Der Schlagbaum hat wieder ausgeschlagen

Mühsam streckt die Gerste am Fuße der Frankenheimer Mühle ihre grünen Halme gen Sonne. Trotz besten Ackerbodens gibt’s hier, wie überall in Mitteleuropa, nur eine Ernte im Jahr. Andere Kulturen wachsen schneller.

Die Schranke am Verbindungsweg zur Markranstädter Straße, die auf dem Stadtplan auch als „An den Windmühlen“ zu finden ist, hat beispielsweise einen solch hohen Vegetationsrhythmus, der sie bis zu drei mal im Jahr gedeihen lässt. Jetzt steht sie schon wieder in voller Pracht inmitten der Landschaft und wartet auf die nächste Ernte.

Kritiker behaupten ja nach wie vor, dass die Schranke an dieser Stelle ungefähr so viel Sinn macht wie das Verschließen der Gartentür am Hintereingang eines Grundstücks, damit durch das Haupttor vorn niemand in den Hof gelangen kann.

Andererseits muss aber auch etwas getan werden. Erst am 19. Mai kam dort wieder ein Rentner mit Vmax auf die Piste geheizt und hat einen VW Sharan aufs angrenzende Feld zum Ackern geschickt. Glück, dass der Mann am Steuer des VW grundsätzlich so vorausschauend fährt, dass bei ihm die Mücken gewöhnlich auf der Heckscheibe kleben.

Die Fortpflanzung genetischer Fehler

Würde es sich um ein echtes Naturprodukt handeln, wäre die Schranke schon lange der natürlichen Auslese anheim gefallen. Die Natur lässt nicht zu, dass ein Fehler in der Evolution zwei- oder gar dreimal gemacht wird. Sie hätte dem genetischen Code des Schlagbaums bei dessen Wiedergeburt mindestens eine Wirbelsäule aus Panzerstahl verliehen und sie mit Kraftstrom ausgerüstet, der an blanken Metallteilen auf seine Feinde lauert.

Da aber nicht die Natur, sondern der Mensch für diese besondere Stagnation der Evolution verantwortlich ist, steht der Schlagbaum da wie immer. Also wie immer, wenn er mal da steht. Die meiste Zeit ist ja die Zeit, in der die Schranke nicht da ist. Erntezeit sozusagen. Vegetationspause.

Nur ein Stoppel erinnert dann an die Stelle, an der sie irgendwann wieder wachsen soll. Wenn man sie wenigstens so hoch gebaut hätte, dass man drunter durchfahren kann, hätte man einen Unfallschwerpunkt weniger in der Stadt.

schloss

Feuerwehrfreundlicher Schließmechanismus?

Aber da die meisten Unfälle ohnehin an dem Ende der Straße passieren, an dem der Schlagbaum nicht steht, sind diese Kollateralschäden hinnehmbar.

Wahrscheinlich werden sich auch die Architekturkritiker aus Lindennaundorf und Frankenheim künftig zurückhalten, denn im Zuge des Neubaus der Schranke erhielten sie endlich ihre lang ersehnte Umgehungsstraße.

umgehung

Die neue Umgehungsstraße (links neben der Schranke) soll den Namen Gerstenweg erhalten.

Die führt zwar mitten durch die Gerste, aber da man die sowieso nur einmal im Jahr ernten kann, hat sie den Wettkampf der Evolution gegen den Schlagbaum schlussendlich sowieso verloren.

 

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