Großlehna: Frühling im Grünen Klassenzimmer

Das wäre in der allgemeinen Krisenstimmung fast untergegangen: Der neue Pavillon in der Grundschule Großlehna ist in dieser Woche fertig geworden. Dabei wäre allein die Entstehungsgeschichte von der Idee bis zur Vollendung schon einen ARD-Brennpunkt wert gewesen. Was da mit Herzblut, Tatkraft und Kreativität bewegt wurde, ist nur in einer starken Gemeinschaft möglich. Werfen wir also mal einen würdigenden Blick auf das beeindruckende Werk.

Vor 30 Jahren hätte man das Vorhaben noch unter „Subotnik“ abgerechnet. Wer sowas mal erlebt hat, der weiß: Freiwillig waren diese Einsätze nie und gleich gar nicht wäre die Idee dazu aus dem Volke selbst gekommen. Und auch die helfenden Betriebe hätte man dazu freiwillig verpflichten müssen.

In Großlehna wars umgekehrt und genau das macht das Projekt so bemerkenswert. Die Idee kam aus dem Volke (also von den Eltern), ansässige Firmen haben freiwillig mitgemacht und umgesetzt wurde das Vorhaben gemeinsam, ganz ohne politische Profiteure.

Diese Collage zeigt die einzelnen Etappen des Bauablaufes.

Ihren Anfang nahm die Geschichte im Februar 2019 bei einer Sitzung des Elternrates und der Schul- und Hortleitung. Hier wurde festgestellt, dass der Frühling des beliebten „Grünen Klassenzimmers“ längst vorbei ist und die Anlage allmählich auf den Herbst ihres Lebens zugeht.

Groß, überdacht, sonnengeschützt und in seiner achteckigen Form ideal zum Unterrrichten.

Schnell war man sich darüber einig, dass zumindest der Außenbereich neu gestaltet werden muss. „Erst waren ausschließlich neue Sitzmöglichkeiten geplant. Aber die haben sich dann als ungeeignet für die Durchführung von Unterricht im Freien erwiesen“, erinnert sich Elternratsvorsitzende Judith Heine.

Mai 2019: Der Erdwall wird begradigt.

Das war die Geburtsstunde der Idee, statt dessen gleich Nägel mit Köpfen zu machen und einen Pavillon zu errichten. „Groß, überdacht, sonnengeschützt und in seiner achteckigen Form ideal zum Unterrrichten“, war auch Judith Heine von den Merkmalen begeistert.

Aber als Ortschaftsrätin und ehemaliges Mitglied der CDU-Stadtratsfraktion war ihr von vornherein klar, dass man auch für die Realisierung und insbesondere die Finanzierung kreative Ideen braucht. „Um das Budget der Grundschule nicht zu belasten, war mein Anliegen als Elternratsvorsitzende dieser Schule, Geldspenden von ansässigen Firmen und Privatpersonen zu sammeln.“

Gemeinsame Freiteitgestaltung mit Spaß-Faktor: Peggy Derwein, Anja Gutjahr und Doreen Hoensch (v.l.n.r.) schwingen die Pinsel.

Unterstützt wurde Judith Heine dabei von Doreen Hoensch, die sich ebenfalls im Elternrat engagiert. Wurden beide wegen des großen Ziels anfangs vielleicht noch belächelt, war das Staunen am Ende groß, als die Spendensumme bekanntgegeben wurde. Überwältigende 2.500 Euro waren zusammengekommen!

„Außerdem habe ich meine Kontakte im Ort genutzt und ansässige Firmen wie Universalabbruch Weise (UAW), die Tischlerei Kitze, das Abbundzentrum oder die LAV Markkranstädt gewinnen können“, freut sich Heine.

Im Mai 2019 war dann alles gerichtet, um das Vorhaben auch praktisch in die Tat umzusetzen. Zunächst wurde durch UAW der Erdwall begradigt, danach erfolgte im Abbundzentrum die Anfertigung der Holzteile, die schließlich von den Eltern mit Holzschutzanstrich versehen wurden.

