Vom schönen Schein des leeren Seins

Deutschland wird sich verändern? Deutschland hat sich längst verändert! Vor allem unsere Muttersprache. „Gender Gap“ und „political correctness“ haben für linguistische Geschwüre gesorgt, deren Metastasen unsere Kommunikation seit Jahren schon stetig zersetzen. Schilder wie dieses (links), die das Urinieren in den Wäldern Rügens nur noch im Stehen erlauben, würden zwar auch von Gleichberechtigung zeugen, sind aber auf dem femokratischen Festland undenkbar. In Markranstädt könnte die Ignoranz dieser Entwicklung fatale Auswirkungen auf die geplante Kita haben.

Um die Würde Betroffener, denen das im Zweifelsfall scheißegal ist, nicht zu verletzen, wurden in den letzten Jahren zahlreiche Wortkreationen geschöpft. Ebenso für Dinge, denen eine höhere Bedeutung beigemessen werden soll, als ihnen zusteht und im Gegenzug auch zur schönfärbenden Darstellung unliebsamer Ereignisse.

Meist wird unsere Muttersprache von sendungsbewussten Halbpolitikern verhunzt, die keiner geregelten Arbeit nachgehen und ihr nutzloses Dasein hinter der Schaffung solcher schöpferischen Ungetüme verbergen wollen oder sinnlosen Dingen zu einer großen Bedeutung verhelfen wollen, um ihre eigene berufliche Fortexistenz zu sichern.

Wenn heute beispielsweise raumübergreifendes Grün entfernt wird, kommt nicht etwa der Rasenmäher zum Einsatz, sondern die Kettensäge.

einachs3seitenkipper

Leistungsfähige Flotte einachsiger Dreiseitenkipper eines deutschen Bauunternehmens. Stufenlos verstellbare Steuerungsanlage sowohl horizontal als auch vertikal und pneumatische Rotationsbereifung sorgen für optimale Mobilität.

Eine Abstandseinhaltungserfassungsvorrichtung ist keine hochkomplizierte elektronische Einrichtung, sondern lediglich ein Querstreifen auf der Autobahn und bietet der Friseur seinem Kunden einen Kaffee an, so nennen das die gar zu oft vegan degenerierten Schöngeister unserer Zeit „Bagatellgastronomie“.

Langeweile am Schreibtisch

„Gelegenheitsverkehr“ ist nicht etwa Sex, sondern das Angebot von Taxi-Unternehmen und die gute alte Schubkarre musste einem „Einachs-Dreiseitenkipper“ weichen. Das alles fällt unter die Rubrik „Beamtendeutsch“. Schlimm, sowas. Nicht auszuschließen, dass die Erfinder dieser Begriffe ihre eigene „Laufbahnbefähigung“ (Bleistifte spitzen, Formulare abstempeln etc.) nicht einmal ansatzweise nachweisen können.

gelegenheitsverkehr

Gelegenheitsverkehr gibt es nicht nur im roten Haus, sondern auch im gelben Auto.

Dabei sind das noch die lustigsten Beispiele beamtendeutscher Kommunikation. Neueste Wortschöpfungen lassen da Schlimmeres erwarten. Moderne Konzentrationslager werden seit ein paar Tagen als „Hot Spots“ bezeichnet, Ghettos als „Transit-Zonen“ und die Nachrichten der Feindsender bestehen aus Begriffen, die man als „Selektoren“ bezeichnet. In manchen Kreisen hat möglicherweise sogar der vor 70 Jahren in Deutschland verschwundene „Rassegedanke“ hinter dem Begriff „Flüchtlingskrise“ überlebt.

Neben dem Beamtendeutsch, das in der Bundesrepublik inzwischen wie Krebs im Endstadium wuchert, gibt es auch noch andere Viren, die unsere Sprache zersetzen. So beispielsweise das bereits zur Genüge kritisierte Denglish, das vor allem von den Geistesgrößen aus der Finanz- und Versicherungswirtschaft verwendet wird. Überall da also, wo man großspurig reden will, ohne was zu sagen. Power durch Fun.

