Alles eine Frage der Einstellung: Weihnachten in Lallendorf

Der Lockdown wird wohl bleiben, die Weihnachtsmärkte fallen definitiv aus, das Geböller zum Jahreswechsel steht ebenfalls auf dem Prüfstand und wer sich in der Adventszeit andere Leute einlädt, wird aktenkundig. Halleluja, das wird ein Fest! Spartanischer und einsamer ging’s wohl nur noch damals im Schafstall der LPG Betlehem zu. Unser Cynism Executive Oberchief (CEO) – auf deutsch: the boss of nightshifts – hat den Kanal so voll, dass er dem Treiben inzwischen sogar Positives abgewinnen kann. Also da frachste dich manchma…

Ich habe mich die ganze Zeit rausgehalten, um nicht zum Querdenker und damit als Covidiot, Systemkritiker, Klassenfeind oder Verschwörungstheoretiker abgestempelt zu werden. Eben all das, was heute in den Medien so unter dem Begriff Nazi zusammengefasst wird. Da frachste dich manchma…

Ja, es hat mich maßlos angekotzt, ständig mit der Maske rumher zu laufen. Aber genau hier begann mein Prozess des Umdenkens. Ich lebe seitdem wirklich viel gesünder. Ich putze mir jetzt sogar regelmäßig die Zähne einmal in der Woche. Auch dann, wenn es nicht sein muss. Man kriegts ja erst unter der Maske mit, wenn man sich den eigenen ausgeatmeten Rachengammel mal selber reinziehen muss.

Auch sonst kenne ich ganz viele Menschen, mich eingenommen, deren Ausstrahlung und Erscheinungsbild die Maske eher schmeichelt als schadet. Und endlich darf man das Vermummungsverbot auch ganz legal umgehen. Was will man mehr?

Die Sache mit der Adventszeit und Weihnachten sehe ich auch ein wenig anders. Haben wir uns in den vergangenen Jahren nicht immer gegenseitig ein „besinnliches Fest im Kreise der Familie“ gewünscht? Und jetzt, da diese Wünsche plötzlich in Erfüllung gehen, regen wir uns darüber auf? Also da frachste dich doch manchma.

Nö, ich brauche keinen Weihnachtsmarkt, an dessen Eingang ich die Beine anziehe und dann bis zum Ausgang vom Besucherstrom mitgetragen werde. Sollte es mir in dem Trubel doch mal gelingen, einen Fuß auf die Erde zu setzen, kotzt mir garantiert wieder einer seinen Glühwein auf den Schuh. Ho-ho-ho, frohe Weihnachten!

Ich habe die Wünsche der letzten Jahre wörtlich genommen und freue mich riesig auf ein entschleunigtes, besinnliches Fest.

Wir haben vereinbart, uns allein darüber zu freuen, dass wir gesund sind und auch, dass wir nicht auf der Suche nach irgendwelchen sinnfreien Geschenken durch die umliegenden Konsumtempel hetzen.

Klar mache ich mir Gedanken über die Situation der Kräppelchen- und Waffelhändler. Die leiden echt. Der Vertriebsweg „Weihnachtsmarkt“ ist ihnen weggenommen worden.

Mir persönlich geht’s genauso, trotzdem hat sich noch kein Lebkuchenhändler bei mir gemeldet und sich mit meinen Sorgen solidarisch erklärt.

Das Schicksal der Anbieter erzgebirgischer Volkskunst aus China tangiert mich darüber hinaus schon immer nur peripher. Was ich sagen will: Ich kann mich nicht um alles kümmern.

Weihnachten ist da, wo ich bin: In Markranst!

Ich lebe in Markranstädt und habe meinen Weihnachtsmarkt vor Ort. Da gibt’s alles was ich will und brauche. Für erzgebirgische Volkskunst gehe ich (wann ich will!) an meinen Lieblingsstand in der Hordisstraße. Im Dekostübchen ist immer Weihnachten.

