Wer lachen kann, hat den Ernst der Lage verstanden

„Wer befindet, dass das mit dem Corona-Humor jetzt mal aufzuhören hat, hat nicht begriffen wie ernst die Lage ist“, twitterte WDR-Moderator Micky Beisenherz dieser Tage. Natürlich ist er da nicht selbst drauf gekommen. Der Satz steht im Närrischen Testament, Buch Markranstädter Nachtschichten, Kapitel 4 Vers 21 (MN 4.21.). Bleiben wir also unserer Religion treu und blicken mit einem Augenzwinkern auf die zurückliegende Woche.

Zuerst ein Streifzug durch Deutschland. Hier ist man zunehmend mit der Gesamtsituation unzufrieden. Scheinbar auch die Fernseh-Reporter, in deren Filtern immer weniger hängen bleibt und umso mehr für Lacher sorgt.

So durfte eine Dame vor laufender Kamera ihrem Herzen Luft machen, dass sie jetzt zu Hause ist und sie mit der Bespaßung ihrer Kinder überfordert wäre. Aber nicht nur das.

Auch der Haushalt wachse ihr über den Kopf, weil „die Putzfrau auch nicht mehr kommen darf“, klagt die Dame, die den ganzen Tag zu Hause ist und beantwortet dem Zuschauer damit auch gleich die Frage, auf welcher Seite der Elbe sie wohnt.

Wehe den Geholfenen

Über die Milliardenhilfen von Bund und Ländern hatten wir im Laufe der Woche selbst schon berichtet. Inzwischen haben auch gestandene Politiker wie Ministerpräsident Kretschmer bereits eingeräumt, dass diese Hilfen den Kleinen nicht helfen.

Der Solo-Selbstständige darf nur Hilfe für die laufenden Kosten seines Unternehmens beantragen. Sozialversicherung, Wohnungsmiete oder Essen fallen nicht darunter. Der DAX-Konzern, für den die Hilfen wirklich bestimmt sind, darf damit hingegen auch seine Sesselfurzer weiterbezahlen, womit diese wiederum ihre persönlichen Bedürfnisse wie Miete oder Essen befriedigen können. Klare Ansage, wer hier systemrelevant ist.

Sehnsucht nach der Scharia

Systemrelevant sind auch die Abmahnanwälte. Über ihre Kanzleien „Reicher & Reicher“ bitten sie jetzt ehrenamtliche Maskennäherinnen zur Kasse, wenn die irgendwie mal den Begriff „Mundschutz“ verwendet haben.

Leider kam die Pandemie etwas zu früh. In ein paar Jahren, wenn der Islam in Deutschland Staatsreligion geworden ist und die Scharia als gültige Rechtsordnung gilt … ja, also die haben da interessante Lösungsmöglichkeiten gegen solche Advokaten in ihrem Strafenkatalog. Bis dahin gilt: Auch Abmahnanwälte gehören zu Deutschland. Noch.

Zurück zum Spaß. Da hatte Markranstädt auch in der zurückliegenden Woche allerhand zu bieten. Die hiesige Kirchgemeinde beispielsweise hat jetzt ihren eigenen Youtube-Kanal. Allerdings ist der eher für Loriot-Freunde zu finden, die nach dem legendären Jodel-Diplom googeln.

Malarüdö – du-dödel-di

Das Video-Angebot der lokalen Kirche firmiert unter … jetzt gut festhalten und exakt mitjodeln … Malarüdö! Da sage noch einer, das drohende Höllenfeuer würde heute noch Angst verbreiten. Hat da vielleicht gar wer die Hostien verwechselt und statt dessen Hanf-Kekse ausgereicht? Wenn ja, bitte mehr davon!

Mit zwei Kellerbier im Hals und einer halben Flasche Brotschnaps auf der Leber sind wir dann aber ganz von selber hinter die wahre Bedeutung der Jodel-Botschaft gekommen.

Vollständig ist der Youtube-Kanal mit KG Malarüdö betitelt, was nichts anderes heißen kann als Kirchgemeinde Markranstädter Land – ckmarsdorf – lzig. Um es mal mit Loriot zu sagen: Darauf ein dreifaches „Holleri du dödel di diri diri dudel dö“!

Kochen im Schichtsystem

Inspiriert von der Sorge um die humanitäre Lage im ehemaligen Hotel (MN vom 28. März) hat die Markranstädter CDU mal beim Landratsamt um Aufklärung gebeten.

Die Antwort kam überraschend schnell und offenbarte, dass man in Borna (dort liest man die MN auch) gern etwas zur Stabilisierung der humoristischen Lage in Markranstädt beisteuern möchte.

Was genau das Landratsamt dazu entbunden hat, ist im Wortlaut leider nicht überliefert, aber die Markranstädter CDU hat das Extrakt in einer Pressemitteilung konzentriert, die den MN vorliegt. Zwar geht auch daraus nicht hervor, wieviele Herde den Insassen dort für die Zubereitung ihres Mittagessens zur Verfügung stehen, aber zwischen den Zeilen ist zumindest herauszulesen, dass es zu wenige sind.

