Freude in Frankenheim und Lindennaundorf: Lange genug hat’s gedauert, aber jetzt werden die Ortschaften am nördlichen Polarkreis Markranstädts endlich ans schnelle Internet angeschlossen. Weil es bislang selbst kurze Pornos nicht durch die analogen Modems geschafft haben, sind dort noch heute viele Leute der Meinung, dass es sich bei „Buffering“ um eine Sex-Stellung handelt, bei der man sich nicht bewegen darf. Aber das ist jetzt vorbei. Allerdings waren da einige Kompromisse nötig.

Der Plan war einfach: Schacht aufbuddeln, Glasfaserkabel rein und Kanal wieder zuschütten. Zu einfach allerdings für den deutschen Amtsschimmel.
Der fordert nicht nur eine behördliche Absichtserklärung zur Erlangung einer Schachtgenehmigung A 38 samt Einreichung ausführlicher Unterlagen nach HOAI für die Planungsphasen 08 bis 15. Zuvor noch muss entlang des Trassenverlaufs eine Voruntersuchung zur Umweltverträglichkeit durchgeführt und der Einfluss des Vorhabens auf mögliche Flora-Fauna-Habitate (FFH-Gebiete) untersucht werden.
Amtsschimmel hat Durchfall
Das mit der Expertise beauftragte Unternehmen muss zudem eine Tariftreueerkläreung vorlegen können und nachweisen, dass mit den genutzten Untersuchungsmitteln nicht gegen die Embargo-Richtlinien der EU gegen Russland und andere autokratisch regierte Staaten verstoßen wird.
Geschlechterfragen und anderer Lärm
Keine acht Jahre später könnte die amtliche Erlaubnis zwar vorliegen, doch inzwischen war der Gesetzgeber auch nicht untätig. Jetzt gestaltet sich die Auftragserteilung als nahezu unmöglich, weil die Tiefbaufirmen nicht die geforderten Voraussetzungen erfüllen. Das kleinste Problem ist da noch die Frauenquote.

Wissenstransfer via Balkanroute: Das mexikanische Internet schafft jede Menge Arbeitsplätze, damit die deutschen Ureinwohner ihr Bürgergeld online beantragen können..
Mit Ausnahme der Chefsekretärin arbeiten dort nur Männer, aber das lässt sich ja neuerdings mit einem Gang zum Einwohnermeldeamt schnell korrigieren. Schwieriger wird es direkt an der Baustelle mit der Bereitstellung mobiler Toiletten für alle 74 Geschlechter. Wenn dabei argumentiert wird, dass im Unternehmen gar keine Diversen arbeiten, ist der Auftrag gleich futsch.
Erdbau impossible
Den endgültigen Todesstoß erhielten die geplanten Erdarbeiten durch die neue Geräte- und Maschinen-Lärmschutz-Verordnung der EU.

Demnach dürfen laute Geräte nur in der Zeit von 9 Uhr bis 13 Uhr und von 15 Uhr bis 17 Uhr betrieben werden, an Sonn- und Feiertagen ist die Benutzung verboten.
Selbsthilfe ist auch keine Lösung
Weil sich die Herstellung eines irdenen Schachtes durch Frankenheim und Lindennaundorf mit Bagger und anderen motorisierten Hilfsmitteln unter diesen Maßgaben zu einem Generationenprojekt entwickeln würde, hatten die Anwohner schlussendlich die Idee, die Rinne in leiser, umweltgerechter Handarbeit lieber gleich selbst auszuschachten.

Deutsche Ingenieure wären hier völlig überfordert, würden die Hauptleitung wahrscheinlich an eine Diversentoilette anschließen.
Doch auch da hatten die Bürger die Rechnung ohne die staatliche Kontrollgier der Behörden und ihrer Geheimdienste gemacht. Denn der örtliche Landwirt, der die Werkzeuge dafür kostenlos zur Verfügung stellen wollte, konnte für seine Spaten und Spitzhacken keinen lückenlosen Nachweis der Lieferkette erbringen.
Eingriff in staatliche Kontrollhoheit
Noch bevor das auf Druck der Reichsbürger in Ortspolizeibehörde umbenannte Ordnungsamt die erste Verhaftungswelle lostreten konnte, hatte die Grabenbrigade des Dorfes ihren Plan bereits wieder aufgegeben.
Wissenstransfer durch Migration
Als ein ansässiger Züchter schon den Bestand seiner Brieftauben aufstocken wollte, um künftig noch mit der Welt da draußen Kontakt halten zu können, nahte überraschende Hilfe aus ganz unerwarteter Richtung.
Eine Gruppe junger Flüchtlinge, die ihr Land kurz zuvor wegen dessen wirtschaftlicher Rückständigkeit und mittelalterlicher Produktionsmethoden verlassen hatte, brachte aus ihrer Heimat Mexiko eine bahnbrechende Lösung mit: Internet-Kabel werden nicht eingegraben, sondern als moderne Freileitungen durch den Ort gezogen.
Zuschauen und lernen
Migration als Wissenstransfer, diesen Effekt hatten bis dato nicht einmal die Lehrstühle bei den öffentlich-rechtlichen Medien auf dem Schirm.