Meinen Glühwein bekomme ich in der Weinkelterei Schauß in Seebenisch. Die Sauerkirsch-Variante gilt sowieso als einer der besten Tropfen im ganzen Landkreis. Wozu mir also die überteuerte Massenplempe mitten in der Leipziger Volksversammlung nach einem Rempler selber ins Gesicht schütten und dafür noch Parkgebühren zahlen?

Frische Weihnachtsdeko hole ich mir traditionell bei Iflands. Da riecht der Adventskranz zwar noch nach Tanne und nicht nach Weichmacher in den Plastiknadeln, aber ich will das so. Weil mich die ungläubigen Gesichter der Kinder freuen, wenn sie erstaunt feststellen, dass es das Aroma sogar in der Natur gibt und nicht erst per Knopfdruck auf die Sprayflasche „Taste of Christmas Tree“.

Nach dem gleichen Prinzip verfahren wir bei den Einkäufen fürs Essen. Das Wild holen wir frisch in Großlehna, die Kartoffeln im Holfladen Zitzschen, das Gemüse in Kulkwitz und so weiter. Ist ’ne kleine Rundreise, aber dabei bekommt man auch den Rest dessen, was man durch den abgesagten Weihnachtsmarkt vermisst. Man trifft Menschen!

Und ganz nebenbei habe ich damit auch den Erzeugern, Händlern und Unternehmen vor Ort geholfen. Natürlich würde ich auch gern dem Dorf-Fleischer im baden-württembergischen Bisingen helfen, aber wie gesagt, ich kann mich wirklich nicht um alles kümmern.

In der kommenden Adventszeit sind Ideen gefragt. Mal was Neues zu der über 2000 Jahre alten Geschichte. Da zeigt sich, wem das Fest wirklich am Herzen und nicht am Portemonnaie liegt. Die jetzt kreative Ideen haben sind genau die, auf die wir uns auch nach dieser Corona-Kacke verlassen können und sollten.

Ein geradezu leuchtendes Beispiel dafür haben die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Döhlen entbunden. Als kleines Trostpflaster für den ausgefallenen Weihnachtsmarkt in der Ortschaft (wirklich einer der schönsten und beliebtesten in Markranstädt), haben sie eine kleine Überraschung für die Kinder der Ortsteile Döhlen, Quesitz und Thronitz vorbereitet.

Am Nachmittag des Nikolaustages verteilen die Florians-Jünger der Ortschaft kleine Geschenke an die Kinder. „Leider dürfen wir nicht klingeln und die Präsente persönlich übergeben“, heißt es in der Mitteilung. Daher werden die kleinen Gaben an den Gartenzaun gehängt oder an der Haustür abgestellt.

Wer möchte, dass sein Kind am Nikolaustag eine Überraschung erhält, soll bis kommenden Mittwoch (2. Dezember) eine E-Mail an wehrleiter@feuerwehr-doehlen-quesitz.de senden und darin den Namen des Kindes und die genaue Adresse für die Geschenk-Zustellung mitteilen.

RKI-Verbot für Schwiegermütter

Mich kotzt diese Corona-Geschichte maßlos an. Und ich fühle mit den Opfern, auch denen der wirtschaftlichen Einschränkungen. Aber ich erkenne in dieser ganzen Misere auch Menschen, die in der Lage sind, mit Veränderung umzugehen. Die wären mir, das will ich gern zugeben, vorher nicht so aufgefallen.

So, und jetzt freue ich mich erst mal auf den Advent und auf Weihnachten. Die Vorteile überwiegen klar. Allein die Tatsache, dass meine Schwiegermutter nicht kommen darf und die Ausrede dafür sogar im Fernsehen ausgestrahlt wurde, lässt in mir den Begriff „Frohes Fest“ in ganz neuem Lichte erstrahlen.

