Alles im Blick: Drogen, Viren und strategische Planungswege

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, weshalb wir das Wochenprogramm etwas straffen müssen. Wieder mal sorgen anonyme Briefe für Unterhaltung im Bürgertum, der Stadtrat hat für den morgigen Donnerstag seine legale Corona-Party angekündigt und Makarena läuft ebenso schleppend an wie die Impfkampagne. Apropos Impfen: Corona hatten wir lange nicht als Thema. Inzwischen haben die meisten Menschen zwar mehr Furcht vor den Maßnahmen als vorm eigentlichen Virus, aber wenigstens ist die Angst der einzig stabile Faktor, auf den man sich in diesen unsicheren Zeiten verlassen kann.

Beginnen wir mit der Corona-Impfkampagne. Die lief andernorts wesentlich feierlicher an als im Zweistromland zwischen Floßgraben und Zschampert.

Drüben in Sachsen Armut soll man Anfang Januar sogar extra eine Impfdosis von der Kreisstadt zum Impfzentrum aufs Land gebracht haben, um den Start mit einem Pressefoto in Szene setzen zu können.

Sächsische Satiriker waren ob dieses alternativen Faktums so angetan, dass sie sich die Sache gestern vor Ort anschauen wollten. Immerhin sollen dort inzwischen so viele Ampullen angeliefert worden sein, dass man sich beim Spritzen der Amtshilfe durch die Bundeswehr bedienen muss.

Ähnlich wie Baumärkte und Autowerkstätten buhlen auch die Gesundheitsämter um Kunden. Respekt wers selber macht!

Ähnlich wie Baumärkte und Autowerkstätten buhlen auch die Gesundheitsämter um Kunden. Respekt wers selber macht!

Aber hoppla! Wer sitzt denn da im Impfzentrum des Burgenlandkreises und bereitet sein ziviles Patientenmaterial darauf vor, dass es gleich einen Stich kriegt?

Die hören wenigstens …

Mit Stethoskop um den Hals statt Amtskette strahlt Oberfeldarzt Jens Reiner Spiske entspannt durch die Maske. Keine anonymen Brandbriefe, kein Kompetenzgerangel mit konkurrierenden Medizinern und die angelieferten Bürger gehorchen ihm sogar aufs Wort. Zumindest für ihn hat sich der zurückliegende Wahlkampf in jeder Hinsicht gelohnt.

Was im politischen Markranstädt so läuft, hat Spiske trotzdem noch auf dem Schirm. Er ist ja jetzt jeden Abend pünktlich zu Hause und hat als Anrainer quasi schon rein geografisch den besten Blick auf die aktuellen strategischen Planungswege.

Der Nächste bitte! Oberfeldarzt Spiske mit Stethoskop statt Amtskette.

Der Nächste bitte! Oberfeldarzt Spiske mit Stethoskop statt Amtskette.

Ganz entspannt ist der a.D. aber auch deshalb, weil er sich sogar hier im Impfzentrum vor den gleichen Herausforderungen sieht wie auch sonst bei der Bundeswehr. Es fehlt hinten und vorne an Munition. Lediglich rund 30 Impfdosen gehen aktuell pro Tag über seinen Tisch, sagt er. Na ja, bei seinem Fahneneid hat er bekanntlich nur gelobt, treu zu dienen. Von arbeiten war da sowieso nicht die Rede.

Covid statt Crystal!

Die sachsenweite Polizeirazzia von letzter Woche hat wieder mal gezeigt, wie realistisch und belastbar ein Blick durch die satirische Glaskugel ist. Die von uns prognostizierten Lieferengpässe haben in Markranstädt vor allem bei Crystal zu einer kompletten Neuordnung der Marktsituation geführt.

Wenn man jetzt auf dem alten Friedhof jemanden anquatscht, macht der zwar immer noch die Jacke auf, doch in deren Innenfutter befinden sich keine bunten Pillen mehr, sondern ein ganzes Arsenal Covid-Impfstoff.

Wegen der Maske muss der Dealer das Zeug nicht mal mehr hinter vorgehaltener Hand anpreisen: „BioNTech/Pfizer, AstraZeneca, CureVac …“, bewirbt er das Spektrum klirrender Ampullen hinter seinem Mantelaufschlag flüsternd, wobei er sich immer wieder vorsichtig umschaut.

Das synthetische Serum hat die synthetischen Lebensmittel vom Markt verdrängt und durch die Razzia wurde zudem deren Lieferkette zerschlagen. Da müssen die Jakedumas neue Wege finden, um an ihre Waren des täglichen Bedarfs zu kommen.

Seit das Landeskriminalamt vorige Woche die Lieferketten zerschlagen hat, muss in Markranstädt offenbar schon abgecrystalt werden.

Seit das Landeskriminalamt vorige Woche die Lieferketten zerschlagen hat, muss in Markranstädt offenbar schon abgecrystalt werden.

Und siehe: Wenns ums eigene Überleben geht, können die plötzlich richtig kreativ werden. Selbst der Umgang mit unserer Muttersprache ist ihnen nicht mehr fremd. Völlig neue Kommunikationswege wurden erschlossen, um gemeinsam die letzten gebunkerten Reste aus den goldenen Zeiten vor der Razzia zu vertilgen.

Abcryst-Party

„Abcrysteln“ ist angesagt in Markranstädt. In Schönschrift! Als Pinnwand für die Einladung dient unter anderem das Geländer vor einer Seniorenresidenz in der Leipziger Straße. Wer zuerst kommt, malt schließlich auch zuerst. Da müssen die Rentner jetzt was anderes finden, wo sie ihre Suchanzeigen nach Impfstoff aufsprühen können.

 

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