„Gib endlich zu, dass Du ein Grauspecht bist!“

Seit Ankündigung der Bundesregierung, dass wir uns wieder Vorräte für den Ernstfall zulegen sollen, ist ein regelrechter Run auf die Zoohandlungen ausgebrochen. Hamsterkäufe sind in! Die ersten Läden melden schon den Ausverkauf der kleinen Nager. Aber auch in Markranstädt gibt es bedrohte Tierarten. Darüber, wie auch über andere seltsame Vorgänge, informiert uns die jüngste Ausgabe des Amtsblatts. Reichlich Füllmaterial für das vor allem für Satiriker existenzbedrohende Sommerloch.

Die Erinnerung an die in Seebenisch für die Freiheit von Tigern protestierenden Tierschützer sind noch frisch. Hat aber nichts gebracht, weil sich vor allem an den Ufern der Kulkwitzer Seenplatte niemand so richtig damit anfreunden wollte, künftig in einer Art Jurassic Park mit frei lebenden Raubtieren zu wohnen.

Bei den kleineren Viechern, also denen, die sich nicht wehren können, scheint man in Seebenisch jedoch weniger zimperlich zu sein. So gibt es nach Auskunft von Experten seit 20 Jahren kaum noch Grauspechte zwischen Ellern und Kippe.

Was also tun, um die rar gewordene Population wieder aufzufrischen? Im Amtsblatt stehts! Man nehme beispielsweise einen Feldhasen (davon gibt es ja noch ein paar) und unterziehe ihn einem Verhör. Je nach Grad der Folter mag es zwar eine Weile dauern, bis er mit einem erschöpften „klü-klü-klü-kü…kü…kü“ zugibt, ein Grauspecht zu sein, aber am Ende werden auch Tierschützer keine dummen Fragen mehr stellen, wenn die Statistik stimmt. Seebenisch hat jedenfalls wieder einen Grauspecht und das allein rechtfertigt ein solches Vorgehen.

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Vielleicht wäre das gar eine Idee für eine friedliche Umwidmung der inzwischen nördlich von Markranstädt angesiedelten Tiger? Auch ein so großes Raubtier kann auf der Streckbank nicht ewig widerstehen und wird irgendwann mit einem röchelnden „nag-nag-nag“ zugeben müssen, dass es in Wahrheit ein Hamster ist. Und schon wäre wieder ein Engpass bei der Bereitstellung von eisernen Notfallreserven für die Bevölkerung beseitigt.

Auch für so manchen Menschen ist das Leben kein Pony-Hof und Markranstädt eher sowas wie ein Folterkeller. Wem will man da verdenken, dass er die Flucht antritt? Aber wahrscheinlich waren es doch zu viele Lallendorfer, die das schmucke Sportstädtchen am See in den letzten Jahren fluchtartig verließen?

Flüchtig gelesen …

Das jedenfalls könnte man bei der Lektüre der Meldung der Caritas Leipzig denken. Ein Patenschaftsprogramm soll nun wohl dafür sorgen, dass die Bande zwischen Menschen, die schon länger in Markranstädt leben und den Geflüchteten wieder enger werden.

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An alles wurde dabei gedacht. Sogar daran, dass nach Jahren der Sesshaftigkeit in Hessen, Baden-Württemberg oder Bayern nahezu unüberwindliche Sprachbarrieren entstanden sein können.

Deshalb soll auch das „Deutsch lernen“ zu den Inhalten einer solchen Patenschaft zählen. Also statt Heggoddsdejer wieder Modschegiebchen oder anders gesagt: Vom Blauen Bock zurück in den Holzwurm.

Liebe Hiergebliebene, fassen Sie sich ein Herz und helfen sie den ehemaligen Markranstädtern, in ihrer Heimat wieder Fuß zu fassen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen!

Wenn Sie sich beeilen, können Sie vielleicht sogar noch eine der wenigen VIP-Patenschaften übernehmen. Martin Schmeling und Mischa Woitscheck sollen beispielsweise noch zu haben sein und hier würde sogar der Deutsch-Unterricht entfallen.

Wie wichtig es auch nach dem Tode ist, eine fundierte Ausbildung zu haben, wird ebenfalls im „Markranstädt informativ“ nachhaltig vertieft. Die Kernbotschaft lautet: Wer seinen letzten Weg als Nicht-Fachmann antritt, sollte vorgesorgt haben.

Wahrscheinlich ist es gar zu oft schon vorgekommen, dass ein Laie nach dem Todesfall zunächst nicht alle Aspekte seines Handelns bedenken konnte.

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Hinterher ist man zwar immer klüger, aber gerade deshalb sollte man vorsorgen und den Facharbeiterbrief oder die Meisterurkunde am besten schon zu Lebzeiten an seinen Totenschein tackern. Das erspart viele Unannehmlichkeiten für den Zeitraum der eigenen Abwesenheit.

Einmal bei Petrus angekommen, sind die Kommunikationsmöglichkeiten sehr eingeschränkt. Mal eben ein Fax mit einer nachträglich erteilten Vollmacht an die Hinterbliebenen schicken, ist nicht.

In Sachen Netzausbau und Breitbandversorgung hinken die da oben sogar Markranstädt hinterher. Selbst der Pfarrer muss noch analog beten, wenn er mit seinem Chef sprechen will.

Pilzsuche im Blätterwald

Ja, liebe Leserinnen und Leser, das Sommerloch ist keins in diesem Jahr. Es gibt genügend Pflänzchen zu entdecken im heimischen Blätterwald.

Bei den drei hier vorgestellten Spezies handelt es sich nur um die Steinpilze, die in den letzten Tagen ihre Köpfe durch den Mutterboden bohrten. Vielleicht entdecken Sie ja noch mehr? Sie müssen bei Ihrem Spaziergang nur die Augen offen halten. Wir wünschen Ihnen viel Spaß dabei.

 

2 Kommentare

    • bentin auf 23. August 2016 bei 16:39
    • Antworten

    Vorräte für den Ernstfall: paar mehr als üblich Kästen Weizenschorle (zwangsläufig in die Ecke daneben jetzt auch paar Flaschen Wasser – für die Kinder!). Bei Kaufland 50 Dosen Ravioli holen, 2 Pakete Klopapier. Im Baumarkt noch paar Säcke Holzkohle. Damit sind für die nächsten 10 Tage wie befohlen alle wichtigen Bedürfnisse abgedeckt. Fertig.
    Bliebe lediglich zu Klären: wohin damit? – Falls das Haus einstürzt oder abbrennt. Also – Löcher buddeln im Park und Wald – wie die Eichhörnchen. Und gegen Dienstahl absichern bzw mit Namen beschriften! Oder so. Oder doch nicht. Wir brauchen eine konkrete everyone-Anweisung aus dem Rathaus (oder Chef)!

    1. Jetzt haben wir nach den Hamstern schon Eichhörnchen, die man notfalls auf den Grill legen kann. Wenn die im Rathaus dann auch noch ihren Maulwurf finden und wir der vielen Schmierfinken im Stadtgebiet habhaft werden, können wir vielleicht sogar einen Atomschlag überleben. Nur Veganer sollte man nicht sein…

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