Den bedauernden Gesichtsausdruck habe ich zwar nicht ganz hingekriegt, aber unter meiner Maske wäre es ihr nicht mal aufgefallen, wenn ich gegrinst hätte. Auch so ein Vorteil. Allerdings hat sie dann angekündigt, den Besuch unbedingt nachholen zu wollen. Zu Ostern vielleicht. Also da frachste dich manchma…

 

13 Kommentare

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    • markranster auf 26. November 2020 bei 16:08
    • Antworten

    Es ist ja manchmal auch der Gesundheit förderlich, wenn man nicht im Kaufrausch durch die zahlreichen Geschäfte hecheln muß. Stress soll ja bekanntlich ungesund sein. Ob man durch Stress an einem Herzinfarkt oder durch das heimtückische Corona-Virus stirbt macht da keinen großen Unterschied. Tot ist tot. An das Maskentragen in der Öffentlichkeit kann man sich gewöhnen, wie an die Enthaltsamkeit beim Rauchen in der Gaststätte oder in öffentlichen Gebäuden. Erst wenn man nicht mehr nach draußen an die frische Luft darf, dann sollte man all die neuen Bestimmungen mal hinterfragen. Wenn z.B. in Schulklassen bis zu 20 Kinder in einem Raum lernen sollen, aber andererseits im Freien nicht mehr als 5 dieser Kinder oder Jugendliche zusammenstehen dürfen, dann fragt man schon nach dem Sinn so mancher Regelung.

    1. Stimmt. Heute sterben die Raucher nicht mehr an Lungenkrebs, sondern erfrieren auf der Raucherinsel. Wie gesagt: Tot ist tot.

    • Johann Iter auf 26. November 2020 bei 12:44
    • Antworten

    Also ganz entspannt bei Ifland ein Sträußchen Blumen holen, damit machen wir Frau Schauß aus der gleichnamigen Sektkelterei eine Freude, bekommen dafür im Gegenzug eine Flasche des köstlichen X-Mas-Schaumweines mit auf den Weg, den trinken wir dann im Dekostübchen und basteln anschließend im Suff Schutzmasken für die kleinen Holzfiguren.

    Merke: Beim Aufstoßen mit Perlwein – immer schön in die Armbeuge!

    Das gute alte Bäuerchen bekommt nun auch seinen Knigge-Paragraphen.

    1. Also da frachste dich manchma: Rülpsen in die Armbeuge. Das Zeug zieht doch dann Fäden, wenn man den Arm ausstreckt, um jemanden zum Gruße die Hand zu reichen. Auch bei der anderen Grußform …

    • Beobachter auf 26. November 2020 bei 10:38
    • Antworten

    Ich will ja nicht stänkern, aber es gibt Familien, die besinnliche Weihnachten aus Tradition schon länger leben. Wenn die dann, wie es doch häufiger vorkommt, mehr als nur ein Kind im Teenager-alter oder gar heiratsfähigem Alter haben, und die ihre Herzallerliebsten nicht zum Weihnachtsessen und nicht an Silvester sehen sollen, dann ist Revolte vorprogrammiert, dann ist FFF nur noch eine Minibewegung dagegen- findet ihr nicht?
    Ich widersetze mich da lieber nicht dagegen, das betrifft dann viel persönlicher und man ist automatisch böse Mutter und Schwiegermutter zugleich und der Braten vergammelt im Kühlfach. Die Geschenke, die ich in aller Ruhe übers Jahr besorgt habe, blockieren den Schrank, und sogar den bereits hoffnungsvoll gehorteten Glühwein soll man dann alleine trinken?
    Das ist dann anstrengend, statt besinnlich.
    Silvester dann das gleiche in Grün? Nächstes Jahr dann auch noch oder wieder?
    Die Maßnahmen wirken ja offenbar nicht, wenn die Zahlen trotzdem steigen, dann verschärft man diese dann nochmal?
    Ganz groß, das Kino, echt!
    So, jetzt bin ich ein Nazi, oder was sonst noch alles, und mir ist das völlig wurscht.
    Ach so, gibts schon offiziell eine CoSiPo (Corona-Sicherheits-Polizei) und werben die schon IMs an?

