Aufstieg aus Versehen?

Im Fußball ist alles möglich. Sogar dass ein FIFA-Präsident gewählt wird, gleich danach seinen Rücktritt ankündigt und sich dann doch fürs Amt entscheidet. Auch der Vorstand des SSV Markranstädt kündigte seinen Rückzug an und will nun noch etwas weitermachen. Und jetzt schickte auch noch der liebe Fußballgott ein paar Schienbeinschoner auf die Erde. Ausgerechnet nach Lallendorf! Am letzten Spieltag scheiterte Lok in Erfurt, Markranstädt gewann und steht plötzlich in den Playoffs zur Regionalliga. Frodo Beutlin auf dem Weg nach Mordor. Was für ein Irrsinn!

Ein paar Lok-Fans ließen es noch nicht einmal dazu kommen, dass die Probstheidaer in Erfurt ordentlich verlieren konnten und führten einen Spielabbruch herbei. Markranstädt nahm den Steilpass dankend an und gewann derweil gegen Rudolstadt mit 6:1.

Mitten in der Krise, in der sogar schon der Rückzug der ersten Mannschaft kolportiert wurde, sind die Lallendorfer Kicker wirklich die zweite Kraft im Leipziger Fußball geworden und könnten theoretisch aufsteigen. Aber will man das eigentlich?

Fakt ist, dass das tragende Personalgerüst schon längst woanders unter Vertrag steht. Zuletzt hatten die beiden Dav(w)ids in Meuselwitz unterschrieben. Und mit dem, was aus rein finanziellen Gründen neu in den Suppentopf am Bad geworfen werden kann, könnte kaum die Oberliga zu halten, geschweige denn eine würdevolle Saison in der Regionalliga zu bestreiten sein.

Da scheint es wirklich nicht abwegig, Luckenwalde in der Relegation mit guten schauspielerischen Leistungen den Vortritt zu lassen. Allein schon, um mit einer billigen Rumpfmannschaft in der kommenden Oberliga-Saison bei Duellen gegen Lok und Chemie die lichten Kassen wenigstens etwas zu füllen, ehe es dann eine Etage tiefer geht.

In der gegenwärtigen Situation wäre der SSV in der Regionalliga vergleichbar mit Somalia beim G7-Gipfel. Mit dem Unterschied, dass der Name Markranstädt und vor allem die jüngere Historie des SSV im elitären Kreise noch relativ unbekannt zu sein scheinen. In einem Forum fragte nach dem gestrigen Lok-Debakel ein User: „Lok Leipzig, ist das nicht der Verein, aus dem RB Leipzig hervorgegangen ist? Trotzdem schade.“

Holt Blatter WM nach Markranstädt?

Im Augenblick scheint es jedenfalls realistischer, Ex-FIFA-Präsident Blatter den Chefsessel am Bad anzubieten und ihn gleich noch die Weltmeisterschaft 2026 nach Markranstädt holen zu lassen. Wem, wenn nicht Blatter, sollte das gelingen? Einziger Wermutstropfen: Fast täglich Bombenalarm auf dem Markranstädter Bahnhof wegen herrenloser Geldkoffer. Beim SSV selbst, so scheint es, kann man mit dem plötzlich hereingebrochenen Glück jedenfalls gar nicht so richtig umgehen.

In der Außenwirkung klingt es konstant verhalten. Lediglich im letzten Satz wird per Internet-Präsenz auf die Situation hingewiesen: „…sogar noch Platz 3 in der Tabelle erreicht haben und damit in der kommenden Woche gegen Luckenwalde um den Platz in der Regionalliga spielen.“

Jubel oder wenigstens Freude über diesen letztendlich doch überraschenden Zwischenerfolg klingt anders. Nicht einmal von Emotionen kann man da sprechen, geschweige denn, sie fühlen. Aber das kennt man ja vom SSV: Öffentlichkeitsarbeit aus der Gefriertruhe.

Wahl zwischen Pest und Cholera

Man möchte fast Wetten abschließen auf den Aufstieg von Luckenwalde. Zu unvorstellbar ist der Gedanke, dass sich der SSV Markranstädt unter den gegenwärtigen Vorzeichen dem wirtschaftlichen Risiko eines Regionalliga-Abenteuers aussetzt und Gefahr läuft, auf Ewig den Ruf an sich zu binden, den Tasmania Berlin noch heute aus seinen Bundesliga-Tagen trägt.

Showdown am kommenden Sonntag

Kleiner Lichtblick: Der SSV Markranstädt zählt zu jenen 13 Oberligisten aus dem Osten, die beim NOFV die Zulassung für die Regionalliga beantragt haben. Schon am Mittwoch steigt um 19 Uhr das Relegations-Hinspiel in Luckenwalde, am Sonntag dann das entscheidende Rückspiel im Stadion am Bad. Egal, ob es das Ende eines langen Traums oder der Beginn einer neuen Perspektive wird: Es wäre peinlich für eine selbsternannte Sportstadt, sollten sich wieder nur 250 Zuschauer ins Stadion am Bad verirren.

Nachsatz: Zum Termin des Relegations-Rückspiels gibt es unterschiedliche Angaben. Der FSV Luckenwalde machte seine Fans mit dem kommenden Samstag vertraut, die LVZ mit Sonntag und der Kicker berichtet gar schon von einer konkreten Anstoßzeit am Sonntag um 14 Uhr. Der SSV selbst will Spieltag und Anstoßzeit „zeitnah“ mitteilen. 

2 Kommentare

    • Toni Lenk auf 18. Juni 2015 bei 16:44
    • Antworten

    Hallo,
    auch wenn es Satire sein soll, peinlich seit nur ihr. Ja, weil ihr einen Verein lächerlich machen wollt und noch schlimmer dessen Ehrenamtliche. Schon komisch, dass man nichts über andere „große“ Vereine im Ort bei euch hört. Da gab es finanzielle Transaktionen und Überlebenshilfen in ganz anderen Größenordnungen als ein paar Turnschuhe auf Betriebskosten.
    Das Spiel findet am Montag statt, damit keine Fans kommen. Warum soll Luckenwalde nicht gewinnen. Das sind keine Hausfrauen in Filzlatschen.
    Gruß Toni

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