bis zuletzt und scheint es daher zu mögen. Die Kernbotschaft ist klar: Nimm zwei – und frohe Ostern!
4 Kommentare
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Gedacht wird am 4/20 um 16:20Uhr ebenso einem freudigen, traditionsreichen Ereigniss. :Brokkoli:
Irgendwie müssen ja die „Kammeraden“ nach der Auferstehung mit dem, nun, allein gelassen sein, zurechtkommen.
Brokkoli …
Okay, jedem das Seine. Man muss schließlich nicht alles wissen und wir können uns auch nicht um alles kümmern. Wird schon seine Richtigkeit haben mit dem Gemüse.
Ihr scharfer Witz, in obiger Betrachtung in der Karwoche (von Palmsonntag bis Ostersonntag), trifft so manchen Osterhasen, aber verfehlt Ostern total. Warum?
Christen, zum Beispiel, die orthodox geprägt sind, grüßen das erste Tageslicht nach einer durchwachten Osternacht. Der Ostermorgen wird zur Gewissheit – um es mit Worten zu sagen: „Christus ist auferstanden! “ Und die Antwort lautet: „Er ist wahrhaftig auferstanden!
Frohe Ostern!
Hier geht`s doch aber um viel mehr als um othopädische Christen. Schließlich dürfen am Karfreitag und Ostermontag sogar Ketzer, Atheisten und Philatelisten zu Hause bleiben. Ist das gerecht?