MSDS (2): Die Kandidaten der Markranstädter Enklaven

Im zweiten Teil der MaNa-Leaks nun die Liste der Bewerber, die für die Ortschaftsräte kandidieren. Zur Erklärung: Ortschaften sind jene ländlich geprägten Siedlungsgebiete, die in den vergangenen Jahrzehnten der Kernstadt Markranstädt anheim fielen und je nach eingebrachter Mitgift seitdem auch was zu sagen haben wollen. Im alten Rom wurden dafür Statthalter eingesetzt, in der Moderne sollen die Aufgaben der Verwaltung solcher Latifundien und Enklaven von Ortschaftsräten wahrgenommen werden.

In den sechs exterritorialen Siedlungsgebieten haben sich 54 wackere Bewerber gefunden, die der Stadt und dem Senat der Kernstadt in den kommenden Jahren die Stirn bieten oder zumindest auf die eigenen Interessen aufmerksam machen wollen. Macht nach Adam Ries neun Kandidaten pro Ortschaft. Rein statistisch. In der Realität aber ist das Heer nicht ganz so gleichmäßig verteilt.

Schrankenheim: Allein gegen alle

In Frankenheim steht SPD-Kandidat Siegfried Lorenz einer Übermacht aus sechs Christdemokraten gegenüber. Aber er hat’s bei der letzten Wahl auch schon geschafft, sich einen Sitz zu ergattern. Warum also nicht auch diesmal? Von den sieben Bewerbern bleiben am Ende fünf übrig. Oder anders gesagt: In Frankenheim gibt’s nur zwei zu dissen.

Quesitz: Einer gegen d’Hondt

Grade mal einer mehr steht in Quesitz zur Wahl. Auch hier besteht eine CDU-Dominanz aus sieben Bewerbern und einem Gegenpol der LINKEN. Der ist bei der letzten Wahl am d’Hondt’schen Zählverfahren gescheitert und hat erfolglos dagegen geklagt. Auch diesmal könnte es aus gleichem Grunde wieder so ausgehen. Und ja: Es ist fragwürdig, dass jemand im Senat sitzen darf, obwohl er deutlich weniger Stimmen hat als der Wahlverlierer.

Kulkwitz: Eiserne Stuhlbeine

Multi-Kulti in Kulkwitz. Die CDU schickt hier sieben Kandidaten ins Rennen, die LINKE einen, die Freien Wähler zwei und die SPD ebenfalls zwei.

Mit 12 Bewerbern um fünf Plätze verheißt der Wahlkampf in Kulkwitz eine Hardcore-Version der Reise nach Jerusalem. Mit dem Erbe von Dieter Trotz und der Arbeit der aktuellen Chefin Carmen Osang sind die christdemokratischen Stuhlbeine in Kulkwitz inzwischen jedoch so hart geworden, dass selbst Kettensägen Funken schlagen. Wird spannend.

Göhrenz: Grand mit Vieren

Grand mit Vieren auch in Göhrenz. Hier bewerben sich BfM (4 Kandidaten), CDU (1), SPD (2) und FWM (3) um fünf Sitze im Ortschaftsrat. Ortsvorsteherin Dr. Ingrid Barche (BfM) stellt sich nicht mehr zur Wahl. Dennoch haben die BfM traditionell gute Karten an den Ufern des Zschampert. Man darf gespannt sein, wer Barche beerben … will oder muss.

Großlehna: In Stein gemeißelt

In Großlehna deutet alles darauf hin, dass die Machtverhältnisse so bleiben wie sie sind. Acht Bewerbern der CDU steht je einer der SPD und der FWM gegenüber. Das ist zu wenig, um nach Lenins Lehre eine revolutionäre Situation herbeizuführen.

Ortsvorsteher Gerhard Schmit steht zwar auch auf der Kandidatenliste, aber ganz unten auf Platz 8. Er wird wohl im wahrscheinlichsten aller Fälle (in Großlehna ist das zugleich der einzige) den Thron für Carina Radon frei machen. Sie ist als Spitzenkandidatin aufgestellt und seither explodieren bei youtube die Zugriffszahlen auf den größten Hit der Equals.

Räpitz: Inventar bleibt unantastbar

Bliebe noch Räpitz. In der Hochburg der christdemokratischen Aristokratie Markranstädts gehen für die CDU nur fünf Kandidaten ins Rennen. Mehr braucht man dort aber auch nicht. Es gibt ja schließlich auch nur fünf Sitze im Ortschaftsrat und die zählen sozusagen schon zum Inventar der Partei.

Da kann man im Zeitalter des Klimawandels ruhig etwas sparsamer mit der Energie im Wahlkampf umgehen, selbst wenn dann wider Erwarten trotzdem ein Stuhl für BfM oder die Freien Wähler abfällt. Beide gehen mit je einem Kandidaten ins Rennen.

Es gibt immer was zu feiern

Ja, so siehts aus. Beim Blick auf die externen Siedlungsgebiete der Stadt könnte man fast schwarz sehen. Allerdings hält das Kaleidoskop auch für andere farbliche Wünsche ausreichend Alternativen parat.

Und im Prinzip kann man sich das Parteiengehabe auf dem Dorf eh sparen. Da werden Köpfe gewählt, die man kennt und über die man weiß, was drin steckt. Am Ende sitzen sowieso alle friedlich am Stammtisch.

Ob Sieg oder Niederlage: Es gibt immer was zu feiern. Aber es gibt auch Wichtigeres als Wahlen…

 

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