Stößchen: Wer feste arbeitet, darf auch feste Spaß dabei haben. Judith Heine, Doreen Hoensch, Peggy Derwein (v.l.n.r.) planen die nächsten Pinselstriche.

Nachdem der Pavillon im August vorigen Jahres von der Firma Kitze aufgebaut wurde, konnte er im September feierlich an die Grundschule übergeben werden. Was wie das Ende einer erfolgreichen Geschichte klingt, war aber erstmal nur ein Etappenziel.

„Nach Gesprächen mit der Ersten Beigeordneten Beate Lehmann erklärte sich die Stadt bereit, die Pflasterung des Innenbereichs sowie die Kosten für die Umrandung und die Bereitstellung der Sitzmöbel zu übernehmen“, erinnert sich Judith Heine an den Beginn des nächsten Abschnitts.

Besser kann man ein Gemeinschaftswerk kaum im Bild festhalten: Eltern und Kinder arbeiten Hand in Hand.

Der begann schon im Oktober 2019, als die LAV Markranstädt die Pflasterung des Innenbereichs ausführte. Dann kehrte erst mal der Winter ein. Anfang März kamen dann plötzlich die Holzteile für die Umrandung an. Für die Eltern war das der Startschuss, noch einmal zu Pinsel und Farbe zu greifen und die Elemente mit einem Anstrich zu versehen.

Vor ein paar Tagen dann erfolgte der letzte Akt. Zimmerermeister Andreas Kitze und sein Team montierten die Umrandung und bauten auch gleich die neuen Sitzmöbel ein. Passt, sitzt und hat Luft!

Es ist vollbracht!

Mangels feierlicher Eröffnung, die den Kontakteinschränkungen durch die Corona-Pandemie zum Opfer fiel, konnte Judith Heine ihre vorbereitete Dankesrede leider nicht halten. Darum nutzt sie die Gelegenheit jetzt, um ihrem Herzen Luft zu machen.

„Es macht mich stolz, dass wir gemeinsam dieses neue ‚Grüne Klassenzimmer‘ für unsere Schüler geschaffen haben und ich hoffe, dass die Kinder, Lehrer und Erzieher es baldmöglichst aktiv nutzen können. Ein großes Dankeschön geht an den Elternrat und die beteiligten Eltern der Grundschule, an die Stadt Markranstädt, an die beteiligten Unternehmen und an die zahlreichen Geldspender! “


Der MN-Gruß nach Großlehna:

Wenn man im Ort zusammensteht,
dann kann das Werk geraten.
Der Neid sieht nur das Blumenbeet,
aber nie den Spaten!

 

 

2 Kommentare

  1. Sehr schöne Aktion! Hut ab vor den OrganisatorInnen! Mir liegt allerdings ein anderes Problem am Herzen: Corona-bedingt gehe ich jetzt oft den Feldweg zwischen Markranstädt und Großlehna spazieren. Offensichtlich betrachten viele Bürger den schmalen bewaldeten Streifen zwischen den beiden Feldern als Müllablagefläche, so dass es reichlich von weggeworfenen Flaschen, Büchsen und Hausmüll aus den Büschen glänzt. Ein trauriges Beispiel für das Umweltbewusstsein (ich bin KEIN Greta-Fan) mancher Bürger!

    1. Tolle Aktion, richtig, nur wäre es schön, wenn man im zuständigen Hause Gelder und Ideen und Lösungen hätte.

      Das Ordnungsamt wäre da zuständig, aber die haben es nicht so mit dem rumliegenden Müll anscheinend (beobachte ich seit Jahren direkt vor meiner Tür)
      Man muss es anzeigen, sagte mir die Stadt, also wieder selbst den Übeltätern auf die Spur gehen, alles wie früher, beim ABV-er (der wurde entlohnt) und bitte den Namen des Übeltäters nicht vergessen;)

      Noch was in Sache MN, ich denke auch hier wäre Unterstützung angebracht, da sich die Recherchen nicht selbst erledigen und die Infos ganz kostenfrei sind. Hat da auch jemand eine tolle Idee?

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