Amok-Alarm aufgehoben / Infoveranstaltung zu Funkturm abgesagt

Bei dem heute Mittag an den Markranstädter Schulen und im Hort ausgelösten Amok-Alarm hatte es sich lediglich um eine Vorsichtsmaßnahme gehandelt, weil die Täter nach einer Schießerei in Halle in östliche Richtung geflüchtet waren. Um 14:20 Uhr wurde der Alarm dann aufgehoben. Alles gut – wenn da nicht ein paar Fragen aufgetaucht wären….

Wer da wen alarmiert hat, stand beispielsweise noch nach Aufhebung des Alarms nicht fest. Die Jungs vom Grünauer Polizeirevier hätten ihn jedenfalls nicht ausgelöst. Das wirft darüber hinaus Fragen zu den Alarmierungs- und vor allem Informationswegen auf.

Die Eltern standen scharenweise vor der Grundschule und hatten nur Informationen aus dem Internet. Stückwerk, Halbwahrheiten und Vermutungen wurden so zu Tatsachen zusammengesetzt, die Brisanz hatten.

So meldete der MDR zwischenzeitlich, dass einer der Täter „Schutzkleidung mit Helm“ getragen habe. Davon liefen zu dem Zeitpunkt auf der Baustelle der in Sichtweite liegenden Karlstraße gleich mehrere herum.

Orangefarbene Westen, Bauhelm …. Da kann man im ernstesten aller Ernstfälle als Bauarbeiter ganz schnell mal mit einem Fangschuss aus der Elternfront niedergestreckt werden. „Oh sorry, aber man kann ja nie wissen … im Internet hatten sie’s aber gesagt, dass er es war.“

Info-Lage: Wehe dem Ernstfall!

Auch sonst war die Informationslage katastrophal. Im Rathaus kamen die Telefone nicht zum Stillstand und wer doch mal durch kam, erfuhr trotzdem nichts, weil man dort auf dem selben Infostand war wie die Leute vor und in den Schulen. Sprecherin Heike Helbig behalf sich in ihrer Not mit aktuellen Infos, die sie mit ihrem privaten Whatsapp-Status öffentlich machte. Fast schon eine Verzweiflungstat im Zeitalter digitaler Medien. Aber auch eine Lösungsvariante.

Beispielsweise über einen eigens dafür eingerichteten Whatsapp-Kanal, den schon Grundschüler in wenigen Sekunden erstellen können. Warum nicht?

Pluspunkte für BOS-Funkturm

Die plötzliche Amplitude im Telefonverkehr dürfte derweil eine Steilvorlage für die Befürworter des BOS-Funkturms in der Ranstädter Mark gewesen sein, über den heute Abend in einer Bürgerversammlung informiert werden sollte.

Eigentlich ein Idealfall, um die Bedeutung einer solchen Anlage in Szene zu setzen. Aber die Infoveranstaltung wurde gegen 15:30 Uhr (also zweieinhalb Stunden vor Beginn) vom Veranstalter „aus organisatorischen Gründen“ abgesagt und soll zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden.

 

6 Kommentare

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    • Sven S. auf 14. Oktober 2019 bei 21:48
    • Antworten

    Liebe MN,

    schade das man Eure geilen Newsticker weder liken noch kommentieren kann!
    Ganz grosse Satire der Aktuelle!
    Da überlegt sogar BILD ob man das so bringen kann und die LVZ untersucht die Zeile noch vor lauter Schiss auf einen Prädikatsverband.
    Weiter so! Gefällt nicht nur mir sehr gut!

    • Bernd Hollwitz auf 11. Oktober 2019 bei 11:01
    • Antworten

    Also ich wurde am Mittwoch um 14.41 Uhr gewarnt: „fahr nicht nach Markranstädt, es ist Amokalarm dort“
    Und ich war aber schon da und habe nichts gemerkt.

    Ich neige dazu das Ganze als weit übertrieben anzusehen. Der irre Amokläufer war ja doch meilenweit entfernt von Markranstädt!

  1. Die Darstellung mit dem per Fangschuss erlegten Bauarbeiter ist sicher satirisch stark überspitzt, hat aber einen durchaus ernstzunehmenden Hintergrund. Ich stand gestern vor der Schule und wusste nicht, was los ist. Dann kamen die Vermutungen und „Informationen“ von den anderen Wartenden. Da hat sich eine Stimmung aufgeschaukelt, die echt bedenklich war. Sowas muss nicht sein, wenn man wenigstens ein paar Grundinformationen ausgibt. Ich war vorher auf Arbeit und wusste nichts von dem Amoklauf in Halle. Ich wusste nur: Amok-Alarm in der Schule und habe mir große Sorgen gemacht, weil ich im Geiste einen bis an die Zähne bewaffneten Irren durch die Schule rennen sah und ich nicht wusste, was mit meinem Kind ist. Das muss doch wirklich nicht sein. Wer weiß, ob nicht manche Eltern in solchen Situationen aus Angst und Verzweiflung sogar irrational handeln und es dann zu völlig unnötigen Handlungen kommt?

    • Thomas auf 10. Oktober 2019 bei 8:01
    • Antworten

    Es gibt viele Fälle, die deutlich zeigen, wie wichtig nicht nur vernetztes Handeln in Ausnahmesituationen ist, sondern auch vernetzte Informationsverbreitung. Top-Beispiel war die Tsunami-Katastrophe in Japan. Sicher, in Markranstädt ist kein Tsunami zu erwarten, aber es gibt genügend andere Szenarien. Es braucht nur mal ein Flugzeug auf die Stadt zu fallen oder wirklich ein Amokläufer durchzudrehen. Ich denke, die gestrige Situation sollte wirklich als Testlauf oder Feuerprobe angesehen werden und auf der Grundlage dieser Erkenntnisse ein Masterplan entwickelt werden, wie man in Ersntfällen die Bevölkerung informiert. Die Idee mit einem Whatsapp-Kanal ist gut (Respekt auch für die Sprecherin!), aber was nützt es, wenn niemand die entsprechende Nummer/Kontakt hat?
    Ein Ernst- oder Katastrophenfall ist keine Stadtratssitzung. Hier kann man nicht in Ruhe alles alleine ausklüngeln und die Bevölkerung außen vor lassen. Bin mal gespannt, ob das zum Thema erhoben wird.

      • Paule auf 10. Oktober 2019 bei 12:37
      • Antworten

      Hallo Thomas, liebe MN Redaktion!

      Ein Ernst-oder Katastrophenfall ist keine Stadtratssitzung!
      Genialer kann ein Statement gar nicht ausformuliert sein,
      der Satz allein ist schon Spitze!

      Der Fakt das es umgekehrt möglich ist, macht den Satz noch besser 🙂

    • Der Seebenischer auf 9. Oktober 2019 bei 20:37
    • Antworten

    Super gehandelt. Wenn man Informationen bekommt und die Sicherheitslage nicht einschätzen kann, ist es richtig so zu handeln.
    Mein aufrichtiger Dank und Respekt an die handelnden Personen der Schule Markranstädt.
    Entscheiden und handeln, Top!

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