Barrierefreiheit „made in markranstädt“

Die aktuelle Lage inmitten der Corona-Pandemie hat eindrucksvoll gezeigt, dass sich nicht alle Teilnehmer unserer Gesellschaft durch Allgemeinverfügungen oder andere Regeln zu gewünschten Verhaltensmustern zwingen lassen. Ganz besonders in rückständigen Siedlungsgebieten wie Seebenisch sind Sturheit und Starrsinn noch weit verbreitet. Deshalb hat die Stadtverwaltung dort einen sensibleren Weg gewählt, um junge Eltern, greise Senioren und vor allem Rollstuhlfahrer auf den richtigen Weg zu zwingen.

Hinter der Seebenischer Seitenstraße hört irgendwie die Welt auf. Zumindest für jene, die gewohnheitsmäßig mit dem Auto bis vor das Ziel ihrer Wünsche fahren.

Das Schild „Sackgasse“ gilt freilich nicht für Fußgänger. Die lustwandeln munter drauf los, scheren sich einen Dreck um das Ende der Straße und laufen dort einfach weiter. Schon seit Jahrhunderten geht das so, weshalb die Benutzung des inzwischen recht ausgetretenen Trampelpfades als Gewohnheitsrecht wahrgenommen wird.

Da half es auch nichts, dass die Stadtverwaltung einst sogar den Ausbau des Fußweges kurz vorm Nirvana abrupt enden ließ. Im Gegenteil! Vor allem für junge Mütter mit ihren Kinderwagen und geronte Rollatorennutzer war der sanfte Übergang in die grüne Natur eine Art barrierefreier Zugang zum Weg zwischen Bahnhofstraße und Gärnitz, entlang des Sportplatzes und der Gartenanlage.

Wer ab hier weiter will, muss den Gehweg verlassen und die Stufe zur Straße nehmen.

Wohlgemerkt: Das alles ist nur der Faulheit geschuldet, beim Verlassen des Fußweges mit Kinderwagen, Rollator oder Rollstuhl nicht umständlich die Stufe des Bordsteins nehmen zu müssen.

 

 

Da steht die Frage im Raum: Wie kann man die ländlichen Sturköpfe dazu zwingen, die Regeln des fußläufigen Verkehrs einzuhalten? Wo kein Fußweg ist, hat schließlich niemand langzulaufen. Wo kommen wir denn hin?

Als Hundetoilette getarnter Prellbock für faule Seebenischer, denen jede Stufe zu viel ist.

Die im Rathaus entbundene Lösung ist so einfach wie genial. Sozusagen als Reminiszenz an den einstigen Arbeitgeber der Bürgermeisterin, hat sich die Verwaltung eine Anleihe beim Öffentlichen Personennahverkehr genommen. Genauer gesagt bei der Bahn.

Dieses Gleis endet hier

Kurzerhand wurde am Ende des Fußweges ein urbaner Prellbock installiert. Unüberwindlich selbst für noch so sportliche Piloten von Rollatoren, Kinderwagen oder gar Rollstühlen. Sogar komplett austrainierte Kids auf Skateboards beißen sich an dieser Hürde sprichwörtlich die Zähne aus.

Wer den Sprung vom Gehweg nicht wagen oder aus Gewohnheit gredeaus laufen will, landet am Prellbock.

 

Besonders bemerkenswert ist jedoch die architektonische Lösung, mit der sich das Hindernis harmonisch ins urbane Erscheinungsbild des Brühl-Viertels integriert. Planerisch exakt in den Radius der Gassi-Runde hundereicher Neubürger aus den umliegenden Känguruh-Siedlungen gepflanzt, ist dieser gestalterische Geniestreich an Effizienz wahrlich nicht zu toppen.

Jetzt bleibt den Ureinwohnern wirklich nichts weiter übrig, als sich endlich mal zu integrieren. Höchste Zeit, dass die Kinderwagenschieber, Rollstuhlfahrer und Rollatorenführer mal lernen, mit ihren Geräten nicht nur über ihren eigenen Schatten, sondern auch über den Bordstein zu springen.

Warum nur auf dem Dorf? Eigentlich ist das doch auch eine gute Idee für die Verkehrsberuhigung auf der behindertengerechten Rampe am Rathaus in der Kernstadt.

Und wenn es den Anwohnern hinter der Hecke zu sehr nach Hundekacke riecht, können sie es ja wie die neubürgerlichen Herrchen dieser Vierbeiner machen und eine hübsche Betonmauer hochziehen. Von den Städtern lernen, heißt siegen lernen. Das muss man doch endlich mal begreifen im 21. Jahrhundert.

 

 

4 Kommentare

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  1. Hoffe doch ihr habt die Beseitigung des Prellbock’s gleich als Vorschlag für den „Bürgerhaushalt“ eingereicht.

    1. Wo denken Sie hin? Für den Bürgerhaushalt sind solche Marginalien nun wirklich nicht wichtig genug. Viel wegweisender sind dort solche Vorschläge wie beispielsweise der mit der laufenden Nummer 25, wo es heißt: „Umstellung der Feuerwehrsirenen auf ‚Vollfunk‘ (Mittagsschlaf Kitakids)“ Dagegen kann doch so ein lächerlicher Prellbock selbst dann nicht anstinken, wenn das in ihm integrierte Hundeklo randvoll ist.

    • Doppelrömer auf 12. Mai 2021 bei 8:20
    • Antworten

    Genial! Das muss wirklich erst mal genau so aufgespürt werden. Stumpfsinnus Marcransis nimmt nur so hin was eine Stadtverwaltung an planerischem leistet (oooch… die Planungskosten wohl wieder!). Geistabschaltus Marcransis führt es aus- und Nachts? Im Dunklen kommen die Nachtschichten und sehen den Schei…. Wahrscheinlich beim Weitergehen angerammelt… Zu Himmelfahrt morgen sollte ein Sanitätsauto vorsorglich dort stehen…

    1. Wegen Himmelfahrt steht das Ding dort, damit nicht alle in die Hecke kotzen. Einfach in eine Tüte göpeln und diese im Behälter versenken.

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