Putins Ende? Frankenheimer Forscher stellen Null-Energie-Wäschetrockner vor

Es gibt Orte, von denen man sich erzählt, dass die Bürger dort den Mond mit der Stange durch den Nachthimmel schieben. Aber es gibt auch Dörfer, in denen findige Menschen ganz andere Dinge mit Stangen anzufangen wissen … wo sie nun schon mal da sind und sinnentleert in der Gegend herumoxidieren. Unser Volkskorrespondent Georg Deimler hat mal einen Blick hinter die Geschichte geworfen und von seiner Recherche-Reise an den Markranstädter Polarkreis erstaunliche Erkenntnisse mitgebracht.

Was derzeit in Frankenheim für Schlagzeilen sorgt, hat seinen Ursprung eigentlich schon vor einem Vierteljahrhundert.

Vor etwa 25 Jahren entstand die später als „Frankenheimer Fata Morgana“ in die Weltgeschichte eingegangene Bushaltestelle in der Priesteblicher Straße. Besser gesagt: Es sollte mal eine werden. Als sie fast fertig eingerichtet und sogar mit Haltestellenschild versehen war, fehlte eigentlich nur noch ein Fahrplan. Der kam allerdings, ebenso wie jedwede Omnibusse des Linienverkehrs, nie dort an.

„made in schilda“

Nachdem das Bauwerk fertiggestellt war, muss wohl jemandem aufgefallen sein, dass die Straße nicht sonderlich breit ist und zudem eine Wendemöglichkeit für die großen Fahrzeuge fehlt. Die Idee, nachträglich eine Wendeschleife rund um die Bockwindmühle anzulegen, wurde vom Bauamt nicht einmal ignoriert. Noch heute erzählt man sich im Dorf, dass es sich bei den Planungsunterlagen für den Busanleger um Kopien aus dem Rathaus Schilda handelt.

Bevor hier Dorfschönheiten an der Stange tanzen, hatten Frankenheimer Freigeister eine bessere Idee.

Bevor hier Dorfschönheiten an der Stange tanzen, hatten Frankenheimer Freigeister eine bessere Idee.

Seit die verbeulten Schilder vor den berüchtigten Schilderjägern für immer in Sicherheit gebracht oder vielleicht sogar wirklich Opfer eines Schildbürgerstreichs wurden, weisen nur noch Relikte auf die einstige Nutzungsbestimmung der Verkehrsanlage hin. So gibt s in Frankenheim seit ein paar Wochen eine weltweit einzigartige „Stangen-Verkehrs-Insel“.

Das lange Leben einer Totgeburt

Da der Bauherr offenbar keinen Anlass sieht, diese baulichen Reste ebenfalls zu entfernen, machte man sich im angrenzenden Wohngebiet umgehend Gedanken, wie man das Ensemble möglichst harmonisch ins gesellschaftliche Leben einbeziehen kann.

Schon war die Idee geboren, die Besucher des Heimat- oder des Mühlenfestes von an der Stange tanzenden Dorfschönheiten willkommen heißen zu lassen. Aber es kam zum Glück noch besser!

Vor dem Hintergrund der Energieknappheit und schwindender Ressourcen kamen findige Dorfbewohner auf den Gedanken, die Installation zu einem stromsparenden Haushaltshelfer umzuwidmen. Kurzerhand wurde zwischen dem Gestänge eine Leine gespannt und von Omas Plautzer über den Strapsgürtel der Gattin bis hin zum Feinripp-Schurz des Hausherrn alles drangehängt, was nach dem Waschgang trocknen muss.

Je nach Fahrtwind-Aufkommen verkürzt sich die Trocknungszeit von Schießer, Triumph & Co.

Je nach Fahrtwind-Aufkommen verkürzt sich die Trocknungszeit von Schießer, Triumph & Co.

„Die Lösung ist so genial … wenn das unsere Großmütter schon gewusst hätten, wäre es nie zum Klimawandel gekommen“, staunt Kevin (16) von der „Letzten Generation“. Nicht wissend, dass das Thema „Wäsche trocknen an der frischen Luft“ in der Schule an einem Freitag behandelt wurde, als er mit seinen Freund*Innen (m/w/d) gerade für die Zukunft unseres Planeten demonstrierte.

Vom Lativ zum Superlativ

Aber der Frankenheimer Erfindungsreichtum ist mit dieser innovativen Lösung noch längst nicht erschöpft. Schon tüftelt man im Schatten der alten Bockwindmühle an technologischen Lösungen, um die Effektivität des Wäschetrockners zu steigern und damit aus dem Prototypen „Lativ 2023“ das Serienmodell „Superlativ 2023“ zu entwickeln.

„Dazu müsste man auf dem Straßenabschnitt die Geschwindigkeitsbegrenzung von aktuell 30 auf 60 km/h anheben“, hat der MN-Volkskorrespondent erfahren, denn „umgekehrt proportional zum steigenden Fahrtwind mindert sich dadurch die Zeit für die Trocknung der Textilien.“

Ganz nebenbei wird mit dieser technologisch überzeugenden Lösung auch der kränkelnde Arbeitsmarkt angekurbelt. „Es entsteht damit ein Minijob. Der Wäschewart, früher auch Hauswart genannt und mit der Aufsicht über die Wäschefrauen betraut, überwacht die Trocknungszeiten und die Wäsche im öffentlichen Verkehrsraum“, heißt es in einer den MN vorliegenden Expertise.

