Monatsschmerzen (Ausgabe: 10 / 2016)

Der Monat Oktober hatte wieder einige schöne Fundstücke im Gepäck, die das satirische Herz erfreuten. Wir bleiben jedoch in Markranstädt, auch wenn die überregionalen Medien wieder mal mit einzigartigen journalistischen Leistungen brillierten. So erfuhren die Reporter zwar, dass die Zahl der „Reichsbürger“ in Deutschland nicht annähernd bekannt sei, verbreiteten aber mit geradezu wahrsagerischem Selbstbewusstsein die Kunde, dass „…sie überwiegend in den Reihen der Pegida zu finden sind.“ Schätzen Sie mal, wünsch Dir was oder hat der Sandmann Konkurrenz bekommen?

Keinen Traumsand hat dagegen ein findiger Kopf aus Markranstädt nötig. Er selbst verfügt über Ideenreichtum, Kreativität und unternehmerischen Mut; sein Träger über das nötige handwerkliche Geschick.

Das Produkt dieser Eigenschaften heißt „Ökobomber grün“ und es gab ihn letzte Woche für lediglich fünf Euro kurzzeitig in der Modellbau-Rubrik bei Ebay zu kaufen.

Der Hersteller selbst bewarb dieses ingenieurtechnische Wunderwerk mit den Worten: „Verkaufe hier ein unglaubliches Teil aus menschlichem Geschick hergestellt…“

Es handele sich, so der Entwickler dieser technologischen Innovation, um einen Ökobomber aus eigener Fertigung, der seine Farbe wechselt Er sei top in Schuss und fliege super.

Leider ist das junge Start-up aus Markranstädt in Sachen Marketing wohl noch etwas wacklig aufgestellt. Die wichtigsten Merkmale, die das moderne Luftfahrzeug aufweist, wurden bei der Werbung glatt vergessen.

So beispielsweise die Tatsache, dass es sich um einen Nurflügler handelt, der ressourcenschonend aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wurde und zudem recyclebar ist.

bomber

Den Bausatz für den Nurflügler „Ökobomber“ gibt es in jedem Stadtpark. Aber auf die Idee muss man erstmal kommen.

Aber das hätte wohl auch nichts genützt. Ebay hat das Angebot inzwischen gelöscht. Möglicherweise wegen eklatanten Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz.

In Insiderkreisen wird gemunkelt, dass der IS gleich drei Staffeln dieser gefährlichen Ökobomber bestellt habe und bei den Ebay-Servern deshalb sämtliche Lampen rot zu flackern begannen.

Wie dem auch sei: Der „Ökobomber grün“ ist eindeutig das Markranstädter Fundstück des Monats Oktober. Herzlichen Glückwunsch dem Erfinder! Vor allem für die satirische Komponente der Produktpräsentation zollen ihm die Markranstädter Nachtschichten größten Respekt!

Für das Markranstädter Stadtjournal, das unter dem Dach des Amtsblatts „Markranstädt informativ“ erscheint, reichte es diesmal nur zu Platz zwei. Das kommt zwar geradezu einer Demütigung des Teams aus Borna gleich, aber diesmal haben sie sich wirklich nicht viel Mühe gegeben, satirisch zu überzeugen.

Martinsbeutel ohne Flügel

Wie auch? Zu viele vorgefertigte Pressetexte vom djd (diesen Dienst gibt’s kostenlos) und irgendwelchen Verbänden (die gibt’s auch kostenlos) als Prosa-Rahmen für Inserate. Da sind die Quellen für satirisch verwertbare Fehlformulierungen von vornherein eingeschränkt.

Trotzdem gab es ein Highlight. Einen Beitrag über Entenbraten hatten wir lange nicht. Dass es diesen Gaumenschmauß am Sonntag nach dem Martinstag gibt, ist allerdings schon eher ungewöhnlich für einen Tag, an dem traditionell eher die Martinsgans auf den Tisch kommt.

ente

Vegane Ente?

Aber egal ob Ente oder Gans – Hauptsache das Vieh hat Flügel und möglichst viel Brust. Wie die Versicherungsverkäuferin, die am Abend noch einen Termin bei Herrn Tittmann hatte und zu ihrer Kollegin sagte: „Ich muss heute abend was mit Brust anziehen.“ Darauf entgegnet die: „Ein Huhn?“

Auf die Füllung kommts an

Denn es gibt wenig, was auf das Produktfoto und den avisierten Vogel zugleich zutrifft, mit dem der Beitrag über das leckere Entenbuffet visualisiert wurde. Hier gibt’s weder Flügel noch Brust oder knusprige Haut. Nicht mal Schnabel.

Scheint eine ziemlich windige Sache zu sein, dieser gefiederte Freund, der da auf dem Teller liegt und in die Form eines Windbeutels gepresst wurde. Aber keine Angst, am Ende erfolgt die Aufklärung. Das Hauptgericht wird mit dem Nachtisch beworben.

Bliebe auf Platz drei noch das Top-Fundstück aus der E-Mail-Box der Markranstädter Nachtschichten. Nein, es handelt sich ausnahmsweise nicht um die Priesteblicher Straße in Frankenheim. Es geht um eine andere Trasse. Eine Allee gar.

In Seebenisch ist ja seit jeher verkehrte Welt gegenüber Frankenheim. Im Norden Markranstädts gibt’s einen halbwegs ausgebauten Feldweg ohne Schlaglöcher, den niemand befahren darf. In Seebenisch dagegen wurde einst einem mittelalterlichen Pfad, der nicht einmal die Merkmale eines besseren Feldweges aufweist, das Prädikat „Allee“ zugesprochen.

seebenisch

Während der Abgeordnete Jens Schwertfeger die Straße seiner Heimat Frankenheim immer mal wieder auf den Tisch des Stadtrats bringt, scheinen die beiden Seebenischer Volksvertreter in diesem Gremium entweder heimatlos oder mit ihrer Allee ganz zufrieden zu sein. Und so wird die via desaster zwischen Seebenisch und Schkeitbar in der vierten Etage nie zum Thema, während man sich Scheingefechten mit Vernässungsflächen oder Fußgängerüberwegen hingibt, deren Verantwortlichkeiten gleichfalls nicht innerhalb der Stadtgrenzen zu suchen sind.

An ihrer engsten Stelle mag die Schkeitbarer Allee nicht mal so breit sein wie eine Fahrspur der Priesteblicher Straße. Um hier zumindest optisch Abhilfe zu schaffen, wurde in der vergangenen Woche der Bewuchs an den Rändern des Pfades entfernt und diese begradigt. Jetzt sieht die Bonsai-Allee zwar breiter aus, birgt aber zusätzliche Gefahren. Statt dem Gegenverkehr halbwegs sicher auf festen Untergrund mit Grasnarbe ausweichen zu können, gibt es jetzt Schlitterpartien im Schlamm.

Natürlich nicht für kleine Fahrräder und auch nicht für Firmenfahrzeuge, die nur zwischen Seebenisch und Markranstädt unterwegs sind. Und deshalb wird der Zustand auch noch lange so bleiben. Trotzdem ein herzliches Dankeschön unserem Leser, der neben den Informationen auch gleich noch die Fotos geschossen hat.

 

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