Sex in Markranstädt: Keine Gnade bei der Herrin

Werbung macht nur Sinn, wenn man ein Produkt hat, das wenigstens in etwa den Anforderungen und Wünschen der Zielgruppe entspricht. So wird man in England keine Werbung für Autos finden, die das Lenkrad links haben, und in Australien keine Inserate für Schlitten. Man bietet immer nur das an, was bei den Kunden wenigstens halbwegs auf fruchtbaren Boden fällt. Sollte man meinen. Wenn das allerdings stimmt, dann haben die Markranstädter sehr seltsame Vorstellungen von Sex.

Die Erotik-Industrie ist ein Milliarden-Markt. Drum spricht auch niemand von ihr, wenn es beispielsweise um solche Themen wie Flüchtlingshilfe oder Rettungsschirme geht. Jeder Euro, der aus dieser Industrie in irgendein Projekt des Gemeinwohls fließt, käme sozusagen direkt aus der Tasche des Bürgers und würde damit zu einer Doppelbelastung privater Haushalte führen.

Und so boomt der Markt weiter, sowohl im sagenumwobenen Internet als auch im sterbenden Pfuhl der Druck-Medien. Da wird geworben, bis sich die Balken biegen. Jeder Zentimeter der 90-60-90 Models ist passgenau auf die Wünsche des Kunden abgestimmt. Garniert mit Attributen wie sexy, geil oder scharf werden schlussendlich die geheimsten Phantasien angeregt, zu denen offenbar auch zählt, dass sie alle Jasmin heißen.

Verbotene Träume

Aber welche geheimen Träume werden uns Markranstädtern von der Sexindustrie unterstellt? Es ist geradezu diskriminierend – ach was: Eine Sauerei ist das! So fand sich in einem hier verteilten Anzeigenblatt wiederholt das Inserat einer – ja, wahrscheinlich doch ‚Dame‘ – die mit den Prädikaten „reif, sexy, unrasiert“ wirbt.

unrasiert

Malen Sie mal nach diesen Merkmalen ein Fahndungsfoto. Nein, echt jetzt, machen Sie ruhig mal, notfalls nur vor Ihrem geistigen Auge.

Und, was ist dabei rausgekommen? Wir haben es auch versucht und hier ist unser Ergebnis. Das ’sexy‘ ist vielleicht etwas zu kurz gekommen, aber es ist die einzig denkbare Kombination von reif und unrasiert. Bitte nicht erschrecken, wenn Sie da drauf klicken und Ihre Erwartungen in eine ganz andere Richtung gingen. Also, hinsetzen, tiiief Luft holen jetzt hier klicken: reif und unrasiert.

Und bei dieser Phantasie soll einer Mehrheit der wirtschaftlich verwertbaren Zielgruppe von Markranstädtern auch nur ein Anflug von Paarungsbereitschaft überkommen? Was denken die eigentlich von uns?

Keine Altersgrenzen

Auch im Internet sind die Offerten mehr als deutlich. Selbst nach einem Klick auf den Busfahrplan fliegt erst mal ein Pop-up-Fenster mit eindeutigen Angeboten auf. Manche dieser Offerten lesen sich in Markranstädt allerdings eher wie Drohungen. „In deiner Nähe: Du wolltest deine Nachbarin schon immer mal nackt sehen?“

nachbarin

Da kreisen die Gedanken zunächst vielleicht noch recht interessiert zu den umliegenden Gebäuden, entdecken dort jedoch schon bald Residenzen, wohin der Geist auch streicht. Von der Oststraße über die Leipziger und die Braustraße bis hin zum Grünen Zweig. Und während man so nachdenkt, dringt aus dem Nachbarhaus ein markerschütterndes „Neeeein!“ aus dem Arbeitszimmer des Versicherungsvertreters in die laue Spätsommernacht. Er will sie wahrscheinlich auch nicht sehen.

Warum gibt die Erotik-Wirtschaft so viel Geld für die Markranstädter Sex-TeilnehmerInnen aus, wenn diese die angebotenen Praktiken sowieso mehrheitlich ablehnen? Nein wirklich: Wie kommen die darauf, dass wir sowas mögen und bei der Verheißung geronter Models oder testosterongeschwängerter Pelzträger sämtliche Hüllen unserer zivilisierten Sitte abwerfen?

Und als ob das nicht reicht, eroberte Ende August noch eine Einladung das Internet, von der ein ungeübter Geist annehmen könnte, dass er in Markranstädt sogar seine schon von Kindheit an unterdrückten Sehnsüchte nach Sodomie ausleben kann.

Der XVI. Sächsische Stutenmarkt, der kürzlich in einem Etablissement angesagt war, setzte jedoch sehr hohe Maßstäbe an Qualität und Quantität bei Zucht sowie Fortpflanzung. In der Anzeige des Veranstalters hieß es: „Die Rittmeister und Hengste sollten an diesem Abend wissen, wie man eine Stute im Team deckt.“ …tja, wissen Sie’s vielleicht?

Da fragt man sich doch wirklich, weshalb man ausgerechnet und ganz allein uns Markranstädtern all das zutraut. Es gibt nur eine Erklärung: Die Marketing-Experten haben in Lallendorf das Rotlicht verwechselt und sich im Rahmen ihrer Marktforschung möglicherweise auf alte Wahlkampfunterlagen gestützt. Wie sonst kommt man zum Ergebnis: Auch in Markranstädt kannst Du keine Gnade erwarten und Deine Lust mit einer Domina ausleben.

smarkranst

 

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