    1. Demnach ist Schwiegermutter die Steigerungsform von Nazi? Das sollten Sie mal in Kassel sagen…

        • Beobachter auf 28. November 2020 bei 0:17
        • Antworten

        27 Einrichtungen der Schulen und Kitas offiziell Stand heute betroffen.
        Also positiver pcr- Test oder was.
        Zu, das steht so, Sippenhaft auch aller in nachvollziehbarem oder nicht nachvollziehbarem Rahmen.
        ui
        Sind die betroffenen krank oder nicht?
        Das offenbart uns leider keine Statistik.
        Sippenhaft gab es wann?

    • Ranster Mädel auf 26. November 2020 bei 9:21
    • Antworten

    Wahre Worte. Auch das Zelebrieren des bevorstehenden Festes kann eine Form des Widerstands gegen die staatlichen Coronamaßnahmen sein. Bleiben wir also trotzdem unter- und miteinander solidarisch und lassen uns nicht isolieren. Halten wir Kontakt wo und wie immer es möglich ist und unterstützen alle, die unsere Unterstützung verdienen indem sie sich darum bemühen. Wenn die Regierungen sehen, dass sie mit den Maßnahmen ihre wahren Ziele nicht erreichen, wird es ganz schnell vorbei sein mit der Pandemie. Meine Zähne putze ich zweimal täglic, einkaufen tute ich schon immer bewusst regional h und mit meiner Schwiegermutter habe ich kein Problem. Für mich sind die hier genannten Vorteile also eher nicht erheblich, trotzdem sollte man das Beste daraus machen.

    1. Wenn Sie sich schon immer zweimal täglich die Zähne putzen, regional einkaufen und auch noch Ihre Schwiegermutter mögen, dann wird es auch in diesem Jahr ein Scheiß-Fest. Unsere Gedanken sind in diesen schweren Tagen bei Ihnen und Ihrer Familie.

    • Samoht auf 26. November 2020 bei 9:09
    • Antworten

    Ich sehe das genauso und würde Sprüche wie „Besinnlichkeit“ oder „Entschleunigung“ und all das als „einfach mal runterkommen“ bezeichnen. Weihnachten ist immer mehr zu einem Konsumrausch verkommen. Es fällt einem schon selber schwer, einfach mal „besinnlich“ zu sein. Es ist ein guter Anlass, sich mal wieder zu erden. Eine Kerze anzünden, ein analoges Spiel spielen und sich einfach mal in Ruhe miteinander unterhalten können, das ist in der heutigen Zeit auch schon ein Geschenk.
    Danke für die Inspiration, dem Corona-Blödsinn auch positive Aspekte abgewinnen zu können. Meine Schwiegermutter kommt trotzdem und ich freue mich drauf. Bei mir ist das Problem eher ihr Mann.

    1. Verständlich. Als Mann hat man meist das Problem mit dem Mann. Der Weg zur Tochter führt nicht ohne Grund über die Schwiegermutter.

    • EddiKonstantin auf 26. November 2020 bei 8:59
    • Antworten

    Wunderbar wieder diese diesjährige vorweihnachtliche Befindlichkeitsgeschichte, ähnlich der vom Vorjahr im Novaparkstress Güntersdorf. Schuld allein sind die Menschen, die sich wie eine Herde blökender Schafe verhalten und vor sich hertreiben lassen. Biblische Geschichte hin und her, im Eulenspiegel stand wie der Mensch wirklich auf die Erde kam. Außerirdische hatten sie mit an Bord und waren auf der Erde gelandet: kurz und schmerzlos haben sie dies blöde Pack einfach rausgeschmissen. Erst haben sie sich dann milliardenfach vermehrt und nun versuchen sie sich pandemieartig wieder zu reduzieren, aber nur die bildungsfernen und niederen Herkommensschichten!

    1. Jetzt haben Sie aber unterschlagen, weshalb die Außerirdischen auf die Erde gekommen sind. Sie hatten da draußen nämlich was von den Markranstädter Nachtschichten gehört und wollten sich davon überzeugen, ob die wirklich so gut sind wie ihr weltallumspannender Ruf. Das nur der Vollständigheit halber.

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