Neues aus der vierten Etage: Markranstädter Rathaus Bank – die machen den Weg frei

Fast 50 bürgerliche Zeugen im Ratssaal, da muss man das Drama der 8. Stadtratssitzung nicht mehr näher beschreiben. Es wird sich von alleine herumsprechen. Konzentrieren wir uns also auf die wenigen satirischen Momente und auf all das, was am Donnerstagabend nicht geschah.

Dass wieder mal ein mehrstündiges Programm drohte, war angesichts der Tagesordnung klar. Die wurde zusammen mit der Einladung ausgereicht und genau das sorgte erneut für lange Gesichter.

Einladung. Der Begriff impliziert das Vorhandensein von Gastgebern (Bürgermeisterin und Stadtrat) sowie Gästen (der Homo Marcransis). Im Ratssaal sieht das so aus: Vor den Gastgebern türmt sich ein mannigfaltiges Spektrum unterschiedlichster Erfrischungsgetränke samt Gläsern und Öffnern, während man die geladenen Gäste stundenlang vor sich hin dehydrieren lässt. Gastfreundschaft „made in markranstädt“.

Zwischen Stuhlkreis und Hausverbot

Nur gut, dass die Bürgerfragestunde so früh dran ist. Da hat der Durst die Zungen der streitbaren Geister noch nicht so weit anschwellen lassen, dass sie sich nicht mehr artikulieren können. Und so forderte eine führende Pädagogin der Stadt, offenbar gestählt von ihren beruflichen Erfahrungen, erstmal eine Neustrukturierung der Bestuhlung im Ratssaal. Weg vom konservativen Frontalunterricht, statt dessen hin zum kommunalpolitischen Austausch im Stuhlkreis.

Auch beim nächsten Redner war von Durst oder Nährstoffmangel nichts zu spüren. Im Gegenteil:

Der Quesitzer Ortsvorsteher Peter Bär setzte sich derart vehement für Transparenz und Kommunikation mit dem Rathaus ein, dass ihn die Bürgermeisterin nur noch mit einem drohenden Hausverbot zu bremsen vermochte. Zuvor hatte Bär den Stadtjuristen Schwertner mit dem Bann einer Dienstaufsichtsbeschwerde belegt, weil dieser nicht auf seine eMails antwortet.

Kurz die Welt retten, 148 Mails checken

Der Jurist konterte den Angriff mit dem Hinweis, dass die Kommunikation nicht über ihn, sondern die Bürgermeisterin zu erfolgen habe. Stitterich wiederum wehrte sich mit dem Argument, dass sie täglich unzählige eMails erhalte. Warum sie sich angesichts dieses hohen Arbeitsaufkommens am Ende der Sitzung trotzdem wieder einmal dafür einsetzte, künftig auf die Unterstützung eines Beigeordneten verzichten zu dürfen, fiel angesichts der um sich greifenden Dehydrierung niemandem mehr auf.

Obdachlose Volksfestfreunde

Nach Androhung der Verbannung änderte Peter Bär sowohl das Thema als auch die Strategie. Gegen soziales Engagement, wie aufrechtes Eintreten gegen Obdachlosigkeit, wagt sich auch in Markranstädt niemand, einen Maulkorb zu verhängen. Und so konnte Bär in Ruhe die Frage nachlegen, warum die Döhlener Volksfestfreunde nach einem Regenguss auf die Straße gesetzt wurden und wie sie wieder in die Gesellschaft integriert werden könnten. The answer, my friend, is blowing in the wind…

Aber wenigstens konnte das Publikum wirklich wichtige Erkenntnisse mit nach Hause nehmen, die auch für das persönliche Wohl genutzt werden können. Bei Fragen zur Rückabwicklung des Grundstücksverkaufes Schkeuditzer Straße 1 kam zur Sprache, dass der 2016 mit dem Kaufvertrag vereinbarte Preis von 36.490 Euro erst im Juli 2020 bezahlt wurde.

Der Weg zum Reichtum

Das eigentlich Interessante daran ist aber, dass der Käufer das Areal schon vorher mit einer Grundschuld in Höhe von 100.000 Euro belastet habe.

