Ausnahmsweise verschreibungspflichtig (6)

Für die eigentlichen journalistischen Kostbarkeiten sorgen mitunter die Leser selbst. Da gibt es Facebook-Gruppen (jahaa, auch in Markranstädt!), in denen werden Organe wie die LVZ wegen linientreuer Hofberichterstattung regelmäßig als nicht lesenswürdig auf den Scheiterhaufen gestellt, um im nächsten Moment von den Zuschauern dieser virtuellen Hinrichtung die kostenlose Weitergabe von kostenpflichtigen Texten der eben verbrannten Ketzer zu erbitten. Vielen Dank dafür – wir haben herzlich gelacht. Die Opfer wahrscheinlich weniger.

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Übung macht den Meister

Trotzdem gibt es noch aufmerksame Leser, die in der Lage sind, Sinn und Unsinn der systemrelevanten Alltagspoesie zu erfassen. Da wäre zum Beispiel die Offerte im Otto-Katalog „Office“. Normalerweise ist ja ein Tresor dazu da, Wertgegenstände wie den Slip der Sekretärin, den Vollstreckungstitel vom Jugendamt oder die Joints für die Pausenversorgung sicher gegen den Zugriff von Verbrechern zu deponieren, die nachts bei ihm ins Büro einsteigen.

Gefunden von T. L. im Otto-Katalog.

Damit diese Einsteiger beim Bruch aber überhaupt eine Chance haben, wurde eigens für sie eine Serie von Übungsmodellen entwickelt, an denen sie ihre Fertigkeiten trainieren können. Die dahintersteckende Geschäftsidee ist so einfach wie genial: Nur wenn es zuverlässig arbeitende Diebe gibt, wollen die Leute auch sichere Tresore kaufen. Eine Win-Win-Situation, an der die gesamte Gesellschaft partizipiert!

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Liebesgrüße aus der Badehose

Haben Sie schon mal unter Ihr T-Shirt geguckt oder gar in Ihre Hose? Falls nicht, warten Sie bitte noch damit, bis Sie das hier gelesen haben. Sie könnten sonst den Schreck Ihres Lebens bekommen. Denn was da auf Sie lauert, muss so entsetzlich sein, dass es professionell bekämpft werden muss. Also nicht wie früher, als Männer die beim Blick unters Damen-Shirt in ihre Glieder gefahrenen Schrecken noch manuell bekämpfen mussten. Oder bekämpfen ließen.

Gefunden von R. K. in „Markranstädt informativ“.

Der aufgeklärte Leser ahnt natürlich, was Menschen so in der Hose oder dem T-Shirt verstecken. Aber zum Glück erfahren wir in diesem populärwissenschaftlichen Beitrag auch, dass wir nicht dazu verdammt sind, diese animalischen Reste der Evolution noch länger mit uns herumzutragen. Zögern Sie nicht! Nutzen Sie den Sommer, um Ihre Brüste, Ihre Vaginen und Penisse jetzt zum halben Preis abzutrainieren!

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Vom Erzeuger vor Ort

Es ist noch gar nicht so lange her, als Bürger Ronald Gängel im Stadtrat anfragte, was im Falle des Auffindens toter Tiere zu tun sei. Postwendend wurde im Markranstädter Amtsblatt auch die entsprechende Arbeitsanweisung veröffentlicht. Allerdings fiel dieser Eile mal wieder die Kreativität zum Opfer, denn die freie Marktwirtschaft hat längst gewinnbringendere Möglichkeiten einer effektiven Tierkörperverwertung entwickelt.

Gefunden von A. D. in der Netto-Werbung.

Roadkilled Chicken klingt natürlich auch wesentlich werbewirksamer als überfahrenes Huhn. Je nachdem, ob das Tier von einem LKW, einem SUV oder einem Fiat Panda überrollt wurde, variiert die flächenmäßige Ausdehnung der Mahlzeit und damit auch der Preis. Hygienisch abgepackt in durchsichtiger Folie, ist sogar das Verfallsdatum sichtbar. Wenn Sie also das Profil eines Winterreifens entdecken, Hände weg!

 

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