Politisch korrekt – geistig verarmt

Die Begriffe der political correctness zählen nicht zu den von außen eindringenden Spracheigenschaften. Hier handelt es sich um eine Art linguistisches Borderline-Syndrom. Wortgewordene Selbstverletzungen. In einem Akt politischer Selbstzensur wollen wir Menschen Gutes tun, ohne dass die uns darum gebeten haben. Dabei haben unsere farbigen Mitbürger, die wir nicht mehr Schwarze zu nennen wagen, selber noch nicht einmal im Traum daran gedacht, ihre „Initiative Schwarze Menschen in Deutschland“ politisch korrekt umzubenennen.

Und ob Tom Sawyers Kumpel, der als Nigger Jim in die Weltliteratur eingegangen ist, so viel glücklicher gewesen wäre, wenn er gewusst hätte, dass er im 21. Jahrhundert zum Negersklaven umgeschrieben wird, mag auch dahingestellt sein.

Aber wenigstens befindet er sich in guter Gesellschaft. Pipi Langstrumps Vater, den Astrid Lindgrens Feder noch als Negerkönig gebar, turnt in neuzeitlichen Ausgaben des Werkes als König der Messerwerfer durch die Kinderzimmer. Und ob sich Zigeuner in Deutschland wohler fühlen, wenn man sie Rotationseuröpäer nennt, ist wahrscheinlich auch nur ein grün gefärbter Irrglaube.

schilder

Gendergerechte Beschilderung im Straßenverkehr: Links die Variante für Männer, rechts die feminine Ausführung.

Bliebe zuletzt noch der Gender Gap als Krönung der sprachlichen Vierfaltigkeit aus Beamtendeutsch, Denglish, political correctnes und stiefmuttersprachlicher Femokratie. „Herr Professorin“ lautet die verfassungsgemäße Anrede für den Lehrkörper an der Leipziger Uni.

Und den unter ständigem Geldmangel leidenden Studentenwerken Deutschlands wurden millionenschwere Ausgaben für die Umbenennung ihrer Einrichtungen ebenfalls nicht erlassen. Schließlich sind die Werke nicht nur für Studenten, sondern auch für Studentinnen da und deshalb müssen die jetzt Studierendenwerke heißen.

Es lebe der Vorgang, es lebe die Gleichberechtigung. Irgendwann werden vielleicht deutsche Männer mit Kopftüchern herumlaufen – Genderwahn und Islamismus in einem Akt. Die heilige Dreifaltigkeit: political correct, femokratisch und gendergerecht.

Apropos Gleichberechtigung: Wenn, dann aber wirklich für alle, auch für die Männer. Wo immer in der Welt Schlimmes passiert und man die TäterInnen nicht kennt, wird per se von „Hintermännern“ gesprochen. Warum werden Hinterfrauen von vornherein ausgeschlossen? Warum ist nicht wenigstens von Hintermenschen die Rede?

Inzwischen wird ja nicht nur unsere Laut-, sondern auch die Bildsprache feminimös vergewaltigt. Dass das Ampelmännchen allein keine Zukunft hat und bald auch ein Ampelmädchen in Rock und Stöckelschuhen unsere Lichtsignalanlagen zieren wird, war ja nur eine Frage der Zeit. Auch Verkehrsschilder werden sukzessive gendergerecht verändert.

ampelmädchen

Das Ampelmädchen erobert Deutschlands Fußgängerüberwege. Kann natürlich auch sein, dass sich das Ampelmännchen angesichts der Entwicklung in Deutschland nicht mehr ohne Röckchen auf die Straße wagt.

Vieles davon hat schon Gesetzeskraft. Wenn heute ein gestandener Metallurg mit Meisterbrief per Zeitungsinserat einen Schmied sucht, drohen ihm fünf Jahre Frauenzuchthaus, wenn er nicht in mindestens der gleichen Schriftgröße auch einer Schmiedin eine berufliche Chance bietet.

