Schnäppchenjagd am Kulki mit Kran und Schlittenhunden

Voll krass, Aldäär! Während die FDP und die GRÜNEN den CO2-Ausstoß mindern wollen, indem sie ihn nur zugunsten der Reichen umverteilen, nutzen Jugendliche in Markranstädt den Kalender, um sich statt mit sinnfreiem Gelaber vielmehr mit Taten für eine saubere Umwelt einzusetzen. Von wegen „Friday for future“! Zwei Markranstädter Gymnasiastinnen haben nicht nur den Subotnik erfunden, sondern gleich noch den „Subotnik on holiday“. Gestern war großes Aufräumen am Kulki angesagt: samstags…und in den Ferien!

Arbeiten in den Ferien. Was wie eine gute Idee klingt, ist für den gewerkschaftsverwöhnten Lehrkörper eine Horrorvorstellung. Denn je edler der Zweck, desto mehr wird erwartet, dass sich die Pädagogen nicht nur einbringen, sondern mit leuchtendem Beispiel vorangehen. Arbeiten am Sonnabend – das gabs für Lehrer zuletzt in der DDR.

Aber was will man machen, wenn die Schüler medienwirksam einladen und man auf dem Pressefoto nicht fehlen will? Also ran und angetreten am Gestellungsort Kulkwitzer See, mitten im tiefsten Morgengrauen um 10 Uhr. Möglichst zahlreich auch, um im internen Glaubenswettstreit mit dem gymnasialen Bildungsanbieter auch optisch möglichst gut dazustehen.

Schulter an Schulter durch die Natur

Aber was muss man da sehen? Den Kids und Teens scheint es egal zu sein, was auf dem Kalender steht. Und noch egaler erst, welche Bildungsnähe der Name ihrer Einrichtung verheißt. Schulter an Schulter schreiten über einhundert Oberschüler und Gymnasiasten ins Gebüsch am Westufer.

Mit zwei gefundenen Einkaufswagen zurück von der Schnäppchen-Tour durch das Gebüsch am Westufer. Im Sonderangebot waren unter anderem Auto-Ersatzteile, Feuerlöscher, Bikini-Höschen…

Bewaffnet mit Handschuhen und Müllsäcken, verschwinden sie in unserer Umwelt, um kurz darauf schwer beladen mit Müll aller Art zurückzukehren.

Zwar wurde vom Autoreifen bis zur Pfandflasche erstmal so ziemlich alles komplett in einen Container gefüllt, dafür aber war die Schar der anwesenden Erwachsenen übersichtlich sortiert.

Ein paar Eltern, Vertreter der beiden Lehrkörper und … ja … auch das politische Markranstädt erwies sich vier Wochen vor der Wahl als sortenrein getrennt. Lediglich gesellschaftliche Vertreter mit dem schwarzen Prüfsiegel der CDU waren gekommen. Und natürlich der Bürgermeister.

Sortenreine Trennung

Dafür hatten die es dann auch besonders schwer. So konnte Stadtrat Jens Schwertfeger den im Gebüsch unterhalb der Todesbahn liegenden Einkaufswagen beim besten Willen nicht ignorieren.

Qualifiziert für das Schlittenhunde-Rennen in Alaska: Dieses Gespann schaffte es die Todesbahn hoch und erreichte völlig erschöpft den Sammelcontainer vorm Kanu-Club. Da gabs dann zur Stärkung schlaue Sprüche und gute Ratschläge. Kufen statt Räder und so…

Und als ob das nicht reichen würde, luden ihm ein paar entkräftete Gören auch noch ein komplettes Autorad und anderen Schrott in das Drahtgeflecht, bevor er das Gefährt die Steilwand 45 Grad empor wuchten durfte.

Am Ende spannten sich auch Schulleiter René Schulz und Fraktionschef Micha Unverricht mit vor den Karren. Als sie mit letzter Kraft den Rundweg erreichten, bot sich den staunenden Passanten ein Bild, als würden hier gerade Schlittenhunde ausgebildet.

