Wenn man im Landkreis ein wenig herumkommt, hört man zum kommunalpolitischen Treiben in Markranstädt öfter die Frage, ob bei uns möglicherweise irgendwas im Trinkwasser ist, das die Streitsucht fördert. Und immer dann, wenn von einer Spaltung der Gesellschaft oder „tiefen Gräben“ die Rede ist, wird gefragt, woher das kommt. Zwischen Quesitz und Kulkwitz sind Archäologen jetzt auf rätselhafte Funde gestoßen, die das Phänomen der tiefen Gräben möglicherweise erklären.

Beim Bau der Fernwärme-Leitung zwischen Leuna und Markranstädt wird auf 19 Kilometern Länge emsig gebuddelt.
Traditionell begleitet werden die Erdschaffenden von Archäologen, die mit gewetzten Kellen und gezückten Pinseln sprungbereit am Trassenrand stehen. Bereit einzugreifen, falls in der Baggerschaufel die Bundeslade oder der Heilige Gral ans Licht gehoben wird.
Auf der Suche nach der Bundeslade und dem Heiligen Gral
Die Szenerie gleicht der TV-Doku „Die Schatzsucher von Oak Island“ fast aufs Haar. Nur: Während die Lagina-Brüder in Neu-Schottland ab und zu auch mal ein Artefakt finden, ist das Team des Sächsischen Landesamtes für Archäologie in Markranstädt lediglich auf rätselhafte Anomalien im Erdreich gestoßen. Aber die haben es in sich!

Die schwarze Fläche im Erdschnitt zeigt einen der 3.000 Jahre alten Gräben, die als ältestes Zeugnis eines Bürgermeisterwahlkampfes in Markranstädt gelten.
Sechs rund 3.000 Jahre alte Grabensysteme haben die Forscher entdeckt. Zwei davon sind auf einer Länge von je 30 Metern inzwischen freigelegt worden. Welchem Zweck das Grabensystem diente, stellt die Archäologen allerdings vor Rätsel.

Von frühzeitlichen Grundstücksgrenzen ist die Rede, andere vermuten ein bronzezeitliches Meliorationssystem. Die Gräben sollen einst zwischen zwei bis drei Meter breit und einen bis anderthalb Meter tief gewesen sein.

Die Struktur der Gräben hat sich bis in die Neuzeit erhalten. Sie ist heute noch an der Sitzordnung im Markranstädter Ratssaal ablesbar.
Die Markranstädter Nachtschichten waren vor Ort, haben sich selbst ein Bild von der Situation gemacht, die Lage ausgewertet und eine Expertise angefertigt. Demnach ist die Tradition tiefer Gräben in Markranstädt schon 3.000 Jahre alt, hat sich also bereits fest im genetischen Code des homo marcransis verankert.
Evolutionstheorie: Was Charles Darwin nicht wusste
Im Zuge der Evolution sind die Gräben infolge immer knapper werdenden Baulands zwar nicht breiter geworden und enger zusammengerückt (was die kleinkarierte Denkweise erklärt), dafür haben die hier siedelnden Druiden ihre biologischen Fähigkeiten genutzt, um immer tiefer zu graben.
Die Entschlüsselung des Rätsels
Wenn die Dresdener Archäologen nur mal kurz ihre Spaten weglegen und eine Stadtratssitzung besuchen würden, könnten sie das Grabensystem binnen weniger Minuten auch ohne Satellitenaufnahme entschlüsseln.

Nahezu quadratisch ziehen sich vier dieser Erdbauwerke entlang jeder Seite des Ratstisches, weitere zwei bilden direkte Diagonalen. Sechs Grabensysteme, ganz genauso wie an der Ausgrabungsstelle draußen auf dem Feld. Nur dass die Fläche im Ratssaal heute kleinkarierter ist, die Gräben dafür allerdings viel, viel tiefer sind. Eine Folge der Evolution.

Früher war die Fertigung von Abflussleitungen Sache des Steinmetzes. Hier ist allerdings ein neuzeitlicher Plastemetz am Werk gewesen.
Und weil wir gerade bei der wissenschaftlichen Auswertung sind, wollen wir Ihnen auch ein weiteres Ergebnis der MN-Expertise nicht vorenthalten. Vor wenigen Monaten ist man in Leipzig bei Bauarbeiten auf einen 100 Jahre alten Graben gestoßen, in dem eine ebenso alte Telefonleitung aus Kupfer entdeckt wurde. Das Fazit: In Leipzig gab es 1925 schon Festnetz-Telefon.
In den Gräben auf dem Feld bei Quesitz befand sich hingegen weder ein Kupfer-, noch ein Glasfaserkabel. Einzig mögliche Schlussfolgerung: Die Einwohner von Markranstädt verständigten sich vor 3.000 Jahren bereits drahtlos per Handy.
4 Kommentare
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Bin ja nun weg von Twitter und auch von Meta und im Fediverse gelandet. Wirklich eine Erweiterung des Horizont.
Dort fand sich die Nachricht vom „Westwall“ auch https://piraten-partei.social/@LeipzigerUmland/114278941573212707
Wow. Wir waren noch nie auf Twitter oder Meta und Fediverse klingt so nach Fe (m/w/d), dass es auch nicht gerade einladend wirkt. Also mussten wir die Ausgrabung auf analogem Wege entdecken. Hat aber auch funktioniert.
Sehr interessant. Zu der Zeit waren dort ausgedehnte , sumpfige Wälder. Flächendeckende Rodungen haben erst viel später die Römer vorgenommen. In dem Boden ausgedehnte Grabensysteme anzulegen, war mit den damaligen Werkzeugen (Stahl gab es noch nicht) ein unvorstellbarer Aufwand. Schwer vorstellbar, dass man das nur gemacht hat, um einzelne Waldflächen abzugrenzen. Das wäre mit Ästen etc. einfacher gewesen. Denkbar wäre ein früher Vorläufer des Floßgrabens. Ganz im Sinne von Karl Heine könnte man damit den angrenzenden Wald so weit entwässern, dass man dort zumindest laufen und arbeiten konnte. Das wiederum erleichtert sowohl die Fällarbeiten als auch den Transport von Brennholz. Davon brauchte man zu der Zeit sehr viel mehr als davor, weil man das zum Schmelzen von Buntmetallen brauchte. Das würde auch erklären, warum in den Gräben heute nichts weiter zu finden ist. Sie waren erst mit Wasser gefüllt. Als sie später nicht mehr gebraucht wurden und hinderlich waren, hat man sie mit Erde oder Asche verfüllt. Wären die Gräben immer offen ind trocken geblieben – was bei dem tonhaltigen Boden eigentlich schon wegen Regen kaum möglich ist – dann würde man dort alle möglichen Hinterlassenschaften wie Werkzeuge, Knochen oder so etwas finden. Was die Altvorderen letztlich dazu bewogen hat, wird man vermutlich nie ganz klären können. In 3000 Jahren wird man sich fragen, wozu man in Wüsteneutzsch eine Schleuse gebaut hat.
Wenn man mal ganz in der Nähe auf die Gewässerverbindung zwischen dem Störmthaler und dem Markkleeberger See schaut, müsste die LMBV Minderwertigkeitskomplexe bekommen. Vor 3.000 Jahren konnte man schon Kanäle bauen, die rund 500 Jahre gehalten haben.