LPG Brandbekämpfung „Roter Hahn“

Die Ortsfeuerwehren Albersdorf, Seebenisch und Kulkwitz werden ab 2015 zusammengeführt. Ob dabei ein Kombinat, eine Genossenschaft oder eine Selbsthilfegruppe herauskommt, steht in den Sternen. Nennen wir das Konstrukt also zunächst einmal LPG Brandbekämpfung „Roter Hahn“.

3. Juni 1978, 21:58 Uhr: Im argentinischen Cordoba ist die südamerikanische Auswahl Perus gerade dabei, Fußballgeschichte zu schreiben. Das Team um Teofilo Cubillas ist bei der XI. Fußball-WM in Argentinien gerade sensationell mit 3:1 gegen Schottland in Führung gegangen, da heulen in Kulkwitz die Sirenen.

Obwohl fast alle Einwohner, und alle Kameraden sowieso, im Fußballfieber vor den Fernsehgeräten klebten, war die Straße zwischen Seebenisch und Gärnitz Minuten später voller Feuerwehrleute und Technik. Sie konnten die Laube in der Gartenanlage zwar nur noch kontrolliert abbrennen lassen, aber der Einsatz war in allen Belangen erfolgreich.

Das war im Sommer 1978. Heute, 36 Jahre später, würden da wohl kaum fünf Mann in Uniform auftauchen und gar nicht wissen, was sie zuerst tun sollen. Das würde zwar am Ergebnis – also einer abgebrannten Gartenlaube – auch nichts ändern, ist aber bedenklich.

Ähnlich sieht es in Gärnitz und auch in Albersdorf aus. Die Kameraden haben einfach nicht genug Leute. Da steht dann nicht nur die Frage, ob ausreichend Einsatzkräfte verfügbar sind, sondern in welchem Zustand sich die Technik befindet. Wurde früher zum heiligen Florian gebetet, dass es keinen Brand geben möge, gelten die gefalteten Hände der Einsatzkräfte heute dem Wunsch, dass die Pumpe anspringt oder die Schläuche dicht sind.

Verschärft wurden die Personalsorgen nach der Wiedervereinigung durch den Geburtenknick und den modernen Sklavenhandel, der nicht wenige Familienväter die Woche über in den Schwarzwald, in die Alpen oder an die Nordsee führt. Die vor Ort verbliebenen Kameraden müssten im Brandfall dann sogar eher Holz nachlegen, damit wenigstens noch ein Flämmchen züngelt, wenn die letzten Pendler aus den gebrauchten Bundesländern eintreffen.

Nun hat man die Reißleine gezogen und führt die Wehren Albersdorf, Gärnitz und Seebenisch zusammen. Ein folgerichtiger Entschluss, der erwartet wurde. Allerdings wahrscheinlich nicht in der Art. In einem Schreiben an die betroffenen Kameraden informiert der Bürgermeister: „…habe ich in der Sitzung des Stadtfeuerwehrausschusses am 30. 09. 2014 informiert, dass die drei Ortsfeuerwehren 2015 zusammengelegt werden.“ Zwar nicht vom Vorgang an sich, aber von der Terminschiene waren zumindest einige Ortschafts- und Stadträte überrascht. Offenbar ist dieses Planungsdetail an den Gremien vorbei gegangen.

bmffw

Doch das ist nur ein Nebenaspekt. Die Entscheidung war, um das Vokabular unserer Kanzlerin zu bemühen, alternativlos. Ob die Lösung als neue Brandbekämpfungs-LPG Albersdorf – Kulkwitz – Seebenisch jedoch nachhaltig ist, darf bezweifelt werden. Spiske selbst konstatierte in seinem Schreiben an die Kameraden, dass bei gemeinsamen Diensten aller drei Ortswehren höchstens 8 bis 10 Kameraden anwesend waren – noch dazu immer die gleichen Personen. Zum Personaldefizit gesellt sich dann noch das Problem der Alarmierungszeiten. Wenn in Albersdorf der Teich brennt, brauchen die Seebenischer wahrscheinlich locker mal so 20 – 30 Minuten, bis sie Ort und Stelle sind.

Man hat also reagiert. Das ist gut! So wie es ist, kanns nicht bleiben. Doch selbst zehn Kameraden in drei (eigentlich vier) Ortschaften sind zu wenig, zumal wahrscheinlich nicht wenige Mitglieder vom avisierten Rückzug ins Dasein als graue Eminenz Gebrauch machen werden (einfach mal auf die Abbildung in der Mitte klicken und Seite 3 anschauen). Das Problem ist mit der Fusion zu einer FFW-Holding noch lange nicht gelöst. Die Seebenischer selbst haben das in ihrer Büttenrede bei der letzten Faschingssession bereits formuliert. Da hieß es:

Wer unsre Feuerwehr gut kennt,
der konnte sicher sein, wenns brennt.
Doch nicht nur Schlauch und Löschbehälter,
auch Kameraden werden älter.

So stehen bald auf diese Weise
an der Spritze nur noch Greise.
Wartets ab, in ein paar Jahren,
kann niemand dort mehr Auto fahren.

Brennt dann irgendwo ein Haus,
rückt man mit Rollatoren aus
und der Hausherr muss sich regen
und nochmal Briketts nachlegen,
damit noch wenigstens was glimmt,
bis die an Ort und Stelle sind.

Damit so etwas nicht passiert,
hat man im Rathaus reagiert.
Aus den Ortswehr’n, so der Rat,
machen wir ein Kombinat.

Wenn man so die Jungen bündelt,
da macht es nichts, wenn da wer zündelt.
Von Schkeitbar fix nach Markranstädt,
die sind doch schnell per Internet.

Mit Facebook löschen statt mit Bier,
die Idee ist auch von hier
und wird, sofern da nichts passiert,
von den‘ da drüben bald kopiert.

1 Kommentar

    • Manfred Stubenhocker auf 13. Dezember 2014 bei 14:17
    • Antworten

    LPG Brandbekämpfung „Roter Hahn“ klingt zu unmodern, als dass es Jugendliche oder junge Menschen von den Sitzen reißen würde. Wie wäre es mit „Pink Gockel Light GmbH“?

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