Problematische Kita-Ausschreibung

vobIn Markranstädt scheint all das noch kein Thema zu sein. Möchte man meinen. Zumindest ist das Ampelmännchen in der Leipziger Straße noch männlich und sämtliche Fachbereichsleiterinnen weiblich. Aber das täuscht. Ein Blick auf die Ausschreibungsunterlagen für die geplante Kita am Bad verdeutlicht die Probleme. Da heißt es beispielsweise:

B E W E R B E R B O G E N zur Teilnahme zum Verhandlungsverfahren nach VOF …
Der Bewerberbogen ist separat von jedem Einzelbewerber, jedem Mitglied einer Bietergemeinschaft und jedem Nachunternehmer vollständig auszufüllen und an den dafür vorgesehenen Stellen zu unterschreiben. So sind unter Umständen mehrere Bewerberbögen abzugeben…

Das kann nichts werden! Wenn das die richtige Unternehmerin in die Finger kriegt und beim EU-Gerichtshof für Frauenrechte einreicht, kann sich der Bürgermeister seine Krankenscheine künftig in der Gynäkologie abholen. Gendermäßig richtig muss die Präambel der Ausschreibung nämlich so lauten:

BEWERBERBOGEN / BEWERBERINNENBÖGIN zur Teilnahme zum Verhandlungsverfahhren / Verhandlungsverfahrin nach VOF …
Der Bewerberbogen / die Bewerberbögin ist separat von jedem Einzelbewerber / jeder Einzelbewerberin, jedem Mitglied und jeder ohne Glied, einer Bietergemeinschaft und jedem Nachunternehmer / jeder Nachunternehmerin vollständig auszufüllen und an den dafür vorgesehenen Stellen / Stellinnen zu unterschreiben. So sind unter UmständInnen mehrere BewerberbögInnen abzugeben…

So geht das heute – und das ist erst der Anfang.

2 Kommentare

    • dertho auf 18. Oktober 2015 bei 13:05
    • Antworten

    Hallo zusammen,also den Begriff „Rotationseuropäer“ find ich schon eine wunderschöne Wortfindung.Aber Kurt Beck hat auch einen schönen Begriff kreiert : „Angehöriger einer mobilen ethnischen Minderheit“ statt des „bösen“ Z…-Wortes… Das hat doch was.Link (schon etwas älter) dazu, aus der „Welt“ : http://www.welt.de/welt_print/article1411550/Zigeuner-heissen-jetzt-mobile-ethnische-Minderheit.html
    Desweiteren kann man ja bei den Gedanken dieser Frau – http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/studierx-und-professx-wie-genderforscherin-lann-hornscheidt-ihren-vorschlag-begruendet/9831950.html
    schon ins Grübeln kommen wen/was man wie in Zukunft überhaupt noch ansprechen /bezeichnen soll.
    Alles wird gut und Gruß….

      • babaline auf 19. Oktober 2015 bei 0:36
      • Antworten

      Das mit den mobilen ethnischen Minderheiten habe ich letztens in einem TV-Bericht gehört und mich fast totgelacht. Und jetzt noch der x-Vorschlag dieser „Genderforscherin“. Mal unter uns: Kein vernünftig denkender Mensch, der die normalen Probleme des Alltags hat, kommt auf solch kranke Ideen. Aber was noch schlimmer ist: Jene, die solche Ideen haben, schieben auch noch andere vors Loch. Es soll tatsächlich Menschen geben, die sich durch nicht geschlechtertyxpische Bezeichnungen diskriminiert fühlen? Das ist nicht nur dreist erlogen, sondern die eigentliche Diskriminierung.Ich selbst bin Journalistin und kenne (einschließlich meiner Person selbst) keine Kollegin, die ein Problem damit hat, als Pressevertreter statt Pressevertreterin bezeichnet zu werden. Gleich gar nicht möchte ich Pressevertex sein! Ich empfinde es als diskriminierend, dass Frau Professx Lann Hornscheidt sich erdreistet, so etwas in meinem Namen fordern zu wollen. Es ist an der Zeit, den selbsternannten Sittenwächtern mal ordentlich auf die Finger zu klopfen. Sollen sie ihr Sendungsbewusstsein auf eine Weise ausleben, die sittlichen Nährwert ergibt.

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