Andere Länder, andere Sitten – andere Strände, andere …

Im vorletzten Teil unserer großen Sommerreportage vom Kulki beleuchten wir mal das allgemeine Ferienfeeling am Westufer. Hier gibt es so tolle Entwicklungen, dass der kleinste unter den Tümpeln im Neuseenland schon als Vorreiter für die neuen Hypes der kommenden Saison gehandelt wird.

Man braucht als Markranstädter nicht weit weg zu fahren, um einen unvergesslichen Sommer am Wasser zu verbringen. Der Kulkwitzer See reicht völlig und bietet sogar internationales Flair.

Infolge der aktuellen Reisebeschränkungen nach Nordkorea ist der Kulkwitzer See für deutsche Urlauber sowieso alternativlos. Hier kann man Ausländer sein, ohne im Ausland zu sein.

Ob Indien, Pakistan oder Nordafrika: alle Kulturen haben hier ihr Aus- und Einkommen gefunden. In Anlehnung an den geflügelten Spruch „Andere Länder, andere Sitten“ wirbt der Kulkwitzer See schon seit einigen Jahren erfolgreich mit dem Slogan „Andere Strände, andere …“ Der Rest ist nicht mehr lesbar, aber es können eigentlich nur Fritten gemeint sein.

Andere Strände, andere ... Fritten. Der Kulki strotzt vor Sehenswürdigkeiten.

Andere Strände, andere … Fritten. Der Kulki strotzt vor Sehenswürdigkeiten.

Und trotzdem kann der einheimische Ur-Lauber hier noch seine ihm lieb gewordenen Traditionen pflegen. So sucht sich der Markranstädter beispielsweise keinen Liegeplatz, sondern er errichtet ein Basislager.

Rohstoffe für Sandburgen

Weil Sand am Kulkwitzer See rar ist, haben sich die Eltern der Maltes, Leons und Neles längst mit der Situation arrangiert und errichten die Sandburgen aus Verpackungsresten, Zipfeln leergekauter Bratwürste oder herumliegendem Styropor. Auf den Zinnen dieser Festungen thronen abgebrochene Flaschenhälse.

Wertvolle Rohstoffe für den Bau wehrhafter Sandburgen bietet die Natur rund um den Kulki reichlich. Der Abbau der Ressourcen isr sogar nachhaltig.

Wertvolle Rohstoffe für den Bau wehrhafter Sandburgen bietet die Natur rund um den Kulki reichlich. Der Abbau dieser Ressourcen isr sogar nachhaltig.

Diese moderne Architekturform „made by kulki“ zeichnet sich durch die Wiederverwendung vorhandener Ressourcen aus und erfüllt damit sogar die Anforderungen an Nachhaltigkeit und Schonung unserer Umwelt.

Ja gut, der Kulki ist jetzt nicht für jedermann ein ideales Urlaubsziel. Speziell das Westufer ist schon eine Location für betuchtere Gäste mit gehobenen Ansprüchen. Da müssen eben auch Möglichkeiten für aktive Erholung geboten werden, wie man sie beispielsweise auf Malle mit dem legendären Koma-Saufen findet.

Dürre vorm Tresen

Das ist am Kulki nur eingeschränkt möglich. So musste die MN-Strandredaktion in den vergangenen Wochen feststellen, dass sich die im Winter von Corona gebeutelten Gastronomen im Sommer eine Auszeit gönnen mussten und entweder beizeiten schließen oder mitten in der Hochsaison selber in den Urlaub fahren. Wahrscheinlich nach Malle, weil da die Kneipen offen haben.

Am Strand wenigstens noch bis 20 Uhr geöffnet. Mitten in der Stadt hatten die meisten Kneipen im Juli wegen Urlaub geschlossen.

Am Strand wenigstens noch bis 20 Uhr geöffnet. Mitten in der Stadt hatten die meisten Kneipen im Juli wegen Urlaub geschlossen.

Also hat es sich unter den Jugendlichen eingebürgert, dass an den Wochenenden nicht am Strand, sondern im Pappelwald komagesoffen wird. Dort scheint auch die Versorgungslage besser zu sein. Offenbar haben die Jakedumas die unterirdische Pipeline der Drushba-Trasse Sternburg-Wernesgrün angebohrt. Aber so lange die DJ’s mindestens 50 Prozent Ostmusik spielen, gibts offenbar auch keinen Grund, dagegen einzuschreiten.

Moderner Strand für die gehobenen Ansprüche der an ihre Schottergärten gewöhnten Bewohner der Neubürger-Siedlungen.

Moderner Strand für die gehobenen Ansprüche der an ihre Schottergärten gewöhnten Bewohner der Neubürger-Siedlungen.

Weil diese Partys nachts stattfinden, musste sich auch ein ganzer Industriezweig der Tourismuswirtschaft völlig neu aufstellen. Sonnenöl – nach der russischen Besetzung der ukrainischen Lotion-Minen bei Niveainsk sowieso kaum noch bezahlbar – ist nur noch was für die greisen Urlauber mit Tagesfreizeit. Die nächtlich feiernde Jugend, die sich demzufolge nicht mehr sonnt, sondern mondet, lechzt hingegen nach Mondöl. Vor allem der Bedarf am neuen „Luna-Light“ mit Mondschutzfaktor 50 sei um das Hundertfache gestiegen, heißt es.