Tipp für die MN-Leser: Wenn Sie also in den elitären Kreis der Großgrundbesitzer aufsteigen wollen, ist das auch ohne Eigenkapital gar kein Problem. Gehen Sie einfach zur Stadt und kaufen dort ein Grundstück. Ganz wichtig: Nicht bezahlen, sondern mit dem Wisch erstmal zur Bank gehen und dort einen Kredit in Höhe des dreifachen Kaufpreises aufnehmen. Mit einem Drittel bezahlen Sie dann den Grundstücksdeal und mit den restlichen zwei Dritteln … na ja, da wird Ihnen sicher schon was einfallen.

Markranstädter Rathaus Bank: Die machen den Weg frei

Markranstädt: Der Partner für die Finanzierung Ihrer Wohnideen. Nutzen Sie die „Wie-für-mich-gemacht“-Grundschuld der Markranstädter Rathaus Bank.

Die machen den Weg frei.

15 Kommentare

Zum Kommentar-Formular springen

    • Bernd Hollwitz auf 7. April 2025 bei 9:48
    • Antworten

    Köstlich!!!

    1. Schön wenns geschmeckt hat. Wird nicht allen so gehen.

  1. Was wurde denn eigentlich aus dem Antrag der AfD Fraktion zur Tankstelle?
    Die politische Zeitenwende ist da – und sie riecht nach Super E10. Die AfD-Fraktion im Stadtrat hat sich in einem mutigen Vorstoß für den Erhalt der Tankstelle in der Leipziger Straße stark gemacht. Der Clou: Die Stadt möge doch bitte eingreifen und Garantien übernehmen, damit der private Eigentümer nicht das tut, was in einer Marktwirtschaft sonst so üblich ist – nämlich frei entscheiden, was er mit seinem Grundstück macht.

    Man reibt sich verwundert die ölverschmierten Augen: Hat die AfD etwa das kommunistische Manifest entdeckt? Auf einmal klingt das alles verdächtig nach Planwirtschaft: Der Staat lenkt die Wirtschaft, schützt Tankstellen vor Investitionen und kämpft heldenhaft gegen… Wohnraum?

    Denn genau das würde der Antrag der AfD bewirken: verhindern, dass anstelle der Tankstelle dringend benötigte Wohnungen entstehen. Ein Blick in die Immobilienportale reicht: In Markranstädt ist Wohnraum so knapp wie ein Dieselpreis unter 1,60. Aber wer braucht schon Wohnungen, wenn man einen 24/7-Treffpunkt mit Würstchenwärmer hat?

    Vielleicht ist das ja der neue Masterplan: Während andernorts Wohnquartiere entstehen, träumt die AfD von einer Tankstellenkultur, in der das freie Unternehmertum konsequent durch die lenkende Hand des Staates ersetzt wird. Natürlich nur, wenn’s um fossile Nostalgie geht. Nicht dass noch jemand auf die Idee kommt, solche Garantien für Kitas oder Solaranlagen zu fordern – da wäre der Sozialismus dann plötzlich wieder böse.

    Aber man muss es auch mal positiv sehen: Die AfD hat in Markranstädt bewiesen, dass sie innovativ ist. Nur nicht beim Wohnungsbau – sondern bei der Einführung des Tankstellen-Sozialismus.

    1. Also was die Energieeffizienz und den schonenden Umgang mit Energie angeht, haben Ihre Ausführungen aber auch noch allerhand Einsparpotenzial. Die AfD hatte ihren Antrag nämlich zurückgezogen. Insofern liegt der Wirkungsgrad Ihrer Bedenken irgendwo im Bereich eines Schiffsdiesels 😉

    • LasstunsbeiderWahrheitbleiben auf 6. April 2025 bei 23:13
    • Antworten

    Da hatte wohl jemand seine Brille nicht auf!?
    Die Bürgermeisterin hat für den Beigeordneten gestimmt!

    1. Das lag sicher an der Dehydrierung. Ein Blick auf die Verwaltungserläuterung hat allerdings auch schon gereicht, um die Zielstellung zu erkennen.

    • Klugscheißer auf 6. April 2025 bei 13:40
    • Antworten

    Kein Beigeordneter in Sicht? Permanente Überlastung der Verwaltungsspitze? Städtischer Jurist formuliert, „als Ortsvorsteher müssen sie sich direkt an die Bürgermeisterin wenden, sie ist das Nadelöhr“
    Könnte es sein, dass die Ursache der Überbelastung nicht an zu viel Arbeit oder zu wenig Personal, sondern an ineffizienten Prozessen liegt? Wenn das Nadelöhr bleibt, schafft ein Beigeordneter auch keine Wunder. Das sieht offenbar auch die Bürgermeisterin so, sie bevorzugt mit den Freien Wählern und der AfD die Abschaffung eines Beigeordneten.

