Polizei und Feuerwehr am „Gelben Elend“: Großeinsatz wegen nichts

Der Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr am Freitag war nur eine Foto Morgana. Was immer Anrainer, Passanten und Fotografen am gelben Elend gesehen haben wollen, fand zumindest in den offiziellen Informationskanälen von Qualitätsmedien und Behörden nicht statt. Und so bleibt dem homo marcransis wieder mal nichts anderes übrig, als den Bodensatz der Geschehnisse aus den Gullys zu kratzen und wenigstens aus Eulenspiegels Perspektive zu betrachten.

Das uniformierte Großaufgebot rund um die Gutenberg-Zitrone in der Krakauer Straße war so eindrucksvoll, dass man glauben wollte, die Söldnergruppe Wagner hätte sich im Kampf um den Endsieg in Markranstädt hier verschanzt.

Nach und nach setzte sich allerdings die Erkenntnis durch, dass es sich hier wohl nur um einen Einzelkämpfer handelt. Der hat einen älteren Herrn, so dessen Aussage am Rande der Kampfhandlungen, bereits gegen 11 Uhr tätlich angegriffen, als dieser dabei war, seinen Fußweg zu kehren.

Kehren für den Frieden

Als der Besenschaffende daraufhin den Statthalter im gelben Hause über den Vorfall informierte, sei er darauf hingewiesen worden, dass die Polizei bereits Bescheid wisse. So viel zur Vorgeschichte um 11 Uhr.

Fast schon märchenhaft jdyllisch, dieser Einsatzort im Grünen. "Rapunzel, lass dein Haar herunter, sonst kommen wir rein."

Fast schon märchenhaft jdyllisch, dieser Einsatzort im Grünen. „Rapunzel, lass dein Haar herunter, sonst kommen wir rein.“

Keine drei Stunden später rückten die Einheiten an. Das geschah selbstredend nicht wegen eines zu diesem Zeitpunkt noch immer zitternden Rentners mit Herzschrittmacher und Kehrschaufel oder einer Frau, die angab, bereits am Tag zuvor vom jetzt verschanzten Partisanen belästigt worden zu sein.

Vorhang auf zum zweiten Akt

Allein das zusätzliche Anrücken der Feuerwehr ließ ahnen, dass inzwischen noch anderes passiert sein musste.

Im Raum zwischen den beiden Eingangstüren stand ein rastabelockter Jüngling in erdfarbener Hauttarnung und vor dem Hause äußerten Uniformierte mantraartig Kommunikationsbedarf, um ihn zwecks bedingungsloser Kapitulation aus dem Gebäude zu locken.

Parallel ging eine Sondereinheit in Stellung, wohl um zumindest optisch den Eindruck zu vermitteln, das man durchaus in der Lage sei, das Haus zu stürmen. Säbelrasseln made in germany.

Mit Schutzschild gegen fliegende Kartons, Koffer und andere Utensilien.

Mit Schutzschild gegen fliegende Kartons, Koffer und andere Utensilien.

Irgendwann flogen dann unter lautstarkem Getöse mit Kartons, einem Koffer und anderen Reiseutensilien Wagners letzte Munitionsreserven aus der Tür auf den Vorplatz. Von satirischer Neugier getrieben, rief einer der Beobachter die Sprecherei der Ordnungshüter im sicheren Leipzig aus dem Schlaf. „Eigengefährdung einer Person“, bekam er zur Antwort.

Hundert Mann und kein Befehl

Das könnte zumindest die Rolle der Feuerwehr erklären, die zum Einsatzort gerufen wurde, dort ihre Spritzpistolen in Stellung brachte und nun auf das Sturmsignal wartete. Offenbar lag eine Drohung vor, wonach sich der Mann selbst anzünden wollte.

Eine Folge mangelnder Integration, denn wenn diese funktionieren würde, hätte er gewusst, dass man sich im christlichen Abendland traditionell nicht selbst anzündet, sondern andere – vorzugsweise Frauen, die zuvor als Hexen geoutet wurden. Gut möglich aber auch, dass Herr Wagner in der Hoteltür genau diesen Weg wählte, um sich postum nicht dem Vorwurf kultureller Aneignung auszusetzen.

So weit kam es aber nicht. Der versprengte Söldner erhörte schließlich das flehende Bitten seiner Gegenüber, gab die Verteidigung der Festung Markranstädt auf und ließ sich festnehmen.

Viel los wegen Eigengefährdung einer Person. Wer kümmerte sich eigentlich um die Person, die er zuvor gefährdet hatte?

Viel los wegen Eigengefährdung einer Person. Wer kümmerte sich eigentlich um die Person, die er zuvor gefährdet hatte?

Nach dem Abzug der uniformierten Einheiten blieben lediglich einige verstörte Beobachter aus der geografischen Anrainerschaft des umkämpften Geländes zurück. Unter ihnen der angegriffene Rentner, der nun feststellen musste, dass der Angriff auf ihn gar nicht stattgefunden hat. Denn die Polizeisprecherei erklärte auf eine zweite Anfrage hin, dass eine Gefährdung Dritter ausgeschlossen sei.

Will heißen: Am Ende wurde also ein Unschuldiger in Schutzgewahrsam genommen und psychiatrischer Behandlung zugeführt, während die Interpretation der Tatsachen immer neue Sphären erobert und deren Protagonisten sich frei entfalten dürfen. Irgendwie beruhigend, wo wir doch sowieso am liebsten nur das erfahren wollen, was wir erfahren wollen.

8 Kommentare

Zum Kommentar-Formular springen

    • ein Frankenheimer auf 4. Juni 2023 bei 14:25
    • Antworten

    also ich mache mir nicht viel aus wenig Alkohol…

  1. Habe laut lachen müssen ,wenn auch viel Geld verschwendet wurde. Aber weiter so. Übrigens der Kommentar mit der Kuh war auch nicht schlecht.

    • Lachlerche auf 28. Mai 2023 bei 23:29
    • Antworten

    Warum wir nichts wissen brauchen:
    „Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern“ de Maizière
    Oder:
    Stehen 3 Kühe auf der Weide, sagt die eine Muh, daraufhin die 2. Muhmuhmuhmu. Die 3. erschießt die 2. Nun wollte die 1. wissen, warum die 2. erschossen wurde. Ganz klar, die 2. wusste zu viel.
    Dieser Gefahr wollen wir uns doch nicht wirklich aussetzen.

    1. Das Beispiel ist hervorragend, zeigt es doch, was uns die Kühe voraus haben. Die acht Milliarden Individuen umfassende Schafherde, die sich herrschende Rasse nennt und trotzdem die Kacke der Hunde auflesen muss, blökt noch. Allerdings jetzt schon woke.

  2. Nein, kann ich drüber lachen.

    1. Alte Schule, gelle? Die Negation der Negation. Und nein, wir lachen auch gern unhäufig viel und saufen daber große Mengen nicht wenigen Alkohols.

  3. Sehr köstlich geschrieben, bin aus dem Schmunzeln gar nicht wieder herausgekommen

    1. Das Adjektiv „köstlich“ hat seinen Ursprung in einer Flasche Grappa. Ein Edel-Tropfen so köstlich, dass sogar die Eröffnung des Stadtbades in greifbare Nähe rückt.

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.