Am Freitag nach eins …

Normalerweise heißt es ja „Freitag ab eins macht jeder seins“ und gerade den Mitarbeitern im öffentlichen Dienst soll dieser Satz bekanntlich schon in die Wiege gelegt sein. Für die Markranstädter Stadtverwaltung galt dies zumindest am heutigen Freitag nicht. Da hieß es eher: „Kurz vorm Wochenende braucht man viele Hände“. Am Dienstag sollen die ersten 50 Flüchtlinge ins ehemalige Hotel Gutenberg einziehen.

Dass der Tag der Zuweisung nicht mehr fern ist, war schon seit Wochen klar. Dass sie aber quasi nur wenige Minuten nach einer Begehung des Hotels unter anderem durch Vertreter des Landkreises und der Brandschutzbehörde erfolgen würde, kam dann wohl doch etwas überraschend für die Stadt.

Als „Notunterkunft“ wird das Objekt, in dem noch vor wenigen Wochen betuchte Gäste ein „3 Sterne Superior Hotel“ erwarten durften, bezeichnet. Das hat auch seinen Grund, denn offenbar taugt das gute Haus noch nicht als Gemeinschaftsunterkunft und so kann es wohl zunächst nur als Interimslösung für einen Zeitraum von maximal drei Monaten betrieben werden. Bis dahin wird, da sind sich alle einig, bis zum Erreichen des Qualitätsmerkmals „Gemeinschaftsunterkunft“ nachgebessert. Notfalls auch freitags nach eins.

Ein Hauch von Transparenz ergoss sich auch durch die Bekanntgabe der nationalen Zusammensetzung der Gästeliste über das Markranstädter Bürgertum. Neben Flüchtlingen aus den bekannten unsicheren Herkunftsländern kommen auch Menschen aus der Russischen Föderation oder Indien und aus – man höre und staune – Marokko und Tunesien nach Markranstädt.

Die beiden letztgenannten Länder zählen zu den so genannten Maghreb-Staaten und es ist nicht unbekannt, dass die Gründe mancher von dort Einreisender mitunter wenig mit Flucht oder Verfolgung zu tun haben und sie sich der Verfolgung durch Polizeikräfte eher erst hier aussetzen. In dieser Hinsicht gibt es sicher noch viel Informations- und vor allem Erklärungsbedarf in Kreisen der Markranstädter Ureinwohner, von denen sich bestimmt noch einige an die in der Stadthalle vernehmbare Aussage erinnern, dass speziell aus den Reihen der Maghreb-Staaten keine Flüchtlinge nach Markranstädt abverteilt werden.

Die Reaktionen auf die Mitteilung der Zuweisung ließen in den sozialen Netzwerken nicht lange auf sich warten. Sie sind gekennzeichnet von der puren Angst, dass eine 14.000-Seelen-Stadt quasi über Nacht von der Wucht einer aus 50 Ausländern bestehenden Flutwelle gnadenlos überrollt und unwiederbringlich ausgelöscht wird. Das dabei gezeichnete Bild gleicht einer Apokalypse.

burkini

So ändern sich die Zeiten: Spitzenvertreter des muslimischen Frauenkreises der NPD beim Spaziergang auf der Westufer-Promenade.

In einschlägigen Boutiquen gibt es für die kommende Badesaison nur noch Burkinis. Die Werbung droht: Wer die nicht anziehen will, muss nackt baden und wird vergewaltigt. Diese Aussicht sorgt andererseits für einen waren Boom des Kulki in Tourismus-Kreisen.

fkk

Aussicht auf den Sommer: Feministin wartet am Kulki auf Antänzer.

Man rechnet damit, bald solche Stars wie Renate Künast, Claudia Roth oder Alice Schwarzer am Strand begrüßen zu dürfen. Ohne Burkini selbstredend, dafür mit allen anderen Konsequenzen, die sonst unerreichbar oder zumindest unbezahlbar scheinen.

Die hiesigen Einkaufsmärkte haben ihr Sortiment bereits auf koscher geschächtete Gummibären umgestellt und Schweinefleisch war schon am Freitag nur noch auf dem Schwarzmarkt zu haben.

Statt ihre letzten Ferientage wie üblich beim Zocken an der Konsole zu verbringen, mussten die Kinder besorgter Eltern helfen, die Fenster ihrer Häuser zu vernageln, im Garten Barrikaden zu errichten und Fallgruben auszuheben.

In der Max-Hassmann-Straße war sogar ein erstes Todesopfer durch die Flüchtlingswelle zu beklagen. Die 68-jährige Selma W. wollte im nahegelegenen Supermarkt noch schnell die Trinkwasservorräte der bereits im Keller eingebunkerten Familie ergänzen, als sie beim Verlassen des Grundstücks die von Enkel Kevin (16) unter 380 Volt gesetzte Klinke der Hoftür berührte. Die Rentnerin war auf der Stelle tot!

Unterdessen haben die einstigen Beschwerdeführer gegen nicht vorhandene Meinungsfreiheit in Deutschland die Waffen ihrer Gegner übernommen. Angesichts des kommunalen Verteidigungsnotstands sind es nun nicht nur die Befürworter des „Refugee welcome“, die sich nichts mehr zu sagen wagen, sondern auch die, die im Helfen von in Not geratenen Menschen noch einen humanistischen Wert sehen. Schon Sprüche wie „Nun lasst sie doch erstmal ankommen“ werden in der sozialen Netzwerkgemeinde zunehmend als Wehrkraftzersetzung verfolgt und mit einer Vorladung zum virtuellen Volksgerichtshof geahndet.

In eilig einberufenen Bürgerseminaren geben Veteranen des letzten Krieges inzwischen ihre Erfahrungen an die junge Generation weiter. Insbesondere das Thema „Hören von Feindsendern“ steht dabei hoch im Kurs.