      • Ralf Dell auf 6. April 2025 bei 21:04
      • Antworten

      Eben diese ineffizienten Strukturen zu verbessern, schafft die Bürgermeisterin ja offenkundig nicht. Mit ihrer Kernkompetenz als Juristin kann man das auch nicht erwarten. Genau aus diesem Grunde hat die CDU seinerzeit gefordert, dass die Stelle eines eigenen Justiziars nur dann erfolgen soll, wenn dadurch die Ausgaben für externe Juristen so weit reduziert werden, dass dadurch die Stelle des Justziars mindestens gegenfinanziert werden kann. Man sollte sich mal anschauen, wie sich das heute darstellt. Ein Beigeordneter mit langjähriger Erfahrung im Hoch- und Tiefbau hingegen kann durchaus Erfahrungen in der Betriebsorganisation beisteuern und auch effizient umsetzen. Schließlich hat er sich damit sein ganzes Berufsleben lang beschäftigt. Das wäre ein vernünftiger Ansatz. Die Hauptsatzung jeweils so hinzubiegen, wie man es gerade günstig findet, halte ich hingegen nicht für vernünftig. Im Grunde würde man diese Satzung dann gar nicht mehr brauchen.

    1. Beim Nadelöhr kommt es nicht nur darauf an, wie dick der Garn ist. Schon so mancher Schneider hat sich seine Finger blutig gestochen, weil er sich der Nadel von der falschen Seite genähert hat. Besser einen Fingerhut tragen.

    • Lars Truppel auf 6. April 2025 bei 12:55
    • Antworten

    Ein Grundstückskauf wird üblicherweise so abgewickelt. Es ist auch normal, dass die Grundschuld und der entsprechende Kredit den Kaufpreis übersteigen kann, da ja zusätzlich Nebenkosten, Abriss und auch die Hochbaumaßnahme finanziert sein können.
    Um sich zu schützen, lässt die Gemeinde meist in Abteilung II des Grundbuchs eine Rückauflassungsvormerkung eintragen. Diese gibt sie erst nach Kaufpreiszahlung zur Löschung frei.

    1. Rückauflassungsvormerkung – stammt das auch aus der Schublade wie das Sondervermögen? Wie wärs denn mal mit „Orgastischer Verknispelung der Synapsen“?

    • Jens Spiske auf 6. April 2025 bei 8:48
    • Antworten

    Am Ende wurde es dann 23:00 Uhr. Scheint unter diese Bürgermeisterin trotz überschaubarer Tagesordnung normal zu sein.
    Nicht nur E-Mails von Bürgerinnen und Bürgern und Ortsvorstehern werden nicht oder nur spät und sporadisch beantwortet, sondern auch schriftliche Anfragen von Stadträten werden nur sehr selten zeitnah bearbeitet.
    Zur Entschuldigung muss allerdings angeführt werden, dass das Posieren für diverse Fotos ausserhalb des Rathauses viel Zeit und Kraft kostet. Da ist dann für die zugegeben oft wenig aufregende eigentliche Arbeit als Verwaltungschefin wenig Zeit und Kraft übrig.

      • Ralf Dell auf 6. April 2025 bei 14:47
      • Antworten

      In der freien Wirtschaft ist es heute üblich, dass der Kunde in der Nacht um halb vier eine Mail schickt und bis 8:30 eine Antwort erwartet. Den Spruch mit den 150 Spam Mails kann man da exakt einmal bringen. Im zeitlichen Zusammenhang zieht man dann die Ereigniskarte. Dann ist es an der Zeit, über eine zweite Karriere als Influencer etc. nachzudenken. Mit einer Bitte um Entschuldigung, dass man da etwas übersehen hat, kann man sowas souveräner lösen als gleich wieder mit maximaler Eskalation.

      1. Wie gesagt: In der freien Wirtschaft.

    1. 23 Uhr ist doch keine Zeit, da ging früher Tutti Frutti gerade erst los.

Schreibe einen Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..