Ungleiche Bedingungen auch beim Abladen. Während Thomas Kamm vom Technischen Service der Stadt mit den Händen kaum bis zur Kante des Containers hoch kam, konnte 2,13-Meter-Mann Schulz nicht nur bequem von oben hineinschauen, sondern die Säcke wie ein Baukran ordentlich reinstapeln. Dafür hatte er dann aber beim Bücken nach dem Müll den weitesten Weg nach unten. Biologie ist die Lehre von ausgleichender Gerechtigkeit.

Müllsammeln ist eine Frage der Organisation. Schulleiter Schulz (rechts) hat den besseren Überblick, dafür hat Thomas Kamm (links) beim Bücken den kürzeren Weg nach unten.

Auch in der H4-Lagune hatte man sich auf die Ankunft des gesellschaftlichen Reinigungsdienstes vorbereitet. Sauber ist es dort bekanntlich immer, weil da ein privat organisiertes Facility-Management herrscht. Aber gerade darin bestand die Gefahr. Mangels Mülls hätte so manch mühsam gehütetes Interieur entsorgt werden können.

Der regierende Strandvoigt war deshalb nicht nur extra beim Friseur, sondern hatte rein vorsorglich alle in den Büschen versteckten Eimer, Reinigungsutensilien, Aschenbecher und sogar die Boje mit Hinweiszetteln beschriften lassen. Hat geholfen. Sogar das heilige Thermometer (zeigte 12 Grad Wassertemperatur) blieb unangetastet.

Am Ende waren es wohl so um die sieben Kubikmeter Müll, die da am Westufer gesammelt wurden. Die Auswertung gabs bei Chilli con carne im „Ab ans Ufer“. Dazu wurde auch rote Brause gereicht – ganz wie es sich gehört für einen zünftigen Subotnik.

 

5 Kommentare

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    • Markranser auf 4. Mai 2019 bei 10:15
    • Antworten

    Danke an die fleißigen Helfer fürs Müllsammeln! Vor allem denen, die nicht in dem Artikel genannt werden und die auch abseits der Wahl in den Ortschaften und der Stadt Jahr für Jahr ohne viel Trubel anpacken und gemeinsam unser Markranstädt vom Müll befreien. Ihr seid spitze, Danke euch allen!

    • Strandvoigt auf 29. April 2019 bei 13:58
    • Antworten

    Zur Beachtung: unter den regelmäßigen Strandbesuchern befinden sich nur 2 Arbeitslose.
    Zutreffender wäre die Bezeichnung „Rentner-Lagune“. Bei „Ab ans Ufer“ gibt’s in der Regel Chili sin Carne.

    1. Verzeiht, Euer Merkwürden, es lag nicht im Sinne unsrer Worte, das an der Küste der Lagune siedelnd Volk in seiner Ehr‘ zu kränken. Uns ist der Leumund dieser wack’ren Helden wohl bekannt, doch beriefen wir uns auf des Volkes Mund und der nennt das Fleckchen Erde dort bekanntlich nur H4. Wie sang Walther von der Vogelweide in einem Minnesang dereinst?

      Den Ort, wo blanker Busen kecke Burschen neckt,
      wo des Mannes Bubenspitz sich nach der Sonne reckt,
      den Ort nennt man in Lallendorf H4.
      Nun saget mir:
      Was kann ich dafür?

    • Echter Markranster auf 29. April 2019 bei 11:13
    • Antworten

    Alle Achtung, ein guter Ansatz! Dank den Teilnehmern! Aber sicherlich war kein Müllverursacher dabei. Wenn man einmal dabei ist,so vor der Wahl, vielleicht gehen Andere ( z.B. Stadtverwaltung und die übrigen Fraktionen) mal gegen den „humanen“ Müll im Umfeld von Spielplätzen und Grünanlagen vor. Schließlich stand Ordnung und Sicherheit in jedem Wahlprogramm.

    1. Richtig. Mindestens seit Beginn der „Markranstädter Neuzeit“ 2012 geht es in den Wahlprogrammen auch immer um Ordnung und Sicherheit. Aber was sind schon Programme. Öffentliche Bekanntmachungen von irgendwelchen geplanten Abläufen. Programm heißt doch nicht, dass es auch erfüllt wird. Und so wird auch nach der kommenden Wahl der gesamte unbrauchbare Ramsch das Umfeld in Markranstädt prägen.

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