Auch das zweite Derby geht an Kulkwitz

Mit dem zuletzt arg gebeutelten SSV Kulkwitz scheint es im 100. Jahr des Vereinsbestehens bergauf zu gehen. Zumindest in Markranstädt wird kräftig an den bestehenden Machtverhältnissen gerüttelt. Zwei Derby-Siege binnen sieben Tagen gegen Großlehna haben die Kulkser schon mal auf Platz drei in den Lallendorfer Fußball-Charts katapultiert – hinter Räpitz und Markranstädt. Und dass auch für die Zukunft Potenzial da ist, zeigten am Wochenende die Leistungen der B-Jugend. Ein klares 4:2 gegen die Markranstädter Zweite!

Derby-Stimmung am Sonntag in Großlehna. Wie immer, wenn es in diesem Nachbarschaftsduell um Tore und Punkte geht, sorgen die Fangruppen der jeweiligen Gäste für eine Atmosphäre, die wenigstens Regionalliga-Niveau hat. Also, zumindest was die Lautstärke angeht.

Diesmal waren die Kulkwitzer die Gäste und da der Verein quasi keine II. Mannschaft mehr hat, rekrutiert sich der Fanblock zusätzlich aus dessen freigelenktem Spielermaterial. Ein für Kreisklassen-Verhältnisse beeindruckender Fanblock, der da mitreist.

Die über 25 mitgereisten Fans aus Kulkwitz machten ordentlich Lärm an der Bande.

Okay, rein inhaltlich stoßen die bisweilen recht provozierenden Fangesänge schon mal an die Grenzen nicht nur des sportlichen Respekts. Aber umgekehrt war das auch schon so, sagt man, und irgendwie scheinen sich beide Lager deshalb damit arrangiert zu haben. Körperlich bleibt’s friedlich, also alles gut.

Coach Scholz klatscht den Fanblock ab.

Zum zweiten Mal binnen sieben Tagen verließen die Kulkwitzer als Sieger den Platz. Letzte Woche gab es einen 2:0-Heimsieg im Pokalspiel gegen die eine Klasse höher spielende Erste von Lehne, diesmal folgte in der Meisterschaft der 2. Kreisklasse ein 2:5 Auswärtserfolg bei der Blau-Weißen Reserve.

Rum wie num: Siebenmal kam der renommierte Sponsor ins Blickfeld des Publikums.

Das Weiterkommen im Pokal in der Vorwoche war dabei die größere Überraschung. Kulkwitz war Außenseiter und sicher spielte dem SSV auch das „Fritz-Walter-Wetter“ in die Karten. Auf regennassem Geläuf waren eher Elemente aus dem Eiskunstlauf gefragt und da bekamen die Kulkser für Doppelaxel, dreifachen Toeloop und Wurfsalchow einfach die besseren B-Noten.

Auch diesmal wieder dreimal die 6,0 für einen doppelten Wurfsalchow in der Abwehr.

Am Sonntagnachmittag, gegen die Reserve der Macht an der A9, waren die Verhältnisse deutlicher. Vor rund 80 Zuschauern kontrollierte die neu zusammengewürfelte Truppe von Sven „Scholle“ Scholz das Geschehen von Beginn an.

Nicht nur die künstlerische Ausdrucksform in der Kür hatte gepasst, sondern auch die technische Umsetzung. Diesmal sogar in der zweiten Halbzeit bis zum Schlusspfiff.

Das hätte beim Stand von 1:3 die Vorentscheidung sein können.

Spannend haben sie es trotzdem gemacht, die Kicker von den Ufern der ausgetrockneten Vernässungsflächen. Schnell in Führung gegangen (Gleffe, 8.), gabs nur fünf Minuten später per Elfmeter den Ausgleich durch Arth. Erneut nur rund fünf Minuten danach stellte Ockernahl den 1:2-Halbzeitstand her.

Nach dem Wiederanpfiff das gleiche Bild. Kulkwitz drückte, Großlehna kam nur zu sporadischen Entlastungsangriffen. Folgerichtig fiel bald das 1:3, aber sofort besannen sich die Kulkwitzer auf ihre traditionellen Tugenden und wurden fahrlässiger. Zuerst in der Verteidigung, was zum 2:3-Anschlusstreffer führte (66.) und schließlich auch vorn, wo reihenweise Großchancen vergeben wurden.

 

 

Wollten’s noch mal spannend machen: Der zweite Großlehnaer Treffer.

Es erwies sich als Glück, dass das Stadion der Einheit zwar Stadion heißt, aber über keine Ränge in der nicht vorhandenen Fankurve verfügt.

Allein Pauli und Müller hätten, vorm fast leeren Tor stehend, an diesem Tag mindestens drei Zuschauer abgeschossen. Auf der Gegenseite landeten kurz vor Spielende drei Freistöße des Gastgebers in Höhe der ebenfalls nicht vorhandenen Stadionuhr.

Kann nicht jeder: Pauli (links, verdeckt) gelingt ein seltener Kunststoß am leeren Tor vorbei.

Am Ende war es Dominik Müller, der mit einem Doppelpack den 2:5-Endstand für Kulkwitz ins Netz genagelt hat. Für die Tabellenführung hat’s zwar trotzdem nicht gereicht, aber drei Auswärtspunkte und ein 4. Platz zum Saisonstart ist schon mal ’ne Hausnummer.

Kurz vorm Abpfiff: Das 2:5 durch Dominik Müller war der Schlusspunkt im Torereigen.

Gefeiert wurde der Sieg wieder mal wie der Gewinn der Champions-League. Das ist immer so beim Derby. Mal feiert Lehne, mal Kulks. Darum an dieser Stelle ein dickes Kompliment an die Spieler beider Teams und den Anhang aus Großlehna, die sich nicht rauslocken ließen. Im Rückspiel wird’s dann umgekehrt sein. Auch das hat Derby-Tradition.

 

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