Auf die geniale Idee, dass man beim Trocknen der Wäsche an der Luft gegenüber einem elektrischen Wäschetrockner Energie sparen kann, kam vor einigen Monaten schon eine Expertin der LVZ.

Auf die geniale Idee, dass man beim Trocknen der Wäsche an der Luft gegenüber einem elektrischen Wäschetrockner Energie sparen kann, kam vor einigen Monaten schon eine Expertin der LVZ.

Sollte sich diese Innovation in ganz Deutschland durchsetzen, kann damit nicht nur die Beschäftigung angekurbelt, sondern auch Unmengen Energie gespart und Millionen elektrische Wäschetrockner stillgelegt werden. Ein empfindlicher Schlag gegen Putin, der uns von der Abhängigkeit befreit, für das Trocknen feuchter Zwickel sein Gas kaufen zu müssen.

Weichspüler von Schimmel

In einer MN-Expertenrunde kam schließlich unter dem Einfluss bewusstseinserweiternder Substanzen der vorerst letzte Verbesserungsvorschlag auf den Tisch. Wenn man die Wäsche bei Südostwind aufhängt, kann man sich im vorangehenden Waschgang sogar den Weichspüler sparen.

Je nachdem, welches Aroma bei Schimmels gerade durch Abluftanlagen zieht, erhalten die hartnäckig nach Schritt müffelnden Buxen, Plautzer & Co. eine völlig kostenlose Note direkt aus der Natur.

Ach ja: Sollte irgendwann mal ein Auto- oder Motorradbrüchiger auf der einsamen Verkehrsinsel stranden und auf seine Rettung warten, findet er zumindest schon mal das Nötigste an Kleidung. Robinson Crusoe hätte damals was drum gegeben, nicht mit dem Juckreiz verursachenden Wedel einer Stechpalme im Zwickel auf Rettung warten zu müssen.

9 Kommentare

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    • Xt'Tapalatakettle auf 2. Februar 2023 bei 14:13
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    Andernorts wäre das kostenpflichtige Kunst, oder haben wir das nur noch nicht erkannt?
    Da muss man der Mutter dieser Stadt doch dankbar sein, solche Voraussetzungen zu schaffen.

    1. Sie haben Talent, echt. Solch feinsinnige Gedanken werten die Konversation hier deutlich auf, wirklich. Dafür kommt diesmal von uns ein „Weiter so!“

    • EddiKonstantin auf 28. Januar 2023 bei 11:26
    • Antworten

    Schließlich konnte sich Frau Radon seinerzeit auch nicht um alles kümmern, Stadtrat Jens Schwertfeger war wohl seinerzeit voll mit dem Aufbau der Bockmühlenanlage und der Benennung der Mühlenstrasse ausgelastet. Alles bitterböse Satire, die den Staub vom historischen Werdegang der Seele hier wegpustet.

    1. Dann rechnen wir mal die ominösen 25 Jahre zurück. Zu dieser Zeit war Frau Radon wohl noch in Leuna beschäftigt, während der erwähnte Herr Schwertfeger mit der Kettensäge im Leipziger Stadtgrün noch von Baum zu Baum gesprungen ist. Wie es scheint, müsste da wohl noch etwas mehr historischer Staub von der Seele geblasen werden, um auf des Pudels Kern zu stoßen? Willkommen in der Disziplin der kommunalen Polit-Archäologie! 🙂 🙂 🙂

    • Samoht auf 27. Januar 2023 bei 11:17
    • Antworten

    Neben dem Pulitzer-Preis für die Markranstädter Nachtschichten und dem European Energy-Award für die Frankenheimer Erfinder müsste es für diese Lösung auch gleich den UN-Menschenrechtspreis geben. Wer rechnet im Dunkeln schon damit, dass plötzlich mitten auf der Straße zwei Slalomstangen auftauchen? Ein pozenzieller Gefahrenherd! Gut dass die Fahrzeugführer jetzt von den neongelben Urinstreifen sozusagen als natürliche Reflektoren rechtzeitig gewarnt werden. Realsatire, bei der sich der Bezug auf Schilda regelrecht aufdrängt. Habe lange nicht mehr so schallend gelacht.

    1. Andere tun das auch, allerdings machen die sich nicht die Mühe, ihre mal wenigstens nur einen Satz abzulassen. Wir schämen uns fremd für diese Leute mit den selbstverständlichen Nehmerqualitäten.

    • Tilo Lehmann auf 27. Januar 2023 bei 11:09
    • Antworten

    Ja iss denn schonn Garnewahl? Wenn’s nicht so Weh tun würde (Inselgeldverplemperung) wäre das der Lacher der Session! Wo nehmt Ihr MNer diese Wortschmunzelschreibe nur her? Meine Falten sind aus dem Gesicht vor schmunzeln beim lesen…

    1. Deshalb werden die MN bald rezeptpflichtig: Ist ja sozusagen Bio-Botox für nachhaltig Denkende.

    • Doppelrömer auf 27. Januar 2023 bei 11:02
    • Antworten

    Fundgrube MN sei Dank: Von der Idee zur Tat (Geile Idee) zum Schriftsatz: Das ist der Satire- Wäschesack vom Feinsten! Klasse! Diese volle Leine beruhigt nun den Verkehr durch Plautzer und Co. Müfflig: Wieder Steuergelder durch Unfähigkeiten versenkt.

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