Da die zwischenzeitlich urbar gemachten Feuerstellen am Strand wegen des Umzugs in den Pappelwald nicht mehr benötigt werden, haben sich tagsüber urlaubende Badegäste dieser Brachen angenommen und mit deren Rekultivierung begonnen. Selbst Besucher aus den gebrauchten Bundesländern entwickeln dabei ungeahnte Fähigkeiten und zeigen ein erstaunliches Geschick im Umgang mit Spaten und Harke.

Aufbau Ost: Diese sympathische Urlauberin aus dem Sauerland scheute sich nicht, selbst zu Harken und Spaten zu greifen, um eine alte Feuerstelle zu rekultivieren.

Aufbau Ost: Diese sympathische Urlauberin aus dem Sauerland scheute sich nicht, selbst zu Harken und Spaten zu greifen, um eine alte Feuerstelle zu rekultivieren.

Gärtnern am Strand – das gibts nur am Kulki. Es ist eine Frage der Zeit, wann der erste Verband gegründet wird und Regeln zum Anbau und der Parzellengröße sowie Höhe der Zäune aufgestellt werden.

Die HO kehrt zurück!

Aber es gibt noch weitere Höhepunkte am Strand. Speziell für die internationalen Besuchergruppen gibt es bald Shopping am Ufer! Nach den MN vorliegenden Informationen soll die gute alte HO wiederbelebt werden und an der Promenade in Kürze eine erste Einkaufsmeile mit Kolonialwaren eröffnen. Um einen Kulturschock zu vermeiden und die Gäste langsam an das Angebot zu gewöhnen, wurde erstmal nur die Abstellfläche für die Einkaufswagen eingeweiht.

Für eine Ost-Mark Pfand kann man mit dem Einkaufswagen vom Strandbad aus auf Shopping-Tour durch die Strandpromenade flanieren. Kann man übrigens auch als Rollator nutzen.

Für eine Ost-Mark Pfand kann man mit dem Einkaufswagen vom Strandbad aus auf Shopping-Tour durch die Strandpromenade flanieren. Kann man übrigens auch als Rollator nutzen.

Wie gut, dass sich manche Dinge nie ändern. Die Strandwächterei fährt, in eine rollende Sardinenbüchse gezwängt, nach wie vor von Papierkorb zu Papierkorb und scannt dort ihre Anwesenheitsnachweise ein. Selbst von den Lagerfeuern herumziehender Trapper lassen sie sich in ihrer Pflichterfüllung nicht ablenken. Zumindest so lange die Trapper ihre Fahrzeuge nicht falsch geparkt haben. Es herrscht eben Ordnung am Kulki.

7 Kommentare

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    • Lebräb auf 14. August 2022 bei 11:29
    • Antworten

    Das mit der Ostmusik – waren das nicht 70 Prozent?

    1. Das mit den 70 : 30 war vor der Wende. Jetzt leben wir in einer freiheitlich-demokratischen Grundordnung und da sind nur noch 50 Prozent Ost-Titel erlaubt. Pro Lied, das die Freundschaft zur Sowjetunion besingt, müssen als Ausgleich allerdings vier Titel von Heino gespielt werden. Zum Beispiel „Ja, ja so blau, blau, blau ist die Haselnuss…“

    • Samoht auf 14. August 2022 bei 11:14
    • Antworten

    Dei Einkaufswagen soll es demnächst in geländegängiger SUV-Ausführung geben, damit die Jahedumas ihr Grillgut samt Holzkohle und Brandbeschleuniger auch bequem in die entlegeneren Teile des Markranstädter Nationalparks transportieren können. Die ewige Schlepperei muss schlichßlich wirklich nicht sein.

    1. Gute Idee, aber leider nicht umsetzbar. Wegen der Inflation, die von der Besetzung der Drehgestell-Lagerstätten für Eisenbahnwaggons in der Ukraine befeuert wird, ist der Euro aktuell nur noch drei Cent wert. Jetzt wird in Europa fieberhaft geforscht, um ein ein platzsparendes Münzdepot für den Pfand am Wagen zu entwickeln.

    • Simsalabim auf 13. August 2022 bei 15:41
    • Antworten

    Na da kann die nächste Müllsammelaktion ja starten, statt Plastiksäcke gibt es Mehrwegsammler mit Rollen direkt am See. Nun fehlt nur noch jemand der das den Jakedumas als hippes Event verkauft. 😉

    1. So nach dem Motto: „Is voll cool, Aldääär, dem Müll von die Opfärs zu klauen, wo sie ham hingelegt tun.“ Wir sind dabei!

      • Nachbar auf 16. August 2022 bei 8:10
      • Antworten

      Wem es am See nicht international genug ist, kann sich täglich in der Neuen Straße zum Camping einfinden und immer neue Leute treffen.
      Gerüche erinnern an fremde Länder, sind allerdings Geschmackssache.

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