Ab Dienstag, so Oskar Hubert Strammsteher (87), ehemaliges Mitglied einer bekannten Leibstandarte und bis 1982 Verteidigungsexperte im Bundestag, wird in Markranstädt nur noch Al Jazeera und Al Arabiya frei empfangbar sein.

Geheimer Empfang

Er zeigt den Jugendlichen, wie man sich mit wenigen Handgriffen geheime Empfangsgeräte für Feindsender, so genannte „Petry-Schnauzen“, bauen kann. Strammsteher rät außerdem, die Sender in einer stillen Kammer nur ganz leise zu hören. „Schon für das Hören von Helene Fischer können einem die Moslems beide Ohren abschneiden!“, warnt der greise Arier.

radio

Prototyp von Strammstehers Feindsender-Empfangsanlage „Scharia alpha“. Helene Fischer kommt hier noch schwarz-weiß.

Doch die skurrile Situation in Markranstädt hat auch andere, in diesen Tagen eher ungewöhnliche Seiten. Mitten im Treiben um den Ausbau der Stadt als Festung gegen internationale Kleinkriminalität sitzt eine Familie am Küchentisch und isst ganz normal Abendbrot.

So, als ob sie nicht dazu gehören würde zur Spezies der bedrohten Arten. Man sitzt einfach da, schlürft Tee und unterhält sich über Busfahrzeiten, Sparkassengebühren und sogar Sex. Sie haben kein Problem damit, glücklich zu sein in diesen dunklen Zeiten. Einfach krank und vor allem gewissenlos ist das. Ja unsolidarisch! Sie wissen nicht, wie es sich anfühlt, wenn man seine Großmutter draußen an der Türklinke verliert und wollen es auch nicht wissen. So sind sie, die Gutmenschen.

 

5 Kommentare

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    • Neumarkranstädterin auf 23. Februar 2016 bei 10:51
    • Antworten

    Obwohl der Artikel recht ordentlich beginnt, strotzt er dann vor platten Witzen und Klischees auf dem Niveau eines Fips Asmussen. Das ist nicht witzig und erst recht nicht satirisch.
    Zitat:
    „Die Werbung droht: Wer die nicht anziehen will, muss nackt baden und wird vergewaltigt. Diese Aussicht sorgt andererseits für einen waren Boom des Kulki in Tourismus-Kreisen. „
    „Man rechnet damit, bald solche Stars wie Renate Künast, Claudia Roth oder Alice Schwarzer am Strand begrüßen zu dürfen. „
    Besonders diese Art „Witz“, wie gesagt, das ist KEINE Satire, erbost mich als Frau bodenlos.
    Mit solchen platten Artikeln leistet man keinerlei Beitrag zur aktuellen Situation und stellt auch den Anspruch als „Satirezeitschrift“ in Frage. Einfach nachplappern was schon 100x so kolportiert wurde: „mussten die Kinder besorgter Eltern helfen, die Fenster ihrer Häuser zu vernageln, im Garten Barrikaden zu errichten und Fallgruben auszuheben.“ ist sehr schwach und es ist schade um das „Papier“.

    • ein besorgter Bürger, auf 20. Februar 2016 bei 14:31
    • Antworten

    Wie immer grandios das Problem aufgegriffen. Jedoch bedeutet es doch auch das der Bürger an sich bei der Obrigkeit nichts mehr zählt wenn man sich an die Veranstaltung vom 01.02.2016 erinnert. Denn mit dem Einzug am Dienstag werden die Aussagen am besagten Tag völlig absurdum geführt. Der Bürger hat nun halt nur wieder wie immer die Qual der Wahl und da stehen ja schon mal drei demnächst an und ich befürchte wir dürfen uns nicht wundern wie sie ausgehen. Leider aber stimmt ja auch die Zahl der betroffenen Bürger nicht von angegebenen 14.000, da dies ja mit den angeschlossenen Gemeinden einhergeht und die wohnen außerhalb. Im Grunde gebe ich meinem Vorkommentator zwar recht, aber ich glaube zum lachen ist bestimmt keinem und er verkennt die Lage, denn es geht hier eigentlich um die Verarschung der eigenen Bürger/Wähler die man einfach Grundlos vergessen hat bei der ganzen Thematik offen und Ehrlich mit zu nehmen. Aber man braucht sich dann nicht wundern wenn mündige Bürger dann so reagieren wie auch mein Vorredner dies so belächeln möchte.

  1. Besser kann man die derzeitige Situation in unserer Stadt nicht darstellen. Man könnte über die ach so Besorgten lauthals lachen, wenn es nicht so ernst wäre.

      • Klaus Drummer auf 20. Februar 2016 bei 18:53
      • Antworten

      Herr Berg, im Grunde haben sie Recht. Als (fast) unmittelbarer Nachbar mache ich mir aber schon Sorgen, allerdings nicht wegen der Flüchtlinge. Ich hoffe, uns bleibt am Dienstag nicht das Lachen im Halse stecken.

      1. An dieser Stelle eine wichtige Bitte: Dies ist ein Kommentarbereich. Sie können hier gern Ihre Kommentare und Meinungen zu Beiträgen hinterlassen. Dialoge zwischen Kommentatoren oder Antworten auf Kommentare usw. sollten hier bitte nicht erfolgen. Sie können dazu die sozialen Netzwerke nutzen, per Whatsapp diskutieren, sich gegenseitig anrufen oder – noch besser – direkt miteinander kommunizieren (Gespräch). Bitte haben Sie dafür Verständnis – wir können das ansonsten nicht handlen, weil es wahrscheinlich ausufern würde. Beispiele dafür gibt es z.B. bei Facebook oder in anderen Portalen zur Genüge.

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