Blumen, Briefe und Helfer im Fernsehen

Lassen wir im heutigen Tagesupdate die Scheitel unserer Häupter mal auf das politische Markranstädt richten. Dass derzeit keine Sitzungen stattfinden, muss ja nicht gleich heißen, dass da überhaupt nichts passiert. Schließlich hat man jetzt auch in den Parteien ausreichend freie Spitzen. Also … Zeitspitzen. Und in der Tat tut sich da bei einigen was.

Dass sich das Hauptaugenmerk von CDU und SPD auf nahezu die gleiche Situation bezieht, könnten Verschwörungstheoretiker als „Kartellabsprache“ bezeichnen. In der Realität ist es aber wohl eher ein von den Umständen gesteuerter Zufall.

Sowohl die Markranstädter Christ- als auch die Sozialdemokraten haben ziemlich zeitnah festgestellt, dass viele der von der Corona-Pandemie besonders gefährdeten älteren Menschen keinen oder nur beschränkten Zugang zu modernen Kommunikationskanälen haben.

Kurz gesagt: Sie sind per Internet oder über soziale Netzwerke nicht zu erreichen und können demzufolge auch nicht darüber kommunizieren. Da kommen die Initiativen der CDU und SPD gerade richtig, zumal sie auf unterschiedliche Aspekte abzielen.

CDU verschenkt Primeln

Die Markranstädter CDU möchte dazu beitragen, die unvermeidlichen Defizite in Kommunikation und zwischenmenschlichem Kontakt durch Freude auf anderen Ebenen auszugleichen. „Wir wollen jedem Bewohner der AWO Seniorenzenten ‚Im Park‘ und ‚Am See‘, der Einrichtung ‚Pflegedienst Engel‘ sowie im Seniorenpark ‚Am grünen Zweig‘ eine Primel schenken“, beschreibt CDU-Chef Michael Unverricht die Idee und ergänzt: „Gleichzeitig übermitteln wir dabei unsere Wünsche, dass die Empfänger gesund zu bleiben mögen“.

Die CDU bringt Stimmungsaufheller ins Haus.

Die Primeln, immerhin 325 dieser Frühlingsboten hat die CDU geordert, stammen aus der Produktion einer Markranstädter Gärtnerei. „Damit möchten wir auch ein Zeichen für die Unterstützung unserer stark gebeutelten Wirtschaft setzen“, sagt Heike Helbig, stellvertretende Vorsitzende des CDU-Stadtverbandes. Die Blumen sollen ab heute früh an Senioren in den genannten Einrichtungen verteilt werden.

Dabei werde selbstverständlich auf die notwendige Distanz geachtet, um die Bewohner zu schützen. Gleichzeitig will man mit der floralen Frühlingsfreude nicht nur Farbtupfer in die Wohnungen bringen, sondern auch gleich noch eine Botschaft transportieren.

„Sicherlich um auch Kontakt mit der Außenwelt zu halten, sieht man derzeit viele Senioren Einkäufe erledigen. Deshalb unsere ausdrückliche Bitte: Bleiben Sie daheim, vermeiden Sie unnötige persönliche Kontakte“, appelliert der Vorstand an die Markranstädter Senioren und verweist auf das Angebot „Wir helfen“ im MGH.

SPD setzt auf analogen Brief

Etwas pragmantischer, aber nicht weniger aufwändig, ist eine Initiative der Markranstädter SPD, die nahezu zeitgleich angelaufen ist. Auch sie zielt darauf ab, durch mangelnde Teilhabe an der Kommunikation per Internet entstehende Informationslücken zu schließen.

Anklicken, ausdrucken und weitergeben.

Dazu haben die Markranstädter Genossen ein Schreiben für Menschen ohne Internetzugang erstellt. „Im Sinne der Nachbarschaftshilfe bitten wir die Bevölkerung, das Schreiben denjenigen zur Verfügung zu stellen, die sich nicht über die Corona-Pandemie im Internet informieren können, aber trotzdem einige Hinweise und wichtige Telefonkontakte benötigen“, heißt es in einer Mitteilung des SDP-Ortsvereins.

Für die Verbreitung des Senioren-Schreibens wirbt die Partei um die Mitwirkung der Bevölkerung. „Wenn Sie ältere Nachbarn haben, drucken Sie das auf unserer Webseite www.spd-markranstaedt.de abrufbare Schreiben bitte aus und stecken es in deren Briefkasten“, bittet die Ortsvereinsvorsitzende Pia Nörenberg.