„Für die Nutzung der Gemeinschaftsküche wurde ein Schichtsystem eingeführt“, heißt es deshalb. Danke dafür! Das hilft über die Zeit hinweg, da die Filmpaläste noch geschlossen sind. Mit den zwei Kellerbier und dem Brotschnaps, die noch von der Übersetzung des Jodel-Diploms übrig waren, kommt ganz von selbst oscar-reifes Kopfkino in Gang.

Da steht also eine Menschenschlange (im Abstand von anderthalb Metern!!!) auf dem Gang und wartet, bis da drin jemand fertig mit Kochen geworden ist und die Reihe nachrücken kann. Selbstverständlich stehen die Herde da drin auch mindestens anderthalb Meter auseinander und es halten sich (siehe Allgemeinverfügung des Freistaates) auch nie mehr als zwei Personen in der Küche auf.

Zwischen Mittag und Spätstück

So gegen Mitternacht müssen sich die Letzten dann aber sputen beim Umrühren des Mittagessens, weil da schon wieder die Ersten fürs Frühstück anstehen. Dass manche Hobbyköche dann möglicherweise auch noch wählerisch sind, wenn auf ihrer Feuerstelle vorher Schweinefleisch gebruzelt wurde, spielt spätestens ab 23. April sowieso erstmal keine Rolle mehr. Zumindest tagsüber.

Fazit: Wir sind alle bestens vorbereitet auf die Bewältigung der Pandemie. Man darf nur seinen Humor nicht verlieren, sonst hat man Probleme damit, den Ernst der Lage zu erkennen.

Ihnen allen ein schönes Wochenende!

 

6 Kommentare

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  1. Wenn sich die CDU mit diesen lari-Fari-Antwirten nicht zufrieden gibt, würde das Dokument sogar eine gewisse Glaubwürdigkeit ausstrahlen. Bislang ist es nur die Weitergabe inhaltsloser Phrasen.

    • Stadträndler auf 5. April 2020 bei 12:46
    • Antworten

    GANZ, GANZ GROSSER ARTIKEL!!!
    Für alle was dabei und nicht nur auf ein Ziel gerichtet. Kaleidoskop nennt man das glaub ich. Mein absoluter Favorit ist das Jodeldiplom. Vielen Dank und ein einfaches Malarüdö für Euch!

  2. Vielen Dank für den Artikel, bin auch zum Lachen in den Keller gegangen 😉

    Die hier berichteten Tatsachen lassen tief blicken, nur die Frage, ob sie jedem Leser gefallen, da hab ich mit Blick ins Rathaus oder nach Borna meine Bedenken. andererseits drückt sich deutlich aus, dass es denen egal ist, was da so alles vor sich geht.
    Ich kann Wiki 1302 hier nur voll zustimmen, und der Maskenballerina bepflichten.
    Beim Verfolgen der täglichen Nachrichten bezüglich der in Quarantäne befindlichen Neubürger mache ich mir allerdings ernsthaft Sorgen, ebenso um die Berichterstattung oder Nichtberichterstattung. Hier wird man sicher auf lokale Quellen zurückgreifen müssen- auf den „Lallendorfer Kanal“ ist ja Verlass;)

    Allen einen schönen ruhigen Sonntag

    • Maskenballerina auf 5. April 2020 bei 11:22
    • Antworten

    Mir, der mir seeeeeeeehr zeitig der Ernst der Lage intuitiv klar war, ist gerade das Lachen im Gesicht eingefroren: „In der Not zeigt sich der Charakter der Menschen!“ (Helmut Schmidt)
    Es gibt leider nicht nur die Abmahn-Agentur „Reicher und Reicher“, es gibt viel Schlimmeres, nämlich Zeitgenossen, die die von manchen Ehrenamtlchen bisher KOSTENLOS!!! hergestellten Gesichtsmasken bestellen, am Verteildepot abholen, und dann mit fröhlichem Gesicht des Gutmenschen und gutem Reingewinn durch Hosentaschenverkauf weiter geben.
    Auch Verwalter von Verteildepots sind nachweislich dieser Versuchung bereits erlegen.
    Gratulation, wenn das kein lukratives Geschäftsmodell ist!
    Deshalb ist dieses Ehrenamt ab sofort nicht mehr kostenlos und Verteildepots werden nicht mehr beliefert. Die Ausgabe bestellter Masken erfolgt ab sofort nur noch von Angesicht zu Angesicht in haushaltsüblichen Mengen. Ich hoffe sehr, dass die Bedürftigkeitsprüfung weiterhin überflüssig bleibt.

  3. Da muss ich wohl die Scharia studieren, um jeden Beitrag hundertprozentig zu verstehen.

  4. Moin alle zusammen.
    Sehr guter Artikel wiedermal.
    Genau mein Ding.
    Ich selbst bin gespannt wie die Freizeizbeschränkungen nach dem 23.04. gehandhabt werden. Entweder werden sie aufgehoben für alle, auch für Deutsche, oder es gibt Unterscheidungen wie sie jetzt schon in Frankreich gehandhabt werden. Ich glaube nicht das sich unsere muslimischen Mitbürger ihren Ramadan versauen lassen. Ihre Gebetsstunden vor ihren Moscheen lassen sie sich ja jetzt schon nicht versauen, siehe Berlin-Neukölln.
    In diesem Sinne allen einen schönen Sonntag und ihr von MN mach weiter so.

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