Erstaunt zitieren sie den Initiator der Idee: „Auch wir standen vor vielen Jahren vor dem gleichen Problem“, erzählt Vorarbeiter Hombré Sanchez. „Nur dass die Verhinderer bei uns wirklich noch Mafia heißen und Erdarbeiten deshalb untersagt haben, weil sie die Flächen für den Drogenanbau und die erforderlichen Labors brauchen. Bei euch sind es Raps, Mais und Windräder.“
Mexican Network
Der Clou dieser Technologie: Während beim altmodischen Internet via unterirdischem Glasfaser alle Informationen über eine Leitung laufen, bekommt beim „Mexican Network“ jeder Haushalt sein eigenes Kabel. Keine Chance mehr für Hacker, Tracker oder Fracker. Binnen nur eines Tages kann mit dieser Technologie ein ganzer Stadtteil digital erschlossen werden. Für den Laien, also den deutschen E-Bachelor, mag es am Verteilerknoten etwas wirr aussehen, aber die hochqualifizierten Bindfadentechniker aus Mexiko wissen, was sie tun.

Solche leistungsfähigen Verteilerknoten sollen sich künftig überall auf den Dörfern rund um Markranstädt harmonisch ins Ortsbild einfügen. Bei der Inbetriebnahme bekommen die Ortsvorsteher eine kurze Einweisung zu eventuell erforderlichen Wartungsmaßnahmen.
Jetzt holt Deutschland auf! Nach Sonderbehandlung (Hitler), Sonderoperation (Putin) und Sondervermögen (Scholz) ist der Sonderdigitalpakt der mexikanischen Einwanderer die erste Sondererfindung, bei der die Menschheit nicht verarscht wird.
Der Sonderdigitalpakt
Zwar wird es den Frankenheimern und Lindennaundorfern auch dadurch nicht möglich sein, das neue Auto schneller online anmelden zu können, weil die Anträge in Borna erst noch an einem schmiedeeisernen Terminal der Marke „Erika“ abgetippt werden müssen. Aber immerhin kann man sich jetzt die Wochen bis zum Erhalt der Eingangsbestätigung des Antrages zur Erlangung einer Berechtigung für einen Online-Zugang zum Meldesystem mit der Betrachtung flüssig laufender Videos auf YourPorn vertreiben.
Das ist doch auch schon mal was, Mexican Network sei Dank.
8 Kommentare
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Alles sehr lustig und äusserst humorvoll. Viele haben nicht mehr daran geglaubt. Aber am nächsten Dienstag, am Feuerwehrhaus in Lindennaundorf erfolgt tatsächlich der feierliche 1. Spatenstich fürs grosse Buddeln. Endlich auch in unseren Dörfern dieses heissersehnte schnelle Internet. Zumindest so lange, bis der Tramp, in seinem Wahn alles abschaltet.
Ho-Ho-Ho, ja ist denn jetzt scho Weihnachten?
Ich fand zufällig den Artikel der MN-Redaktion vom 30.3.2020. „Aprilscherz in Lindennaundorf: Breitbandkabel zum angucken.
Damals wurde ein Glasfaserkabel durch den Ort-ohne Haltestelle – gezogen – bis nach Miltitz und die Anwohner wurden ausgesperrt.
Nur 5 Jahre später soll es jetzt losgehen? Das halte ich für den nächsten Aprilscherz von Euch.
Niemand hat die Absicht…
Alles so weit richtig und nachvollziehbar. Nur in einem Punkt habt Ihr nicht tief genug recherchiert. Der Brieftaubenzüchter stand ebenfalls schon mit einem Bein im Knast, weil die Tierausweise unvollständig waren, keine lückenlose Dokumentation über Booster-Impfungen und Entwurmungen vorlag und es wohl auch bei der Hufpflege Beanstandungen gab. Am schlimmsten aber war, dass zwei der Tiere offnbar nicht gechipt waren. Weil sie dadurch auch für den BND nicht zu orten sind, könnte damit das Informationsembargo gegen Russland umgangen und heimlich Nachrichten an den Kreml gesendet werden. Seitdem steht der ganze Ort steht unter Beobachtung der Geheimdienste. Weil Ihr darüber nicht berichtet habt, komme ich zu der Annahme, dass Ihr mit denen unter einer Decke steckt. Schämt Euch!
Schreibt IM Samoht. Haben Sie den Namen von Ihrem Führungsoffizier erhalten oder durften Sie sich den selbst aussuchen?
ich freue mich für die Ortsteile. Endlich ist es soweit.
Die Ortsteile freuen sich auch schon … auf die Kupferdiebe.
Na ja, im Glasfaserkabel können die Kupferdiebe lange suchen 😉
Ne, ne, das passt schon. Die Mexikaner verlegen das Kupferkabel, das vorher an den E-Ladestationen in der Stadt verschwunden war 🙂 Kreislaufwirtschaft heißt das im Bundesministerium für Bio-Tonnen und Reaktorsicherheit.