Fraktions-Chef Frank Meißner appelliert: „Es liegt an jedem Einzelnen von uns, sich gegenseitig zu helfen und auch unsere älteren Mitmenschen aufzuklären. Leisten wir alle unseren Beitrag dazu!“

Natüüürlich sind diese Initiativen nicht ganz frei von okkultem Verpackungsmaterial. Mit jeder überreichten Primel und jedem Nachbarschaftsbrief kommt, mehr oder weniger sichtbar, gleichzeitig eine politische Reliquie ins Haus, die danach ebenso mehr oder weniger inbrünstig angebetet werden darf. Oder auch nicht. Entscheiden darf das jeder für sich und abgesehen vom Tara ist das Netto auf alle Fälle mehr als nur eine nette Geste.

Markranstädter Helfer im MDR-TV

Frei von politischer Religion hat die Helfertruppe um die Markranstädter Gymasiasten nun schon ihre zweite Woche in Angriff genommen. So langsam wächst auch die Zahl der Anfragen und so sieht man die „Heinzelmännchen“ mit den grünen Kärtchen am Hals jetzt immer öfter im Stadtbild.

Begleiten Sie unsere Helfer in der MDR-Mediathek.

Das hat jetzt sogar wieder mal den MDR in die Stadt gelockt (wir begrüßen die Filmschaffenden aus dem Leipziger Schlachthof nachträglich im Kreise unserer Leserschar). Was bei der Visite entbunden wurde, hat eine Länge von 2:28 Minuten und ist in Farbe und bewegten Bildern zu sehen. Klicken Sie einfach mal drauf.


Der Corona-Stand am 2. April

In Markranstädt haben sich die offiziellen Zahlen gegenüber dem gestrigen Tag nicht verändert. Im Landkreis haben die Fallzahlen erneut zugenommen. Insgesamt seien bislang 117 Infektionen mit dem Corona-Virus bestätigt worden. Das ist eine Zunahme um sieben Fälle.  Sieben Personen werden demnach im Krankenhaus behandelt, 165 befinden sich in Quarantäne

 

2 Kommentare

    • Ulrich Naser auf 3. April 2020 bei 6:28
    • Antworten

    Über den solidarischen Hinweis der SPD hinaus, meine Anregung zu weiterem Nachdenken:
    Eine jüdische Anekdote erzählt, „wie der Sohn von einer Leiter herunterfällt, bewusstlos liegen bleibt, und die Mutter zum Rabbiner läuft um Rat und Hilfe. Sagen Sie mir, fragt der Rabbiner, wie kommt ein jüdisches Kind auf eine Leiter?“
    Diese Anekdote oder besser diese Lehrgeschichte, die Sigmund Freud gerne zitierte, will neben vielem anderen sagen, dass es auch bei jedem Unglück, auch bei Krankheiten darum geht, nach der Vorgeschichte zu fragen. Dann nämlich kann man hilfreiche Überlegungen anstellen, wie das Unglück künftig zu vermeiden ist.

      • Volker Schack auf 3. April 2020 bei 14:19
      • Antworten

      Wie ist sie denn nun, diese Vorgeschichte? In der DDR kannte man solche Vorgeschichten und hat , wenns auch mühselig war, aller 2 Jahre solche Virusgeschichtenn durchgestanden, obwohl die Betriebe durchschnittlich die halbe Belegschaft zeitweise verloren hatten. Vor 2 Jahren forderte die Influenza viele tausend Tote, worauf kein großer Aufschrei erfolgte. Forsaumfragen jetzt besagen , das 95% der Befragten für laufende Verschärfungen der Maßnahmen sind, außer einem Rest von einem Prozent verbleiben noch 4 % , die gegen Notstandsmaßnahmen sind. Hierzu gehöre ich,obwohl ich weiß, jetzt von der Solidargemeinschaft als verantwortungslos hingestellt werde. Des Volkesmeinung wird durch Angst geschürt, nicht durch besonnenes Verhalten. Wir haben zum Glück Meinungsfreiheit und auf Grund der Zahlen, auch der Toten, brauchte diese ausgerufene Pandemie eher nicht existenzbedrohend sein, nicht hier und nicht in der ganzen Welt.

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